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Sieh mich an, Al Sony

Sieh mich an, Al Sony

Titel: Sieh mich an, Al Sony
Autoren: Denise Danks
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Silbertropfen aus den Strömen von Geld zu rauben, die durch die juwelenbesetzten Schluchten von Las Vegas fluten.
    Am Samstag morgen um zwei kam ich in mein Zimmer, ziemlich beschwipst, um knapp hundert Dollar ärmer, und ich fragte mich, weshalb zum Teufel ich fand, daß ich mich amüsiert hatte. Die Wahrheit war, daß ich es ziemlich einfach gefunden hatte, als Frau allein in Las Vegas unterwegs zu sein, und das war ein Glück, denn es sollte noch einmal vierundzwanzig Stunden dauern, bis Charlie an rief.
    Beim erstenmal fragte er nach dem Preis für Drams, und beim zweitenmal, zwei Stunden später, trug er mir auf, uns einen Heimflug zu buchen und dafür zu sorgen, daß es die erste Klasse war.
    »Du kannst mich mal«, sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Wir müssen weg.«
    »Du kannst ja verschwinden. Das hier ist Blackpool, aber mit großen Knöpfen dran. Morgen gucke ich mir >Nackte auf Eis< an. Kann ich mir doch wohl nicht entgehen lassen, oder?«
    »Georgina, mir wird’s hier zu heiß.«
    »Das kommt, weil es da draußen fast vierzig Grad sind.«
    »Eher, weil mir jemand einen Schweißbrenner an den Hintern hält.«
    »Okay, ich besorge die Tickets. Aber, Charlie, nenne mich nie wieder Freundin.«
     
    Charlie nahm mich nie ernst. Er ließ sich fröhlich auf seinem Sitz nieder, nachdem er seine Reisetasche verstaut hatte, und hielt seinen Aktenkoffer in den Armen. Er hatte den erschöpften, wilden Blick eines Mannes, der zu lange und zu breit gegrinst hatte. Er nahm meine Hand und drückte sie fest, aber ich riß mich los, und Charlie lachte.
    »Kann mich mal jemand kneifen?« sagte er.
    »Lieber würde ich dir eine reinhauen, du Fiesling.«
    »Georgina, sei nett zu mir. Ich bin ein richtig reicher Mann.«
    »Charlie, führe mich nicht in Versuchung. In diesem Augenblick bist du so dicht davor...« Ich preßte Daumen und Zeigefinger zusammen »... ein richtig kranker Mann zu werden.«
    Charlie tippte sich seitlich an die Nase und tätschelte mir beruhigend den Oberschenkel; dann drückte er seine Sitzlehne nach hinten, um zu schlafen. Ich klappte meine nach vorn, damit ich Kaffee trinken und zuschauen konnte, wie das Tageslicht sich vor uns ausbreitete und die Dunkelheit mit all ihren magischen Glitzerlichtern hinter uns zurückblieb. Entspannen konnte ich mich nicht. Das dumpfe Dröhnen des Flugzeugs störte mich. Las Vegas hatte mich um den Finger gewickelt wie eine gute Hure einen freundlichen Polizisten. Sie war eine Gaunerin, aber eine ehrliche. Sie verpackte sich in Kinderlandschaften aus kitschigen Römerpalästen und Tausendundeiner Nacht, und so konnte niemand auch nur im entferntesten Gewissensbisse bekommen, weil er sich von einer Kultur abwandte, die gar nicht vorhanden war, und seine Aufmerksamkeit auf den wahren Grund seiner Anwesenheit richtete: auf die Risiken in der heißen, zielstrebigen Jagd nach dem Geld.
    Während ich zuschaute, wie die Wolken unter uns eine tückische Matratze formten, sah ich aus den Augenwinkeln, daß jemand mich beobachtete. Er saß neben Charlie auf der anderen Seite des Ganges, ein sonnengebräunter, gutgebauter Mann mit dunklem, an den Schläfen etwas dünnem Haar und einem gewaltigen Schnurrbart, der sich dick über sein breites Grinsen spannte. Wir saßen im Nichtraucherbereich, aber er hatte ganz offensichtlich eine Packung Marlboro und ein Dunhill-Feuerzeug vor sich auf dem Tischchen liegen. Ich schaute zu ihm hinüber, und er tappte auf die Packung und grinste. Der Geist von Las Vegas hing mir immer noch an, das Rad drehte sich, die Kugel landete in einer Mulde, und ich nickte und schaute die Zigaretten an. Der Mann zeigte mit dem Daumen nach hinten, und ich quetschte mich an Charlie vorbei und folgte ihm durch das Flugzeug nach hinten.
     
    »Pal Kuthy«, sagte er und reichte mir eine breite, goldberingte Hand, als wir uns beide eine angezündet hatten. Er hatte einen starken europäischen Akzent, aber ich konnte ihn keinem Land zuordnen.
    »Georgina Powers«, sagte ich; ich drückte ihm die Hand und blies zugleich den Rauch aus. Dann schloß ich die Augen und genoß den starken, frischen Geschmack. Ich würde mir Zeit lassen mit dieser Zigarette
    - und dann nie wieder.
    »Wie war Vegas?« fragte er. »Hat sie Sie gut behandelt?«
    »Lies und weine, sagt man wohl. Und bei Ihnen?«
    »Ich habe eine Menge Geld verloren. Ich glaube, ich bin ein miserabler Spieler.«
    »Was spielen Sie?«
    »Poker.«
    »Oh.«
    »Spielen Sie Karten?«
    »Nein, er
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