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Sie fielen vom Himmel

Sie fielen vom Himmel

Titel: Sie fielen vom Himmel
Autoren: Heinz G. Konsalik
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den Keller, hockte sich neben den OP-Tisch und hieb vor ohnmächtiger Verzweiflung mit beiden Fäusten auf die schwach blinkenden Nickelstangen.
    Der Zug der Verwundeten ging den Saumpfad hinab nach Piedimonte, den schon im Januar der greise Erzabt Diamare mit seinen Mönchen hinabgeschritten war, das Kreuz des hl. Benedikt vor sich hertragend.
    Jetzt waren es einige Handvoll schwankender und halb toter Gestalten, die kriechend und mit letzter Verzweiflung springend das feindliche Sperrfeuer überwanden und durch die Lücken sickerten, die noch zwischen dem Einschließungsring klafften. Hier, kurz vor der Via Casilina, vor der neuen Riegelstellung der deutschen Truppen, trafen Dr. Pahlberg und Renate Wagner auf eine Partisanengruppe und wurden zurück in die Felsen geschleift.
    Francesco Sinimbaldi, der diese kleine Gruppe führte, hauste in einer Höhle nahe der Via Casilina, über die des Nachts der deutsche Nachschub gerollt war und auf der auf rätselhafte Weise des öfteren wichtige und schmerzlich erwartete Transportkolonnen auf Minen liefen oder einfach verschwanden. Man hatte nach diesen Partisanen gesucht, von allen Verbänden, die um den Monte Cassino herumlagen, aber wie die Füchse hatte sich die Gruppe Sinimbaldis in die Höhlen eingegraben und kroch nur hervor, wenn die Späher die Ankunft einer neuen Kolonne meldeten. Dann wurden aus den Füchsen reißende Wölfe, die aus dem Dunkel der Nacht hervorstürzten und den auf Munition und Verpflegung wartenden deutschen Kompanien im Rücken den Lebensfaden abschnitten.
    Sinimbaldi hockte im Hintergrund der Höhle und putzte seine Maschinenpistole, als die Partisanen mit Pahlberg und Renate hereinkamen. Sie gaben Pahlberg mit dem Kolben einen Stoß, daß er gegen die Felswand stürzte, während sie Renate an beiden Armen zurückhielten.
    »Was ist?« fragte die Stimme Sinimbaldis aus der Tiefe der Höhle. Ein paar flackernde Kerzen erhellten spärlich den großen, feuchten Raum.
    »Deutsche, Chef. Wir haben sie gefangen, als sie vom Berg kamen. Wollten durchbrechen.«
    »Erschießen!«
    Sinimbaldi legte seine Maschinenpistole hin und erhob sich. Er ergriff zwei Kerzen und kam damit langsam auf Pahlberg zu. Sein verwildertes, unrasiertes Gesicht sah schrecklich aus, erfüllt von Haß und Mitleidlosigkeit.
    »Erschießen!« sagte er noch einmal. »Bei uns gibt es keine deutschen Gefangenen, wie es bei den Deutschen keine gefangenen Freiheitskämpfer gibt! Denn wir kämpfen um unsere Freiheit, du deutsches Schwein!« Er schob die Kerze, die er in der rechten Hand hielt, in die linke und hob dann die Hand, um sie geballt ins Gesicht Dr. Pahlbergs zu schlagen. Dabei fiel der Schein des Lichtes kurz über das Gesicht Pahlbergs, über das bleiche, eingefallene, verhärmte Gesicht mit den großen Augen.
    Die Hand Sinimbaldis stockte in der Luft, der Schlag blieb wie festgehalten hängen.
    »Dottore!« sagte Sinimbaldi verwirrt. »Du bist es, dottore?« Er senkte die Faust, klebte die Kerzen an eine Felsnase und schlug den beiden Männern auf die Finger, die Pahlberg umklammert hielten. »Loslassen, idiota!« schrie er. »Das ist der Doktor, der Gina Dragomare gerettet hat! Er hat das bambino geholt! Loslassen, sage ich!«
    Verblüfft lösten die Männer Pahlberg und Renate aus der Umklammerung und traten zurück. Francesco Sinimbaldi hielt Pahlberg die Hand hin.
    »Du bist nicht unser Feind, dottore«, sagte er ehrlich. »Du bist ein Freund. Unser aller Freund. Komm –« Er winkte. Sie gingen in die Tiefe der Höhle hinein, wo an den Wänden die Strohlager der Gruppe aufgebaut waren. Ein Tisch stand hier, eine Öllampe und drei Stühle. Sinimbaldi schob die Stühle zurecht und setzte sich. Er holte eine Flasche Chianti, goß drei Gläser ein und schob sie Renate und Pahlberg zu. Sein schmutziges Gesicht strahlte. »Daß ich dich wiedersehe, dottore!« rief er in wirklicher Verzückung. »Gina Dragomare geht es gut … weißt du das? Die bambina ist schon dick und schreit. O Madonna – und wie es schreit! So gesund ist es! Du hast sie beide gerettet, dottore. Du bist unser aller Freund!« wiederholte er. Sie tranken den Wein. Renate drückte sich ängstlich an Pahlberg und starrte auf Sinimbaldi, der aussah wie ein mittelalterlicher Räuber.
    Francesco grinste. »Deine fidanzata?«
    »Ja.« Dr. Pahlberg hob das Glas und trank es in langen, durstigen Zügen leer. »Wenn der Krieg vorbei ist, wollen wir heiraten.«
    Sinimbaldi nickte. »Ja … Krieg vorbei, Krieg
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