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Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Titel: Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad
Autoren: Heinrich Kraus
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Black Joe nannte, seit er übergeschnappt war. Er hielt sich für einen Wildwestbanditen und bildete sich ein, die roten Brüder aus der Hand weißer Unterdrücker befreien zu müssen. Das war nicht ungefährlich für seine Mitmenschen.
    Da die Leute erzählten, daß er irgendwo im Wald einen Schatz vergraben habe, der von seinen vielen Raubzügen stamme, und wir ohnehin Herbstferien hatten, verkleideten wir Jungen uns als Indianer, steckten Hühnerfedern auf den Kopf und bemalten unsere Gesichter, damit sie furchterregend aussahen. Außerdem nähte ich bunte Fransen an die Beine meiner Hose, die mir Tante Berta, meine Patin, zum Geburtstag geschenkt hatte. So streiften wir von morgens bis abends im Wald und im Bruch herum. Aber wir hatten nicht mehr Glück als die Polizisten: Black Joe war verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt.

    Unser Dorf liegt in einem breiten Tal. Darin gibt es außerdem Äcker und Wiesen mit Rindviechern drauf sowie zwei Bäche, die an der Stelle, wo sie zusammenfließen, einen Sumpf bilden, das Teufelsmoor. Dort sind schon einige Menschen versunken, die sich in unserer Gegend nicht auskannten. Wenn man nichtsahnend durch das Schilf tappt, kann es plötzlich auseinanderreißen, und man taucht in den Schlamm unterhalb des Wurzelwerks — je mehr man zappelt, desto schneller geht es. Danach schließt sich die Schilfdecke langsam wieder, und keiner weiß, wo man für alle Ewigkeit ruht.
    Auf beiden Seiten des Tales erheben sich bewaldete Hügel. Meist ist es Kiefernwald mit Gestrüpp unter den Bäumen: Brombeerranken, Himbeerhecken und Farnkraut, was man kaum durchdringen kann, um zu den Schluchten und Felsen zu gelangen; aber Maxi besaß ein Buschmesser, mit dem er das Dickicht zerteilte, und so machten wir jeden Tag eine Expedition. Leider war alle Mühe umsonst, weil der Black Joe verschwunden blieb. Wenn wir die Suche aufgegeben hatten, trugen wir Äste zusammen, um ein Lagerfeuer anzuzünden und darin Kastanien oder auch Pilze zu braten, die ich gut kannte, da mein Vater mir die eßbaren Arten erklärt hatte. Am liebsten aßen wir Maronen und Schirmpilze.
    „Uff, uff!“ seufzte Fred.
    „Uff!“ stöhnte auch Maxi.
    „Was bedrückt die Seelen meiner roten Brüder?“ fragte ich, obwohl ich es wußte, und streichelte meinen Strups, der im Grase krabbelte und an frischen Kräutern knabberte.
    „Der Polizeihauptmann hat recht“, sagte Fred.
    „Black Joe ist längst über alle Berge“, ergänzte Maxi.
    „Das glaube ich nicht.“
    „Wieso?“
    „Wohin soll er reiten? Vielleicht in die Stadt?“
    „Er muß ja nicht reiten“, sagte Fred.
    „Er kann auch gehen“, fügte Maxi hinzu. „Und sein Pferd?“
    „Das läßt er einfach laufen.“
    „Und was tut ein Pferd, wenn man ihm seine Freiheit gibt?“ fragte ich.
    „Traben und galoppieren.“
    „Wohin?“
    „Zu seinem Stall.“
    „Und ist es etwa dort?“
    „Nein“, sagte Fred, der es wissen mußte, weil der Bauer Sauther sein Onkel ist.
    „Na also, ihr tapferen Krieger!“
    „Uff!“
    „Und was vermuten meine roten Brüder nun?“
    „Daß der Black Joe vielleicht doch noch hier herumstrolcht.“
    „Und wollt ihr ihn nicht mehr verfolgen?“
    „Uff!“
    Ich stand auf, um noch ein paar Pilze zu suchen und ihnen Zeit für eine Beratung zu geben, denn ich merkte, daß sie kein Interesse an der Verfolgung des Pferdediebs, Banditen und Brandstifters mehr hatten. Anscheinend glaubten sie auch nicht mehr an das Vorhandensein des Schatzes und zitterten immer stärker, sicher nicht nur vor Kälte, sondern auch vor Angst. Richtige Komantschen jedoch dürfen keine Angst haben oder sie wenigstens nicht zeigen, sonst sind sie feige Kojoten. Nach einer Weile tappte ich zurück, steckte die Pilze auf einen Stecken und schwenkte sie durch die Flammen, bissie weich und heiß waren, um sie dann zu verzehren.
    Die anderen wollten nichts essen, sondern schauten mir schweigend zu. Wenn ich sie aber anblickte, drehten sie schnell den Kopf
    weg und starrten in die Flammen des Lagerfeuers, um ihre Verlegenheit zu verbergen.
    „Was haben meine roten Brüder beschlossen?“ fragte ich und kaute gleichgültig.
    „ Pshaw !“ murmelte Fred.
    „Daß wir morgen das allerletzte Mal auf den Kriegspfad gehen“, sagte Maxi.
    „Warum?“
    „Weil nichts dabei rauskommt.“
    „Dann jage ich, euer edler Häuptling, den verdammten Schurken eben allein.“
    „Uff!“
    Das war alles. Anschließend pinkelten wir abwechselnd über das Feuer, bis es
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