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Die Landkarte der Liebe

Die Landkarte der Liebe

Titel: Die Landkarte der Liebe
Autoren: Lucy Clarke
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Kapitel 1
Katie
London, März
    Katie hatte vom Meer geträumt. Das Telefon klingelte. Wildes Wasser und dunkle Ströme flossen rauschend davon, als sie sich aufsetzte. Sie blinzelte und rieb sich die Augen. Die Uhr neben dem Bett zeigte 2:14 an.
    Mia . Sie erstarrte. Ihre Schwester hatte sich bestimmt bei dem Zeitunterschied verrechnet.
    Katie schlug die Laken zurück und schlüpfte aus dem Bett, das Nachthemd hatte sie sich um ihre Taille gewickelt. Im Zimmer war es kühl, der Fußboden war eiskalt. Frierend tastete sich Katie vorwärts, die Finger wie Fühler ausgestreckt. Als sie an die Tür stießen, drehte sie am Knauf. Die Scharniere wimmerten.
    Im Flur wurde das Läuten schriller und hallte bedrohlich durch die stillen, schlaftrunkenen Stunden der Nacht. Wie spät war es in Australien? Gegen Mittag?
    Katie fragte sich, was Mia auf dem Herzen hatte. Das Telefonat vom Vortag lag ihr noch im Magen. Sie hatten zum ersten Mal seit Monaten wieder miteinander gesprochen – aber es war hässlich geworden. Sie hatten sich gegenseitig mit scharfen Worten verletzt, Katie hatte ihre Mutter ins Spiel gebracht und ihrer Schwester einen Stich ins Herz versetzt. Hinterher hatte das schlechte Gewissen sie derart gequält, dass sie eine Stunde früher Feierabend machen musste. Sie hatte sich nicht mehr auf ihre Arbeit konzentrieren können. Aber nun würde sie mit Mia reden und sich bei ihr entschuldigen.
    Sie war nur noch zwei Schritte vom Telefon entfernt, da merkte sie erst, dass es schwieg. Sie blieb stehen und fuhr sich über die Stirn. Hatte Mia aufgelegt? Oder hatte sie das bloß geträumt?
    Da, es klingelte erneut. Doch diesmal war es nicht das Telefon, sondern ein eindringliches Läuten an der Tür.
    Katie seufzte. Das waren bestimmt wieder nächtliche Besucher für die Dealer, die einige Etagen höher wohnten. Sie ging zur Sprechanlage. »Hallo?«
    Â»Hier ist die Polizei.«
    Katie fuhr zusammen. Ihre Schläfrigkeit löste sich wie morgendlicher Dunst über dem Meer auf.
    Â»Wir müssen mit Katie Greene sprechen.«
    Das Herz schlug ihr bis zum Hals. »Das bin ich.«
    Â»Lassen Sie uns bitte rein?«
    Sie öffnete die Haustür. Was will die Polizei von mir? Was ist passiert? Sie schaltete das Licht ein und blinzelte in den hellen Korridor. Schützend senkte sie den Kopf und kniff die Lider zusammen. Ihr Blick fiel auf ihre bloßen Füße, die rosa Zehennägel, den Saum ihres zerknitterten Nachthemds. Sie wollte rasch noch ihren Bade­mantel holen, doch da erklangen im Treppenhaus schon schwere Schritte.
    Katie öffnete die Tür. Zwei uniformierte Polizisten, eine Frau und ein Mann, standen vor ihr.
    Â»Miss Katie Greene?«, fragte die Beamtin und trat ein. Ihre Wangen waren gerötet, ihre blonden Haare zeigten das erste Grau. Ihr junger Kollege hätte ihr Sohn sein können. Er schaute betreten zu Boden.
    Â»Ja.«
    Â»Sind Sie allein?«
    Sie nickte.
    Â»Sie sind die Schwester von Mia Greene?«
    Sie schlug sich die Hand vor den Mund. »Ja.«
    Â»Wir müssen Ihnen leider eine schlechte Nachricht überbringen. Die Polizei auf Bali hat uns benachrichtigt –«
    O Gott. O mein Gott …
    Â»â€“ dass Mia Greene tot aufgefunden wurde. Am Fuß einer Klippe in Umanuk. Die Polizei geht davon aus, dass sie gestürzt ist.«
    Â»Nein! Nein!« Katie wandte sich ab. Bitterer Magensaft stieg ihr in die Kehle. Das hier war ein Traum. Ein böser Traum.
    Â»Miss Greene?«
    Sie drehte sich nicht um. Ihr Blick fiel auf die ordentliche Pinnwand, an der Einladungen, ein Kalender und die Visitenkarte eines Caterers in Reih und Glied hingen – und ganz oben eine Weltkarte, die aus ihrem Filofax stammte. In der Woche, bevor Mia aufgebrochen war, hatte Katie sie noch gebeten, ihre Strecke darauf einzuzeichnen. Mias Lippen hatten sich zu einem Lächeln verzogen, dennoch hatte sie sich Katies Bedürfnis nach Plänen und Terminen gebeugt und eine ungefähre Route markiert, die an der Westküste der USA begann und über Australien, Neuseeland, Fidschi, Samoa, Vietnam und Kambodscha führte – ein endloser Sommer an endlosen Küsten. Katie hatte die Route anhand von Mias sporadischen Kontaktaufnahmen nachverfolgt. Im Moment steckte die Nadel in Westaustralien.
    Sie schaute auf die Karte. Irgendetwas stimmte nicht. »Wo wurde sie gefunden?«
    Â»In Umanuk«,
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