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Sie fielen vom Himmel

Sie fielen vom Himmel

Titel: Sie fielen vom Himmel
Autoren: Heinz G. Konsalik
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fest. »Wir geben nicht auf, Renate!«
    »Nein, Erich! Wir schaffen es!«
    Sie kletterten weiter durch die Nacht, immer nördlich der Via Casilina, wie ihnen Sinimbaldi gesagt hatte. Sie umgingen auch Piedimonte, aus dem ihnen MG-Feuer entgegenschlug. Kriechend brachen sie durch den sich immer enger ziehenden Einschließungskreis um den Monte Cassino, sie ließen die leichten Panzer der Amerikaner an sich vorbeirollen, eng an die Felsen gedrückt oder in einem Granattrichter liegend, unten, an der tiefsten Stelle, daß sie aussahen wie zwei dicke Steine, die über den Rand hinabgerollt waren. Als der Morgen dämmerte und der Himmel im Osten streifig wurde, gelblichrot und mit herrlich purpurn gezackten Wolken, erreichten sie vor Roccasecca die ersten Vorposten der 34. Fallschirmjäger-Division. Nur das Schwenken der weißen Rot-Kreuz-Fahne verhinderte, daß sie in einer MG-Garbe zusammenbrachen. Erst zehn Meter vor der Stellung wurden sie erkannt und in einen Erdbunker gezogen.
    Dr. Heitmann wurde beim Einnehmen von drei neuen Pervitintabletten durch das schrille Klingeln des Telefons gestört. Mißmutig legte er die Pillen hin und nahm den Hörer ab. »Heitmann!« kam ihm Stuckens Stimme entgegen. »Eine gute Nachricht. Vor einer Stunde ist Pahlberg samt Braut angekommen. Durchgebrochen vom Kloster.«
    »Herrlich!« Dr. Heitmann schluckte die drei Pervitin und atmete auf, als spüre er schon jetzt sekundenschnell die Wirkung. »Ist er verletzt?«
    »Soviel ich weiß, nicht.«
    »Wunderbar. Schicken Sie ihn mir gleich herüber. Ich habe hier vier Amputationen und komme nicht weiter!« Er legte auf und freute sich, endlich wieder entlastet zu werden.
    Im Kloster Monte Cassino hatte die Räumung in aller Heimlichkeit und Stille begonnen. Ungeschlagen, unbesiegt zogen sich die Fallschirmjäger zurück, eine Handvoll Männer, die fast vier Monate lang dem Ansturm einer ganzen Armee standgehalten hatte. Krankowski stand an der Treppe seines Lazarettkellers und drückte die Hand von Hauptmann Gottschalk und Leutnant Mönnig. In der Tiefe des Kellers, in dem kleinen Raum des Fra Carlomanno, lag in seiner Zeltbahn der tote Leutnant Weimann. Neben ihm, in dem anderen großen Keller, 23 Schwerverwundete, Amputierte, Sterbende. Fritz Grüben war bei ihnen und versorgte sie, während Krankowski von den alten Kameraden Abschied nahm.
    »Ich werde den Leutnant begraben«, sagte er mit zittriger Stimme zu Hauptmann Gottschalk. »Ich werde es selbst tun! Ich werde –« Er stockte und blickte zu Boden. Gottschalk klopfte dem Weinenden auf die Schulter.
    »Kopf hoch, Otto«, sagte er ergriffen. »Wir sehen uns alle wieder! Einmal ist der größte Mist zu Ende. In der Heimat treffen wir alle wieder zusammen, was Otto?«
    »Jawoll, Herr Hauptmann.«
    Major v. Sporken stand an der Mauer und kontrollierte den Abmarsch seiner Werfergruppe. Sie gingen nur mit Handfeuerwaffen zurück … die Nebelwerfer hatten sie unbrauchbar gemacht, in Kellern gesprengt und die Schlösser und Abschußvorrichtungen mit dicken Steinen zerklopft. Auch die beiden kleinen Gebirgsgeschütze, die nur noch halbwegs brauchbar galten, waren vernichtet worden.
    Gottschalk trat an v. Sporken heran. Verwundert schaute ihn der Major an. - »Sie sind noch da, Gottschalk?«
    »Ja, Herr Major. Ich bitte um die Erlaubnis, das Kloster als letzter verlassen zu dürfen.«
    »Aha! Der Kapitän, der das sinkende Schiff begleitet!«
    »So ähnlich, Herr Major.«
    »Wie Sie wollen.« v. Sporken schnallte seinen Helm fester und schob die Maschinenpistole vor die Brust. »Ich werde auf halber Höhe auf Sie warten und das Durchschleusen der Männer beobachten. Wenn alles durch ist, werden wir dann Arm in Arm den Berg hinabklettern.«
    »Jawohl, Herr Major.« Gottschalk verschwand in der Dunkelheit.
    Über die Mauerlücke zum Trägerpfad hinab, durch die Todesschlucht, über die stets der widerlich süßliche Geruch der vielen verwesenden Leichen hing, sickerten in kleinen Gruppen die Fallschirmjäger ins Tal. Leutnant Mönnig führte die 1. Gruppe an … ihm folgte Oberfeldwebel Michels mit der 2. Gruppe … v. Sporken mit seinen Werfern kam in einer Viertelstunde Abstand … Man hörte keinen Laut … die dicken Gummisohlen der Springerstiefel dämpften jeden Tritt … es war, als glitten riesige Ratten durch die Trümmerberge des Klosters und rannten den Berg hinab.
    Die Gruppe Maaßen war die letzte, die das Kloster räumen sollte. Sie mimte noch so etwas wie Krieg und hielt in
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