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Sieg der Herzen

Sieg der Herzen

Titel: Sieg der Herzen
Autoren: Linda Lael Miller
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Stichwort hinauf und brachten ihre Geschenke dar - eine Zigarrenkiste, die grüne Blumenvase von irgendeinem Bewohner von Springwater, der sie zur Verfügung gestellt hatte, und eine silberne Bonbonschale aus Olivias Wohnzimmer. Olivia spielte Klavier, wie es ihre Rolle vorsah, und soufflierte dem jungen Schauspielensemble im Flüsterton, der vermutlich bis in jede Ecke der Kirche zu hören war, wann immer eines der Kinder seinen Text vergaß oder sich in der Aufregung verhaspelte.
    Die kleine Clarissa Hargreaves, Trey und Rachels vierjähriges, dunkelhaariges Töchterchen, das von Lampenfieber gepackt war und gewiss die unterschwellige Spannung der tapferen Versammlung spürte, brach mitten in ihrem
    Bibelvers in Tränen aus, und Rachel musste zu ihr eilen und sie in die Arme schließen. Sie lächelte entschuldigend und drückte Clarissa fest an sich, als sie das Kind zurück zur ersten Kirchenbank trug.
    Jeder erhob sich, um das Schlusslied des Krippenspiels zu singen, und Olivias Stimme zitterte, als sie mitsang. Sie hatte sich seit Beginn der Katastrophe beschäftigen können, aber bald würde sie stillsitzen, warten und denken müssen, zwischen Hoffen und Bangen hin und her gerissen sein. Sie war sich nicht sicher, ob sie es ertragen würde, untätig zu sein, während Wesley vielleicht tot war oder im Sterben lag oder schwer verletzt Höllenqualen erlitt.
    Der Chor der Versammelten schwoll beim letzten Kirchenlied an, als sei es ein Flehen zum Himmel.
    Stille Nacht, Heilige Nacht, alles schläft, einsam wacht...
    Olivia, die mit den Kindern vorne in der Kirche stand, hob den Blick, als sie einen Schwall kalter Luft spürte, der über den Mittelgang wehte, und dann betrat der erste Mann die Kirche, mit Dreck bedeckt, aber wohlauf, Gott sei Dank wohlauf und in Sicherheit. Sie erkannte Ben Williams.
    Der Gesang verstummte abrupt, und es war für diesen unendlich süßen Moment tatsächlich eine stille Nacht. Daisy und Rose brachen sofort aus den Reihen der anderen Engel aus, rannten mit ihrer Mutter zu Ben und schluchzten vor Freude.
    Dann kamen andere Minenarbeiter aus ihrem Grab zurück, einer nach dem anderen, und die kleine Kirche erbebte förmlich vor Glück, Erleichterung und Dankbarkeit. Olivia stand wie angewurzelt da und starrte zur Tür, stumm flehend, dass Wesley dort auftauchen würde, lebend und unverletzt. Jacob, June McCaffrey und auch Jamie standen ebenso starr da und beobachteten die Tür.
    Und dann sahen sie ihn. Wesley. Lächelnd, von oben bis unten verdreckt, doch unglaublich schön.
    Als er über den Mittelgang schritt, berührte er im Vorübergehen die Schulter seines Vaters und drückte die ihm entgegengestreckte Hand der Mutter, doch er nahm den Blick nicht von Olivias Gesicht und verharrte keine Sekunde. Erst als er vor dem kleinen Podium neben der Kanzel stand, blickte er zu ihr auf.
    »Ich liebe dich, Olivia«, sagte er laut, damit alle es hören konnten. »Willst du mich heiraten? Auf der Stelle?«
    Sie nickte, blind vor Tränen und nicht in der Lage, einen Ton herauszubringen. Da stieß er einen Jubelschrei aus, sprang auf das Podium, packte sie an den Hüften und drehte sich zweimal mit ihr im Kreis - vor der erfreuten Einwohnerschaft der Stadt Springwater. Es war kein angemessenes Verhalten für eine Kirche, aber niemand nahm Anstoß daran, auch nicht an dem Jubel der Versammelten. Aber die meisten Leute sagten sich, der Herr würde vermutlich bereit sein, angesichts der besonderen Umstände bei solch ungebührlichem Verhalten ein Auge zuzudrücken.
    An diesem Heiligabend fand eine große Feier in der Springwater-Station statt. Wie durch ein Wunder war jeder Mann aus dem Stollen herausgekommen, bei Bewusstsein und atmend, obwohl einige Knochenbrüche und andere Verletzungen erlitten hatten - und die Bewohner der kleinen Stadt jubelten.
    Wie Olivia bald erfuhr, war der junge Toby McCaffrey der Held des Tages. Er war durch ein Labyrinth von Stollen hinabgeklettert, als die ersten Eingeschlossenen aufgestöbert worden waren und hatte den anderen geholfen, hinaufzugelangen. Als Jacob das erfuhr, war er sichtlich stolz auf seinen Adoptivsohn, verpasste ihm aber trotzdem eine Kopfnuss und sagte, er müsse ihn eigentlich verprügeln, weil er ein solches Risiko eingegangen war.
    Schließlich gingen die Leute nach Hause und trugen ihre schlafenden Kinder in den Armen. Ehepaare, wieder vereinigt, verließen die Station Arm in Arm, versunken in die Augen des anderen. Sally Williams brachte ihre
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