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Sieh mich an, Al Sony

Sieh mich an, Al Sony

Titel: Sieh mich an, Al Sony
Autoren: Denise Danks
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sagen.«
    »Nein.«
    »Auch nicht für die Yakuza ? Sag’s mir.«
    Er antwortete nicht.
    »Aber Shinichro konntest du nicht umbringen.«
    »Nein. Er war ein Company-Mann. Außerdem dachte ich, ich müßte ihn vielleicht noch benutzen.«
    »Und was ist mit mir?«
    »Dich auch.«
    »Mich benutzen?«
    »Nein. Na ja, manchmal, aber nur, wenn ich mußte. Umbringen könnte ich dich nicht, nein. Warum sollte ich? Ich mag dich zu sehr.«
    »Was hat das damit zu tun?«
    Pal lachte. »Okay. Ich könnte dich umbringen, wenn es sein müßte. Aber es würde mir überhaupt nicht gefallen.«
    Jetzt ließ ich mich von ihm berühren, ließ seine Lippen über meine feuchte Haut streifen.
    »Wann hast du deine Eproms ausgeliefert?« fragte ich.
    »Ich hatte sie nie.«
    »Lügner.«
    »Es ist erledigt. Okay?«
    »So schnell?«
    »Ja. So schnell.«
    »Hast du sie getestet?«
    Pal hielt für einen Moment inne und sah neugierig zu mir auf.
    »Das wird der Käufer tun mit dem kleinen Chip, den ich Japan abgenommen habe.«
    »Wer ist der Käufer?«
    Er rollte sich auf den Bauch und stützte den Kopf in beide Handflächen.
    »Willst du eine Story schreiben, Mama? Soll ich dir eine Story geben, die du schreiben kannst?«
    »Ja. Warum nicht?«
    »Bist du deshalb geblieben?«
    »Ich weiß nicht, warum ich geblieben bin. Ich hab’s satt, zu verlieren. Ich hab’ die Verlierer satt, nehme ich an.«
    »Willst du Geld?«
    »Ich habe Geld. Biete mir kein Geld an.«
    »Okay. Frag mich.« Er langte nach den Zigaretten auf seinem Nachttisch.
    »Für wen arbeitest du?«
    »Für mich selbst.«
    »Wer hat dich beauftragt?«
    Er zögerte einen Moment und überlegte, wie er seine Auftraggeber beschreiben sollte und ob er sie überhaupt beschreiben sollte.
    »Eine multinationale Körperschaft«, sagte er dann.
    »Keine Regierung?«
    »Nein.«
    »Eine Regierungsbehörde? Irgendeiner Regierung?«
    »Ein großer Multi. Genausogut wie eine Regierung. Man kann sich nicht mehr von Nationalstaaten abhängig machen, nicht als wirtschaftliche Einheiten, heute nicht mehr. Über Geschäfte redet man mit Geschäftsleuten.«
    »Welcher Multi?«
    Der Rauch kräuselte sich aus seiner Nase, und ich sah ein beginnendes Grinsen, das sich auf seinem Gesicht ausbreitete. »Komm schon. Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit, Georgina. Frag mich, wo ich hinfahre, wenn ich wieder zu Hause in Budapest bin.«
    »Wohin?«
    »Nach Bagdad. Willst du mitkommen?«
    »Nach Bagdad? Warum?«
    »AO Electronix installiert ein extensives Computernetzwerk im Irak, zum Einsatz in der... hm... Flugsicherung. Ich beliefere seit Jahren Freunde im Nahen Osten.«
    »In der zivilen Flugsicherung?«
    »Flugsicherung in Uniform. Informationen über den Flugverkehr werden analysiert und an eine Reihe von speziellen Anlagen überall im Lande weitergeleitet.«
    Er beugte sich vor und schob mir eine Hand zwischen die Beine. »Reicht dir das?« fragte er. Ich hielt ihn fest.
    »Da ist Krieg«, sagte ich.
    »Das stimmt.«
    Er betrachtete mein verwirrtes Gesicht, hinter dem sich ein hart arbeitendes Gehirn verbarg, und lachte. Shinichros Firma hatte es so eingerichtet, daß der Controller dieses Netzwerks eine winzige, unsichtbare Zeitbombe im System hatte, so zerstörerisch wie ein Pfund Plastiksprengstoff. Schlimmer noch, denn es war intelligenter Plastiksprengstoff.
    »Aber unterstützen wir nicht diesen Dreckskerl Hussein?« fragte ich.
    »Wer ist wir? Ach ja, das hatte ich vergessen — wir, ja. Der Westen unterstützt die arabischen öllieferanten. Absolut. Japan auch. Die Sowjets fürchten um ihre Grenzen, sie fürchten den Fundamentalismus. Niemand will, daß der Iran gewinnt. Niemand will, daß der Iran und die Schiiten die Region beherrschen — oder das Öl. Mit dem Öl ist es wie mit den Siliziumchips: Du kannst nicht plötzlich anfangen, sie selbst herzustellen, weil jemand, dem du nicht vertraust, das Monopol bekommt.«
    »Aber wenn der Iran gewinnt... «
    »Dann wird niemand wollen, daß die..., wie soll ich es nennen?... die Kommunikations-Infrastruktur... die militärische Kommunikations-Infrastruktur, okay? daß sie besonders gut funktioniert.«
    Das Telefon klingelte. Pal lehnte sich zurück und nahm ab. »Dein Polizist«, sagte er, reichte mir den Hörer und betastete meine Brüste. Ich legte die Hand auf die Sprechmuschel und flüsterte ihm zu: »Das kann ich nicht schreiben. Nicht, ehe es passiert ist.«
    »Ich weiß. Schön, nicht wahr?«
    »Du Scheißkerl.«
    »Ich hab’s dir doch
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