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Sie fielen vom Himmel

Sie fielen vom Himmel

Titel: Sie fielen vom Himmel
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mit Bewunderung blickt. Es lebe Deutschland! Stucken.‹«
    Major v. Sporken ließ den Zettel sinken … er hielt ihn an eine flammende Kerze und verbrannte ihn. Die Asche zerrieb er zwischen den Händen. »Sie haben es gehört, meine Herren!« sagte er dabei. »Der Berg hat seine strategische Aufgabe erfüllt! Wir können gehen! Wohin – wie's uns beliebt! Wir sind völlig frei in der Wahl. Die Welt hat uns bewundert, es lebe Deutschland – uns bleibt bloß die Entscheidung, wohin wir wollen – zum Amerikaner, dort haben wir den Krieg hinter uns und bekommen anständig zu fressen, oder zurück zur Division, und der ganze Scheißdreck geht weiter bis zum Endsieg!«
    Er sah die Offiziere an. Niemand grinste. Draußen hämmerten wieder die Maschinengewehre los, und die Granatwerfergruppe schoß. Die Polen stürmten erneut gegen den Berg. »Wir müssen uns entscheiden.« v. Sporken nahm aus seiner Kartentasche die Karte vom Monte Cassino, auf der die Stellungen eingezeichnet waren. Auch sie hielt er in die Flamme und verbrannte sie. »Ich kann es keinem der Herren verübeln, wenn er mit seinen Leuten die weiße Fahne schwenkt und damit den Krieg beendet. Ich gebe jedem von Ihnen die Freiheit. Ich entbinde Sie hiermit sogar feierlich von Ihrem Eid gegenüber dem Führer! Vor allem das Lazarett!«
    Hauptmann Gottschalk sah v. Sporken kopfschüttelnd an. »Was werden Sie tun, Herr Major?« fragte er.
    »Ich werde mich zu Oberst Stucken durchschlagen. Ich hasse diesen Krieg, aber ich komme auch nicht aus meiner Haut heraus. Was werden Sie tun, Gottschalk?«
    »Sie fragen noch, Herr Major?« sagte Gottschalk beleidigt.
    »Und Sie, Mönnig?«
    »Ich schließe mich dem Herrn Major an. Selbstverständlich.«
    »Und Sie, Dr. Pahlberg?«
    »Ich auch, Herr von Sporken.«
    »Sie auch?« Sporken fuhr herum. »Und Ihre Verwundeten?«
    »Was gehen kann, kommt mit! Die anderen lasse ich unter der Obhut Krankowskis und Grübens zurück. Ich weiß, daß Captain James Bolton gut für sie sorgen wird.«
    Major v. Sporken wandte sich ab. »Alles Helden!« sagte er in seiner sarkastischen Art. »Glückliches Deutschland!«
    Niemand lachte. Man spürte, daß es diesmal tiefer Ernst war.
    Am 17. Mai 1944 mit Einbruch der Dunkelheit und in der Nacht zum 18. Mai räumten die Fallschirmjäger der 3. Kompanie und die anderen Einheiten unter Major v. Sporken den Berg und das Kloster Monte Cassino.
    Die ersten, die hinabstiegen über den Saumpfad, durch die Todesschlucht krochen und noch einmal von allen Seiten zusammengeschossen wurden, waren die Gehfähigen des Lazaretts.
    Als letzter verließ Dr. Pahlberg mit Renate den Keller, begleitet von dem weinenden und flehenden Krankowski. »Ich will mit Ihnen, Herr Stabsarzt!« hatte er den ganzen Tag gerufen. »Seit drei Jahren sind wir zusammen! Und nun soll ich in Gefangenschaft gehen, ohne Sie? Das tue ich nicht! Nein! Und wenn sie es tausendmal befehlen! Ich gehe mit Ihnen!«
    »Seien Sie doch vernünftig, Krankowski«, hatte ihm Pahlberg zugeredet. »Die Verwundeten brauchen Sie. Hier liegen 23 schwerverletzte Kameraden! Daran müssen Sie denken! Was sollen die ohne den alten Krankowski? Ich weiß, daß sie einen Schutz brauchen, und deshalb lasse ich Sie zurück, gerade Sie als den Besten, den ich bisher hatte.«
    »Dann bleiben Sie doch auch, Herr Stabsarzt«, flehte der Feldwebel. »Dann ist der Krieg für uns alle zu Ende.«
    »Und die Kameraden, die unterhalb des Berges verwundet werden, wer kümmert sich um die, Krankowski? Wir müssen uns teilen – Sie auf dem Berg, ich im Tal. So hat jeder seine Aufgabe.« Er drückte Krankowski beide Hände und spürte, wie des Feldwebels Hände dabei zitterten. »Leben Sie wohl, Krankowski. Sie werden den Krieg mit Sicherheit überleben. Fassen Sie es als Dank für Ihren Einsatz auf …«
    »Herr Stabsarzt …« Der Feldwebel atmete schwer. Aber Pahlberg legte ihm die Hand auf den Mund. »Kein Wort mehr, Krankowski! Hauen Sie ab zu Ihren Verwundeten! Schreiben Sie mir später mal nach Kiel, wie's Ihnen geht, ja?«
    »Jawoll, Herr Stabsarzt.«
    Mit Tränen in den Augen sah Krankowski Dr. Pahlberg nach, wie er im Abenddämmern mit Renate Wagner, die weiße Rot-Kreuz-Fahne unter dem Arm, die Trümmer des Klosters verließ. Fritz Grüben stand hinter ihm und kaute an einer Brotkante.
    »Ob wir den je wiedersehen?« meinte er kauend.
    Krankowski fuhr wie gestochen herum. »Halt deine dreckige Schnauze, du Idiot!« brüllte er hysterisch. Dann rannte er in
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