Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sie fielen vom Himmel

Sie fielen vom Himmel

Titel: Sie fielen vom Himmel
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
ist doch nur ein Lied, Herr Leutnant«, stotterte Klein.
    Weimann stapfte zum Wagen zurück und setzte sich hinter das Lenkrad. Der Motor heulte auf und ließ den Wagen erzittern.
    Über die Straße rückte die 3. Kompanie heran. An der Spitze Hauptmann Gottschalk, neben ihm Feldwebel Maaßen und Unteroffizier Küppers. 100 Mann in grünen Tarnanzügen, mit runden, randlosen Helmen und halbhohen Springerstiefeln mit dicken, lautlosen Gummisohlen. Als letzter marschierte Josef Bergmann. Von der dicken Kabeltrommel, die er auf dem Rücken trug, spulte sich das Gummikabel des Telefons zum Bataillon ab. Erwin Müller 17 hockte auf einem Munitionswagen und hatte seine Füße in einen Kübel Wasser gestellt. Vor einer Woche mußte er seine Socken unter der Sohle stopfen, weil neue nicht beim Nachschub waren. Und diese verfluchte Stopfnaht hatte ihm jetzt die Fußsohle aufgescheuert. Schimpfend saß er auf den Gewehr- und Handgranaten und ließ sich fahren.
    Kurz vor Eboli hielt die Kompanie. Hauptmann Gottschalk baute seine 100 Mann vor sich auf. Sie waren schmutzig, verschwitzt, wütend und hungrig.
    »Wir haben den Befehl, Battipaglia zu nehmen«, sagte er. Seine Stimme war klar, als gebe er einen üblichen Tagesbefehl durch. »Die 16. PD schafft es nicht allein … am Nachmittag muß der Ort in unserer Hand sein. Verstanden?«
    »Jawoll, Herr Hauptmann!«
    Die 100 Mann sahen sich an. Sie grinsten. Die anderen schaffen es nicht, dachten sie. Aber wir … was, wir schaffen es! Wir haben Narvik genommen, wir haben Dombas gestürmt, wir haben den Isthmus von Korinth erobert und Rethymnon auf Kreta. Die 34. Fallschirmjäger-Division! Und wir werden auch Battipaglia nehmen, dieses Nest am Tusciano.
    »Kleine Fische«, sagte Theo Klein in die Stille hinein. Es war wie eine Befreiung. Hauptmann Gottschalk lachte. Da rauschte es über sie heran … es orgelte und pfiff, wurde dunkler und dunkler und sang wie eine riesige Harfe.
    Die 100 Mann lagen auf der Erde, das Gesicht an den Boden gedrückt, auseinandergezogen, verteilt über das ganze Feld. Donnernd schlug es ein, Erde und Splitter surrten durch die Luft, es roch nach Schwefel und Gas. Neben der Straße, nahe dem Fähnchen Leutnant Weimanns, gähnte ein neues Loch, aus dem es träge rauchte.
    Heinrich Küppers war der erste, der den Kopf hob und aufstand. »Unsere Begrüßung«, sagte er laut. »Jungs – es bleibt uns nichts anderes übrig, als zu antworten …«
    Der Hauptbahnhof von Rom, der Bahnhof Termini, liegt mitten in der Stadt. Es ist ein imposantes Gebäude, mehr einem Palast ähnelnd als einem Knotenpunkt der südlichen Strecken. Ihm gegenüber liegen die berühmten Thermen des Diokletian, und wenn die Züge nach einem weiten Bogen um die ganze Stadt herum in den großen Kopfbahnhof einlaufen, passieren sie die beiden schönsten Pforten der antiken Kaiserstadt am Tiber … die Porta Maggiore und die Porta S. Lorenzo. Der Deutsche, gewohnt, in einem Bahnhof einen rauchigen Riesenbau mit Stahlgerüsten und schmutzigen Betonbahnsteigen zu sehen, steht ehrfürchtig vor dem Bahnhof Termini wie vor einem Bauwerk des Michelangelo. Macht es die Sonne Italiens, der Zauber südlichen Himmels oder das Erlebnis irdischer Schönheit – wenn der Zug aus der Halle rollt und die sieben Hügel Roms sich öffnen in die Ebene der Campagna, wenn neben dem Fenster die Via Appia nuova erscheint und die Pinien sich im Winde wiegen, dann hat man das Gefühl, glücklich zu sein und das Leben zu lieben.
    An diesem 10. September 1943 hatte der Bahnhof Termini seinen südländischen Zauber restlos eingebüßt. Transportzug nach Transportzug rollte aus ihm nach Süden … ein Ameisenheer grauer Uniformen belagerte die Sperren, Bahnsteige und Vorplätze, selbst in den Thermen des Diokletian hockten die Landser und kauten an Melonen, die kleine Gassenjungen zu Überpreisen verkauften. Vor dem Bahnhofsplatz regelte ein Hauptmann der Feldgendarmerie mit zehn Mann den Verkehr. Ihre blankgeputzten Metallschilder auf der Brust leuchteten in der grellen Sonne. Unter dem Stahlhelm lief ihnen der Schweiß über das Gesicht und in den Kragen. Eine Kolonne mit Artilleriemunition bog auf den Platz … der Hauptmann hielt sie an. Von links kam ein Transport jungen Ersatzes … Burschen von siebzehn oder achtzehn Jahren, frisch aus Deutschland über die Alpen geschafft, zumeist Bayern und Württemberger. In der Mitte des Platzes trafen die Kolonnen aufeinander … die Munition und der Ersatz. Ihre Züge
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher