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Sieg der Herzen

Sieg der Herzen

Titel: Sieg der Herzen
Autoren: Linda Lael Miller
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nicht sofort antwortete, sondern nur lautlos die Lippen bewegte, schüttelte sie ihn. »Du!«, fuhr sie ihn an. »Du hast ihm nicht verziehen - du würdest nicht einmal versuchen, ihn zu verstehen - und jetzt könnte er sterben und glauben ...« Ihre Stimme brach.
    Jacob ließ den Ausbruch stumm über sich ergehen, hielt den Kopf hoch erhoben und starrte in die Ferne. Olivia wusste, dass er vor seinem geistigen Auge seine Söhne sah, nicht nur Will, nicht nur Wesley, sondern beide, jung und wohlauf und so überzeugt von ihrer Unbesiegbarkeit, wie nur junge Männer es sein können.
    June begann zu schluchzen, trommelte mit ihren kleinen Fäusten auf Jacobs Brust, doch er traf noch immer keine Anstalten, ihre Hiebe abzufangen. »Will starb in seinen Armen!«, schrie sie. »Hörst du, Jacob McCaffrey? Unser Will starb draußen auf dem Schlachtfeld in Wes' Armen, und Wes muss seither Tag und Nacht mit der Erinnerung daran leben!«
    Jacobs dunkle Augen füllten sich mit Tränen. Er blickte zu June hinab und hielt endlich ihre Handgelenke fest. Ihre Hände verschwanden in seinen. »Still jetzt«, sagte er mit rauer Stimme, die jedoch voller Liebe klang. »Wir werden ihn dort rausholen. Wir werden sie alle dort rausholen.«
    June sackte gegen ihn und weinte hemmungslos.
    Über den Kopf seiner Frau hinweg sah Jacob Olivia an. »Kümmern Sie sich um sie«, sagte er leise, so leise, dass Olivia sich später fragte, ob er die Worte tatsächlich ausgesprochen oder nur gedacht hatte. »Bitte.«
    Olivia nickte und berührte June leicht an der Schulter. »Mrs McCaffrey«, murmelte sie. »Kommen Sie mit. Wir reiten zurück zur Station und machen heißen Kaffee für die Männer.«
    June sank in ihre Arme, und Olivia zog sie an sich. Ihre Wangen berührten sich, obwohl Olivia weitaus größer war, und ihre Tränen vermischten sich. Dann hob June den Kopf und holte tief Luft. Sie riss sich zusammen und tupfte mit schnellen, resoluten Bewegungen die Tränen von ihren Wangen. Sie schniefte, und dann - unglaublich - lächelte sie.
    »Sie haben Recht, Olivia«, sagte sie. »Wir müssen uns nützlich machen.«
    Olivia nickte. Ihre Schaufel war zu ihren Füßen auf den hart gefrorenen Boden gefallen; sie bückte sich, um sie aufzuheben und einem Cowboy zu übergeben, der soeben in halsbrecherischem Galopp aus der Stadt gekommen war. Andere würden bald eintreffen, das wusste sie. An der Siedlungsgrenze verbreitete sich die Nachricht schnell, wen n jemand, irgendjemand, Hilfe brauchte.
    Jamies Augen waren riesengroß, als sie in die Station kam, den großen Raum durchquerte und sich Trost suchend an Olivia schmiegte. »Wird er dort unten in der Mine sterben?«
    Es war Nachmittag, der Schnee fiel dichter und stärker denn je, und die Männer von Springwater gruben seit Stunden ohne erkennbaren Fortschritt. Dennoch weigerte sich Olivia, die Hoffnung darauf aufzugeben, dass Wesley und die anderen lebten, dass sie gerettet werden würden; jede andere Möglichkeit war für sie undenkbar.
    Sie setzte sich in Junes Schaukelstuhl neben dem Kaminfeuer und umfasste Jamies schmale Schulter. »Niemand gibt auf, Kind«, sagte sie ruhig. »Sei du nicht die Erste.«
    Jamie schluckte. »Ich nehme an, es gibt kein Weihnachtsprogramm.«
    June rührte in einem großen Topf mit Suppe auf dem Herd, und sie und Olivia tauschten Blicke. Olivia hatte nicht mehr an das Krippenspiel gedacht, seit die Katastrophe hereingebrochen war; jetzt biss sie sich auf die Unterlippe und dachte über die Situation nach.
    »Ich finde, wir sollten unsere Aufführung durchführen«, sagte sie und schaute wieder June an.
    June nickte zustimmend und lächelte schwach.
    »Ich glaube, ich kann nicht singen, wenn ich weiß, dass sie alle dort unten sind«, murmelte Jamie. »Singen kann man nur, wenn man glücklich ist.«
    Olivia ergriff die kalten Hände des Kindes und drückte sie sanft und beruhigend. »Was meinst du denn, was sich Mr McCaffrey von dir wünschen würde, wenn er in diesem Augenblick mit dir sprechen könnte?«
    »Jacob?«, fragte Jamie.
    »Nein, Liebling. Unser eigener Mr McCaffrey. Wesley.«
    Jamie starrte zu Boden, als sei dort eine Botschaft auf die Dielen geschrieben. Sie waren jedoch glatt, abgetreten von vielen Füßen und blass durch Junes regelmäßiges Schrubben. Schließlich blickte Jamie auf, und Tränen schimmerten in ihren Augen. Ihre Unterlippe bebte und sie schniefte laut. »Ich nehme an, er würde sagen: Sing trotzdem«, antwortete sie.
    Olivia umfasste
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