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Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Titel: Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad
Autoren: Heinrich Kraus
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sein Fußpilz nicht verschwinden will. Wir haben jetzt Herbstferien und genügend Zeit, auf den Kriegspfad zu gehen, sofern Ihr mich nicht im Stich laßt. Seid vielmals gegrüßt von Eurem Sigi Wulle .“

    Diesen Brief steckte ich in ein Kuvert, und meine Mutter war über meine Besserung so erstaunt, daß sie mir eine Briefmarke zum Draufkleben schenkte. Ich ging gleich zur Post, wo ich Annegret traf, die mich fragte, ob ich mit meinen tapferen Kriegern schon den Black Joe gefangen habe, und dabei sehr spöttisch lächelte.
    „Warte nur ab!“ sagte ich.
    „Wie lange?“ kicherte sie.
    „Noch eine Woche.“
    „Bin gespannt!“
    Dann ging sie weiter. Sie gefiel mir gut mit ihrem langen blonden Haar, und ein komisches Gefühl stieg in mir auf. Schnell warf ich den Brief ein und faßte den Vorsatz, nicht aufzugeben, bis ich den verdammten Wildwestganoven geschnappt hätte.
    Nach Hause zurückgekehrt, machte ich mich daran, den Stall von Strups auszumisten, der hinter der Garage unter einem Holunderstrauch stand. Er bestand aus einer Kiste, die mit Dachpappe umkleidet war und eine Drahttür hatte. Ich setzte Strups oben drauf, von wo er mir bei der Arbeit zuschauen konnte, die nicht angenehm, aber notwendig ist. Alle Lebewesen erzeugen Mist, auch wir Menschen, und der muß beseitigt werden, damit man nicht darin erstickt.

Kapitel 6
    Du meinst also, es sei besser, nichts zu unternehmen?“ fragte Onkel Eduard, der mit dem Federbusch auf der Glatze und der Bemalung im blassen Gesicht mit seiner zu großen hängenden Unterlippe ziemlich lustig aussah.
    „Indianer sind ihm sympathisch“, sagte ich und warf neues Holz in unser Lagerfeuer, sowie Schilf, das dichten Qualm erzeugt und damit die Schnaken vertreibt.
    „Du glaubst, daß er von selbst erscheinen wird?“
    „Wenn er den Eindruck gewinnt, daß wir ihn nicht verfolgen.“
    „Und wie lange wird dieses Manöver dauern?“
    „Ich rechne mit einer Woche.“
    „Und dann?“
    „Dann schnappen wir ihn.“
    „Ist das nicht unfair?“
    „Und die Brandstiftung im Sportheim?“ rief ich.
    „Und der Diebstahl des Pferdes?“ half mir meine Patin.
    „Am Ende schießt er noch jemanden tot!“ warnte ich.
    Onkel Edilein nickte.
    „Möglicherweise beobachtet er uns bereits!“ flüsterte ich.
    Meine Patin Berta nickte ebenfalls und drehte den Spieß, an dem ein Hahn langsam knusprig briet. Sie war als Indianersquaw hergerichtet, mit einer Perücke aus langem schwarzem Haar, brauner Schminke im breiten Gesicht und einem bis zu den Füßen reichenden Kleid, so daß selbst ich sie zuerst kaum erkannt hatte. Der Hahn duftete vorzüglich, und glücklicherweise regnete es nicht.
    Der Mond war eine Sichel geworden und baumelte an der Milchstraße, die eine Straße von lauter unzähligen Sternen ist.
    Auf meinen Brief hin waren sie gleich angereist, um mir beizustehen, denn Verbrecherjagden sind ihr Vergnügen, seit Onkel Edilein pensioniert ist, das heißt ohne Arbeit, was er nicht ertragen kann. Deshalb will er etwas für die Menschheit tun und das Böse in ihr bekämpfen. Darüber lacht meine Patin wohl, macht aber dennoch mit, da sie gern ein Abenteuer erlebt. Meine Eltern weigerten sich zuerst, mich mit den beiden ziehen zu lassen. Einen ganzen Tag lang diskutierten wir mit ihnen und redeten auf sie ein. Onkel Edi erklärte, er übernehme die volle Verantwortung, denn Black Joe sei sicher kein Mörder, sondern nur ein unechter Wildwester . Außerdem würden wir ihn nicht angreifen, sondern in eine Falle locken.
    Die Leute lachten sehr, als wir uns für den Kriegspfad hergerichtet hatten, vermutlich, weil meine Patin so dick und Onkel Edi so dünn und seltsam bemalt war. Sie hielten sich die Bäuche vor Lachen. Am lautesten wieherte der Gendarm, obgleich er keinen Grund dazu hatte, da seine Ermittlungen gänzlich ohne Ergebnis geblieben waren. Ich schoß ihm mit dem Blasrohr eine Erbse ins Auge, damit er sich ärgerte, weil nun die Leute über ihn lachten. Maxi und Fred fuchsten sich auch, da ich bessere Krieger gefunden hatte; aber Annegret warf mir eine Kußhand zu.

    Dann war der Hahn gebraten. Patin Berta rieb ihn mit Salz ein, und Onkel Eduard legte ihn auf ein Farnblatt, um ihn mit seinem langen Dolch auseinanderzuschneiden, so daß jeder einen Batzen nehmen und mit Genuß verschmausen konnte.

    Dazu ließ er eine Flasche Feuerwasser kreisen, aus der ich ebenfalls einen Schluck trinken durfte, der mir den Magen ausbrannte. Ich hoffte, Black Joe würde uns
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