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Sie fielen vom Himmel

Sie fielen vom Himmel

Titel: Sie fielen vom Himmel
Autoren: Heinz G. Konsalik
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kaputt! Auch für dich, dottore? Willst du bei uns bleiben? In drei Tagen ist alles besetzt … wir werden dich wegbringen, wo dich kein Amerikaner findet! Du kannst bei Gina und Mario Dragomare wohnen und zusehen, wie die bambina wächst.«
    Pahlberg schüttelte langsam den Kopf. Ängstlich drückte Renate seinen Arm, aber er sprach aus, was er dachte. »Ich muß zu meinen Verwundeten zurück, Sinimbaldi. Sie warten auf mich.«
    »Du willst weiterkämpfen?!«
    »Ja – aber gegen den Tod! Ich habe eure Gina gerettet – nun muß ich das Leben meiner Kameraden retten, die mit aufgerissenen Leibern zu mir kommen. Das verstehst du doch, Sinimbaldi?«
    Francesco schwieg. Er stierte in die Öllampe. Sein verwildertes Gesicht war starr. »Es darf kein Deutscher mehr zurück!« sagte er leise. »Jeder Deutsche ist eine Gefahr! Auch dich muß ich zurückhalten, dottore. Wenn ich dich auch nicht erschießen lasse, wie ich es müßte, so mußt du doch mein Gefangener bleiben.«
    Pahlberg nickte. »Du hast recht, Francesco. Auch für mich wäre es die beste Lösung. Überrollen lassen – und der Krieg ist für uns alle vorbei! Die große Sehnsucht ist erfüllt: Frieden! Aber was wird aus den Soldaten, die ein paar Kilometer weiter mit zerschossenen Gliedern auf der Straße liegen und ›Sanitäter! Sanitäter!‹ schreien? Deren Leben davon abhängt, ob sie ein Arzt schnell verbindet, operiert, amputiert … Männer, Francesco, die auch eine Mutter und eine Frau haben. Und viele bambinos.«
    »Laß sie sterben, dottore!« Seine Stimme war rauh.
    Dr. Pahlberg umklammerte das Glas. Er sah in die dunklen Augen Sinimbaldis.
    »Was wäre aus Gina geworden, wenn ich damals genauso gedacht hätte: Sie ist nur eine Partisanin – laß sie sterben!«
    Sinimbaldi schwieg. Er erhob sich mit einem Ruck. Fast warf er den Tisch dabei um. »Kommt!« sagte er rauh.
    Er ging ihnen voran, die Öllampe vor sich hertragend. Am Höhlenausgang löschte er das Licht, indem er die blakende Flamme ausblies, und winkte den beiden zu, ihm zu folgen. Sie stolperten in der dunklen Nacht durch die Felsen, bis sie an einen Fußweg kamen, der nach Pahlbergs Ansicht nach Piedimonte führen mußte. Hier hielt Sinimbaldi an und zeigte hinab in das weite Liri-Tal.
    »Diesen Weg entlang, dann nach links, aber immer nördlich der Casilina. Dort ist noch ein Streifen von 600 Metern, der unbesetzt ist. Dort könnt ihr durch. Bis zum Morgen könnt ihr bei euren Truppen sein.« Er wandte sich zu Dr. Pahlberg. Sein struppiges Gesicht war nahe. »Die Madonna sei mit euch«, sagte er langsam. »Und damit haben wir dir, dottore, für alles gedankt, was du an Gina getan hast.«
    »Das habt ihr, Francesco. Leb wohl.« Er gab ihm die Hand. Sinimbaldi drückte sie fest. Dann zögerte er, bevor er wegging, wandte sich noch einmal um, griff in die Tasche und reichte Pahlberg einen dunklen Gegenstand hinüber. »Hier, dottore«, sagte er stockend. »Vielleicht kannst du es gebrauchen.« Er drückte es Pahlberg in die Hand und verschwand wie ein Wiesel in den dunklen Felsen.
    »Francesco!« rief Pahlberg leise. »Francesco – nimm es wieder mit!« Er hielt den Gegenstand in der geöffneten Hand. Aber Sinimbaldi kam nicht zurück … er hörte schon nicht mehr den leisen Ruf Pahlbergs, so schnell glitt er durch die Dunkelheit zur Höhle zurück.
    »Was hat er dir gegeben?« Renate trat näher. Noch immer durchbebte ihren Körper die Angst.
    Pahlberg hielt ihr den dunklen Gegenstand unter die Augen. Eine schöne, schwarz glänzende, vollautomatische amerikanische Pistole.
    »Wirf sie weg, Erich.« Schaudernd sah sie auf den gut geölten Lauf. Dr. Pahlberg schüttelte leicht den Kopf. »Vielleicht hat er recht. Vielleicht können wir sie wirklich gebrauchen.« Er steckte sie in die Tasche seiner zerissenen Kombination. »Nicht alle sind wie Sinimbaldi, Renate – und dann werden wir sie gebrauchen müssen.«
    Hand in Hand gingen sie weiter durch die Nacht, den Bergpfad hinab. Hinter ihnen, auf dem Klosterberg, war es still. Nur südlich, zum Rapido hin, gellte Artilleriefeuer auf, und man hörte das Rattern von Maschinengewehren.
    Plötzlich, nach einer ganzen Zeit schweigsamen Abwärtsgehens, blieb er stehen. Er sah Renate groß an und strich ihr über die zerzausten blonden Haare.
    »Es ist doch schön, daß du bei mir bist«, sagte er leise. Sie nickte und küßte ihn. Ihre warme Zärtlichkeit war eine Kraft, die ihn durchrann und aufriß.
    »Wir schlagen uns durch«, sagte er
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