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Sieg der Herzen

Sieg der Herzen

Titel: Sieg der Herzen
Autoren: Linda Lael Miller
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feucht und brannten; er war froh darüber, dass Ben sein Gesicht nicht sehen konnte. Er hatte selbst einige Geschenke gekauft, ein modisches Seidenhütchen für Olivia, einen Holzschlitten für Jamie. Eine Spieluhr für seine Mama und eine Pfeife für den alten Mann. Wes musste sich zusammenreißen, um nicht loszuheulen. Voller Verzweiflung wünschte er sich, hier herauszukommen, damit er die Geschenke verteilen konnte.
    Ben fuhr fort, was angesichts seiner Verfassung nur gut war. »Sie alle haben sich wahnsinnig auf dieses Krippenspiel gefreut, weißt du. Meinst du, sie werden es aufführen, wenn wir alle hier unten sind?«
    Wes sah vor seinem geistigen Auge Olivia, in kerzengerade Haltung wie immer, das Kinn hoch erhoben und die Wangen gerötet vor Eifer und Überzeugung. »O ja«, antwortete er mit einem leichten Lächeln. »Die Aufführung wird stattfinden.«
    »Gut«, murmelte Ben, und es klang erleichtert.
    »Hallo, Hallo!«, rief Smiley Beckett, der Vorarbeiter, der irgendwo ziemlich nahe sein musste. »McLaughlin. Bist du das, der so 'ne große Schnauze hat?«
    »Erraten«, antwortete Wes. »Williams ist auch hier. Ist dir das Grinsen noch nicht vergangen, Smiley?«
    Der andere Mann lachte - es war ein alter Scherz in der Mine, den Vorarbeiter wegen seines Namens Smiley aufzuziehen -, und er rief zurück: »Soweit ich weiß, nein, aber ich bin mir nicht so sicher, ob es bei dem alten Gus hier ebenso ist. Er atmet noch, aber es klingt mehr wie ein Rasseln!«
    In den nächsten zwanzig Minuten ertönten andere Stimmen aus der Dunkelheit, Stimmen, die ängstlich und verzagt klangen, jedoch die Freude über das Überleben verrieten. Wes zählte und stellte fest, dass nur zwei Leute fehlten, ein alter Mann, der zu Beginn der Schicht geklagt hatte, dass ihn der Rheumatismus noch einmal umbringen werde, und ein halbwüchsiger Junge, der als Bote zwischen der Erdoberfläche und den Stollen fungiert hatte und ständig zwischen Finsternis und Helligkeit hin und her gependelt war.
    Wes betete, dass beide sicher über Tage waren.
    Es war Ben, der als Erster die Geräusche oben hörte, die schwach und rhythmisch und fast wie Musik klangen. »Hört mal!«, zischte er.
    Wes strengte die Ohren an, die wie sein Mund und die Augen voller Dreck und Staub waren. Dennoch konnte er vage das Kling und Klang von Hacken und Schaufeln vernehmen. Retter! Zweifellos war Jacob dort oben und grub mit den besten Männern. Trey Hargreaves ebenfalls, und jeder Cowboy und Herumtreiber aus dem Brimstone Saloon. Gage Calloway, Landry Kildare, die ganze GesellSchaft würde anrücken, um zu helfen, denn so war es in Springwater. Viele der Frauen würden ebenfalls dabei sein und genauso hart arbeiten, um ihren Beitrag zu leisten, so gut sie konnten.
    Wes schloss die Augen und versuchte, sich einzureden, dass die Helfer es bis zu ihnen schafften, bevor der Luftvorrat ausging, bevor der Rest des Stollens einstürzte und sie für immer unter sich begrub.
    Irgendwo in der eisigen Finsternis begann ein Mann zu singen.
    Silent night, Holy night... all is calm... all is bright...
    Einer der Männer nach dem anderen stimmten mit leiser Stimme ein, und die vertrauten Worte bildeten eine unsichtbare Kette, die sie alle miteinander verband wie Überlebende eines Schiffswracks, die sich alle an denselben Rettungsring klammerten.
     
    Leichter Schneefall setzte ein, als die Bewohner von Springwater ihre verzweifelten Bemühungen begannen, zu den tief unter der Erde eingeschlossenen Männern vorzudringen. Olivia war die Hälfte der zwei Meilen zur Mine gerannt, bevor jemand mit einem Wagen angehalten hatte, um sie mitzunehmen, und in dem Moment ihres Eintreffens hatte sie sich eine der Schaufeln geschnappt, die Cornucopia vom General Store geschickt hatte, und wie wild zu graben begonnen.
    Jacob McCaffrey legte seine starke Hand auf ihren Arm, und als sie in sein zerfurchtes Gesicht aufblickte, sah sie darin eine Verzweiflung, die so groß war wie ihre eigene.
    »Er ist dort unten, nicht wahr?«
    Olivias Kehle war wie zugeschnürt, und sie brachte keinen Ton heraus. Sie biss sich auf die Unterlippe und nickte.
    In diesem Augenblick ritt June durch die Menge heran, und ihr Haar flatterte im Wind. Wie Olivia hatte sie sich nicht die Zeit genommen, einen Mantel anzuziehen. June erreichte sie, sprang von dem alten weißen Maultier und packte ihren Mann an den Aufschlägen seiner schwarzen Arbeitsjacke.
    »Wesley? «, fragte sie Jacob mit wildem Blick. Als Jacob
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