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Sie fielen vom Himmel

Sie fielen vom Himmel

Titel: Sie fielen vom Himmel
Autoren: Heinz G. Konsalik
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kurzen Feuerstößen die immer noch am Hang und an der Höhe 593 liegenden Polen nieder.
    Theo Klein lag hinter seinem MG, den Helm in den Nacken geschoben, und beobachtete, wie seitlich vor ihm das Gestein abspritzte und ein leises Pfeifen durch die Luft surrte. Heinrich Küppers zählte seine Handgranaten.
    »Noch sechs Stück. Ich werde von Maaßen eine neue Kiste holen.«
    Theo Klein nickte. »Die Polacken haben Scharfschützen liegen«, sagte er lächelnd. »Als ob die mehr könnten als die Inder!« Er duckte sich, putzte sich laut die Nase und sah zu Küppers, der sich zum Gehen wandte. »Bring was zu fressen mit«, sagte er gähnend. »Von mir aus 'ne eiserne Ration!« Er steckte das Taschentuch ein und rieb sich die Hände. Küppers nickte. Von der Höhe 593 bellte ein polnisches MG los … die Salve fuhr über seinen Kopf hinweg, er warf sich in den Schutt und robbte zu Maaßen hinüber, der bereits sein MG abbaute und Müller 17 mit den Munitionskästen auf die Reise geschickt hatte.
    Hinter Küppers antwortete Klein prompt auf den Feuerüberfall. Er ballerte durch die Felsen und hörte nach einem Feuerstoß das langgezogene »Sanitäter!«-Geschrei eines Getroffenen. Zufrieden nickend lehnte er sich an das MG und schüttelte den Kopf, als es um ihn herum surrte. Verrückte Scharfschützen, dachte er. Er beobachtete, woher die Schüsse kamen, und jagte kleine Feuerstöße auf die Stelle des ausgemachten Mündungsfeuers.
    Maaßen sah Küppers verwundert an, als er eine neue Kiste Handgranaten verlangte.
    »Ihr kriegt den Hals wohl nie voll, was?« sagte er gemütlich. »Pack deinen Kram zusammen und komm! In zehn Minuten sind wir dran!«
    Durch die Trümmer rannte Hans Pretzel, der Melder. »Gruppe Maaßen fertigmachen zum Abmarsch!« rief er. Dann rannte er zurück in die Dunkelheit.
    »Na also«, Feldwebel Maaßen lachte breit. »Trara-trara – das Ganze halt! Komm mit deinem MG 'rüber, Heinrich, und sag dem Theo, daß der Krieg im Kloster zu Ende ist. Er soll seine Privatballerei endlich aufgeben!«
    Heinrich Küppers rannte zurück zu seinem MG-Stand. Es war still auf der Höhe 593 … das Punktfeuer Kleins hatte die Polen vorsichtig gemacht.
    Mit einem Satz landete Küppers in der Stellung und klappte seine Handgranatenkiste mit den sechs Granaten zu. Klein lehnte am MG und starrte den Hang hinab. »Los, Theo«, sagte Küppers gemütlich. »Zieh den Gurt 'raus! Sag den Polen schön Lebewohl. Maaßen wartet schon.«
    Klein gab keine Antwort. Er lehnte am MG und sah den Hang hinab. Seine Hand lag am Abzugsbügel. Er wartete auf neues Mündungsfeuer der Scharfschützen.
    »Mach keinen Quatsch, Theo«, sagte Küppers und trat Klein leicht in den Hintern. »Bau die Spritze ab und komm.«
    Theo Klein schwieg. Er rührte sich nicht. Verwundert sah ihn Küppers an. – »Theo!« rief er.
    Keine Antwort. Auch auf der polnischen Seite war es still. Irgendwo klapperte es im Kloster … Maaßen und Bergmann rückten ab.
    »Theo!« Küppers stieß Klein in die Seite. »Nun laß den Blödsinn und komm! Gottschalk scheißt uns zusammen, wenn wir zu spät kommen!«
    Keine Antwort. Die Stille war bedrückend. Von der Brust aus kroch es Küppers eiskalt bis zur Kehle, über sein Gesicht bis unter die Haare. Er fühlte, wie sein ganzer Körper zu Eis wurde, wie das Blut gerann und das Herz einfror. »Theo!« stammelte er. »Mensch – Theo …« Er faßte Klein an den Schultern und zog ihn vom MG zurück. Mit großen, weitaufgerissenen Augen fiel ihm Klein in die Arme … in der Stirn, unter dem in den Nacken keck zurückgeschobenen Stahlhelm sah er ein kleines Loch, an dem ein dicker Tropfen Blut hing.
    »Theo!« schrie Küppers auf. Er schüttelte den toten Körper, er klopfte die stoppelbärtigen Backen, er riß die Uniform auf und legte das Ohr auf die Brust, er massierte sie und drückte das starre Gesicht wie den Kopf eines Mädchens an sich und streichelte ihn mit wild zitternden Händen. »Theo!« rief er immer wieder. »Theo … Theo … Mach doch nicht so einen Quatsch … Sag doch was … Theo …« Der schwere Körper glitt aus seinen Händen auf den Boden. Zusammengesunken, wie ein dunkler Haufen Kleider, lag er im Schutt. Der Kopf war in den Nacken gefallen. Starr sahen die Augen in den Nachthimmel. Weit aufgerissen, ungläubig. Es war fast, als lächelten sie noch … so blank waren sie, so voller Leben …
    Heinrich Küppers ballte die Fäuste. »Schweine!« brüllte er grell. »O ihr Schweine!«
    Er
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