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Sieg der Herzen

Sieg der Herzen

Titel: Sieg der Herzen
Autoren: Linda Lael Miller
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sanft Jamies Kinn mit Daumen und Zeigefinger und hob den Kopf des kleinen Mädchens an. »Ich nehme an, du hast Recht«, sagte sie.
    In diesem Moment kam Trey Hargreaves herein, das Gesicht rot vor Kälte, den Mantel schneebedeckt. Er verharrte kurz in der Tür, als sei er unsicher, ob er willkommen sein würde. Sein Blick fiel auf June und Olivia, und seine breiten Schultern sackten ein wenig herunter.
    »Das ist alles meine Schuld«, sagte er.
    June eilte sofort durch den Raum und begann, Trey aus dem Mantel zu helfen. Seine Bewegungen waren hölzern vor Erschöpfung und Schock. »Nein, es ist nicht deine Schuld«, widersprach sie, »und lass mich das nicht noch einmal hören. Gibt es etwas Neues?«
    »Ich wollte es dir gerade sagen. Wir sind bis auf die erste Lage Bauholz runter«, antwortete er und konnte eine Spur von Hoffnung, von verzweifelter Hoffnung, in seinen Worten nicht verbergen.
    Kurz nach Treys Betreten der Station hatte Olivia einen Becher mit heißem Kaffee gefüllt, und den brachte sie jetzt wortlos zu ihm.
    Er sank auf eine der Bänke und stemmte den Ellenbogen auf die Tischplatte. »Danke«, murmelte er.
    »Wo ist Rachel?«, fragte June. Sie stand neben Trey und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »In dieser Situation solltest du bei deiner Frau sein.«
    »Ich glaube, ich könnte Rachel nicht ins Gesicht sehen«, murmelte Trey.
    »Was ist denn das für eine schöne Bescherung?«, erwiderte June mit heiterer Gelassenheit. »Ich hätte dich nie für einen Feigling gehalten, Trey Hargreaves!«
    Trey schlug beide Hände vors Gesicht. »Ich hätte die Mine längst schließen müssen«, meinte er, als habe er Junes Worte gar nicht gehört. »Der Himmel weiß, dass wir genügend Geld bis an unser Lebensende haben und ...«
    »Aber durch die Jupiter-und-Zeus-Mine gab es in den letzten Jahren Arbeit in Springwater«, fiel ihm June ins Wort. »Sieh dir doch nur Ben Wilhams und seine Familie an. Ich weiß nicht, was diese Leute getan hätten, wenn du ihnen nicht diesen Job gegeben hättest.«
    »Ich habe ihm einen Job gegeben, in Ordnung«, sagte Trey, nahm die Hände vom Gesicht und starrte vor sich hin, als könne er durch die Holzwand der Station in weite Ferne blicken. »Und ein Grab gleich dazu.«
    »Miss Rachel ist in dem großen Haus gegenüber und kümmert sich um einige der Frauen und Kinder. Ich gehe sie holen.« Jamies Stimme erschreckte jeden im Raum. Trey zuckte zusammen, als er aus seinen Gedanken gerissen wurde.
    »Tu das, Liebes«, sagte June. »Ich bin dir dankbar dafür.«
    Rachel traf fünf Minuten später ein; sie wirkte trotz aller Besorgtheit tatkräftig und stark. Trey stand bei ihrem Eintreten auf. Sein Gesicht spiegelte Qual wider und war blass, und Rachel eilte in seine Arme. Während Olivia die zärtliche Szene beobachtete, verspürte sie einen Stich von Neid, der so scharf war, dass sie sich bei dem Schmerz fast zusammenkrümmte. Lieber Gott, was würde sie tun, wenn Wesley nicht mehr zurückkehrte? Wenn es keine weitere Umarmung, keinen Kuss geben würde?
    Sie blinzelte gegen Tränen an und blickte fort.
    Rachel und Trey sprachen lange Zeit leise miteinander, während June und Olivia Distanz hielten und sich zu beschäftigen versuchten. Schließlich trank Trey seinen Kaffee aus, zog wieder den Mantel an und kehrte zu den anderen zurück, um beim Graben zu helfen. Rachel umarmte June und Olivia und ging dann zu ihrem Haus, um sich weiter um die Frauen und Kinder zu kümmern.
    Als das Tageslicht zu verblassen begann, wurden Laternen zur Mine gebracht, und die Arbeit ging weiter. Mit jedem verstreichenden Moment wurde eine Rettung der eingeschlossenen Männer unwahrscheinlicher, aber keiner der Helfer legte seine Schaufel ab, um nach Hause zu gehen. Jacob McCaffrey, der so hart oder härter als jeder der Männer arbeitete, betete die ganze Zeit über stumm immer wieder das Gleiche: Herr, lass mich meinen Sohn wiedersehen. Lass mich ihn in die Arme schließen. Lass mich ihn um Verzeihung bitten, wie ich Dich um Vergebung bitte.
    Pres Parrish legte eine Hand auf Jacobs Arm. Sein schwarzes Haar war schneebedeckt, und sein Gesicht spiegelte die Sorge und Erschöpfung wider, die sie alle empfanden. »Das reicht, Jacob«, sagte er in seiner strengen Art. »Denk an dein Herz.«
    Jacob stützte sich um Atem ringend auf seine Schaufel, war jedoch entschlossen weiter zu graben, solange es erforderlich war. »Er ist dort unten. Mein Junge. Alles, was mir geblieben ist.«
    Pres zuckte mit
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