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Sie fielen vom Himmel

Sie fielen vom Himmel

Titel: Sie fielen vom Himmel
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wandte sich ab … an der Tür standen die anderen, plötzlich nüchtern, in ihren Helmen und der Springerkombination wie Wesen eines anderen Sterns. Unteroffizier Küppers nickte.
    »Geh'n wir.«
    Stabsgefreiter Theo Klein machte seinem Dienstgrad alle Ehre. Der Stabsgefreite ist das Rückgrat der Armee, hieß es. Erst wenn ein Stabsgefreiter in die Hosen macht, ist der Krieg verloren! Er zog das Band seines Helmes fester und nickte Julia mit der Stola zu.
    »Bezahlt haben wir«, sagte er. »Geliefert worden ist uns nichts! Wir werden jetzt schnell die Amis von der Küste hauen und kommen dann wieder! Mein Guthaben will ich abarbeiten!«
    Hans Pretzel schob Theo Klein vor sich her auf den Flur. »Halt keine Predigten«, schimpfte er. »Der Chef wartet auf euch! Seit einer Stunde steht die Kompanie marschbereit und kann nicht abrücken, weil ihr Säcke fehlt! Los, los … an der Ecke steht ein Wagen. Einen Anschiß bekommt ihr sowieso noch!«
    »Wir haben einen Urlaubsschein!« Erwin Müller 17 warf noch einen Blick auf die Mädchen, ehe er die Tür schloß. Seufzend stolperte er die Treppe hinunter, vorbei an der Padrona, die jammernd die Hände rang.
    Auf der Straße empfing sie der Seewind. Er pfiff um die Ecken der Gassen und trieb den Gestank von Fisch und Fäulnis in die letzten Winkel. Die an Leinen durch die Gassen gespannte Wäsche knatterte und flatterte durch den Nachthimmel wie ein Heer riesiger Geier. An der Ecke stand ein Wagen … ein alter belgischer Bulldogwagen mit zerfetzter Plane. Die taktischen Zeichen am Kühler waren verwischt, von der Sonne und der salzigen Luft des Mittelmeeres weggelaugt.
    Kurt Maaßen sah auf die Uhr, ehe er in den Wagen kletterte. »3.03 Uhr!« sagte er. »Die richtige Zeit für einen zünftigen Rabatz!«
    Als sie durch Neapel fuhren, am Hafen vorbei und auf die Straße nach Salerno zu, passierten sie unterhalb des Vesuvs die ersten Sperren. Vor Amalfi kamen sie in einen Aufmarsch von Pionieren, die im Dunkeln Minen legten und Sperren für die Amphibienboote der Landungstruppen. In den Artilleriestellungen wurde die Munition neben den Geschützen gestapelt, die auf die Küste eingeschossenen Batterien standen in höchster Bereitschaft. Bei Maiori trafen sie auf den Stab der 34. Fallschirmjäger-Division. Oberst Hans Stucken und Major Ia Richard v. Sporken saßen über dem großen Kartentisch und legten die Aufmarschstellungen der einzelnen Bataillone fest, falls den alliierten Truppen die Landung gelingen sollte. Sie fuhren gerade in einem Affentempo – wie es Hans Pretzel am Steuer nannte, während Theo Klein meckerte, so führe seine Großmutter nachmittags den Kinderwagen – in Richtung Vietri, als von See her die Schiffsgeschütze der Landungsflotte aufbrüllten und den Himmel in Feuer und Rauch hüllten. Orgelnd und pfeifend zogen die schweren Granaten zur Küste und wühlten bei Salerno, im Hafen und in den Sanddünen die Erde zu hohen Fontänen auf.
    »Da haben wir die Scheiße!« sagte Heinrich Küppers ruhig. »Wie spät ist es, Kurt?«
    Feldwebel Maaßen sah wieder auf seine Uhr. »Genau 3.30 Uhr – 9. September 1943.«
    Vor ihnen heulten die Granaten an die Küste … von ferne sahen sie hellen Feuerschein … im Hafen von Salerno brannten zwei Schiffe. Transporter mit Dieselöl für die Panzer … Noch weiter südlich, nicht mehr bestimmbar, zuckte der Himmel auf von Einschlägen und Abschüssen.
    »Unsere Artillerie«, stellte Theo Klein nüchtern fest. »Hoffentlich läßt die noch etwas übrig, bis wir kommen!«
    »Bei 170.000 Mann?« Josef Bergmann kroch in sich zusammen. »Nur keine Ungeduld, Theo … wir kommen früh genug ins Massengrab …«
    Das Wort lag lähmend über der Gruppe. Niemand sprach mehr ein Wort. Nur das heisere Tucken des Wagens umgab sie und das ferne Donnern der Geschütze. Über ihnen rauschte es plötzlich … Motoren dröhnten … sie schlugen die zerrissene Plane zurück und starrten in den nachtschwarzen Himmel. Ihre Gesichter wurden hart.
    »Flugzeuge«, sagte Küppers leise, als könnten sie oben in 4.000 m Höhe seine Stimme hören. »Amis … Kinder, ich sage euch … das ist eine ganz verfluchte Sache, die sich da zusammenbraut!«
    Bei Vietri bogen sie ab und fuhren über Feldwege wie die Wilden nach Eboli. Sie überquerten den Picentino und Tusciano, Brücken, die schon von den Pionieren unterminiert waren und bereitstanden, in die Luft zu gehen. Ein Hauptmann hielt den Wagen an und sah unter die Plane.
    »Was macht ihr
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