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Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Titel: Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen
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würzigen Geruch von Erde und Moder ein.
    Insekten summten und zirpten, belebten die Nacht. Das schwache Licht des abnehmenden Mondes ergoss sich über die Landschaft.
    Wo einstmals üppige, gepflegte Hecken und klare Teiche voller Seerosen gewesen waren, sah er jetzt nur noch Verwahrlosung und Ruinen. Das Haus aus rotem Backstein mit den Wasserspeiern an den Fallrohren und Fenstern lag verfallen und dunkel da – das Skelett einer vormals großen Dame.
    Er schloss eine Sekunde lang die Augen, erinnerte sich an den Anblick und den Geruch jenes Krankenhauses mit der großartigen Fassade und den bösen Geheimnissen. Hier wurden Gebete geflüstert, Schreie erstickt – ein Ort, an dem sich Gott und Satan trafen.
    Zuhause
.
    Er öffnete die Augen wieder und schritt rasch einen von Unkraut überwucherten, von der Welt vergessenen Weg entlang.
    Aber
er
hatte ihn nicht vergessen.
    Zwanzig Jahre waren eine Generation.
    Zwanzig Jahre waren ein ganzes Leben.
    Zwanzig Jahre waren eine Strafe.
    Aber zwanzig Jahre reichten nicht aus, um zu vergessen.
    Nein, es war an der Zeit, sich zu erinnern.
    Er zog einen Schlüsselring aus der Tasche und ging rasch zum hinteren Liefereingang. Ein Schlüssel fuhr in das rostige Schloss und drehte sich. Ganz leicht. Er trat ein und beleuchtete mit einer kleinen Stablampe seinen Weg. Er gewöhnte sich langsam wieder ein, war schon vor fast zwei Monaten zurückgekommen. Es hatte lange gedauert, sich einzurichten, sich vorzubereiten.
    Geräuschlos schlich er durch einen Flur, von dem eine verschlossene Tür in den Keller führte. Doch er ging daran vorüber, bog nach rechts ab und nahm die zwei Stufen hinauf zu der alten Küche mit den rostigen großen Spülbecken und dem massiven, schwarzen, zerstörten Herd. Er durchquerte einen großen Speisesaal und gelangte in das alte Foyer am Fuß der Treppe, wo einstmals eine alte Standuhr die Sekunden seines Lebens fortgetickt hatte.
    Es war dunkel und die kleine Stablampe gab nur wenig Licht, doch in den vergangenen Wochen hatte er sich wieder mit den dunklen, modrigen Fluren, den verzogenen Holzfußböden, den gesprungenen und vernagelten Fenstern vertraut gemacht. Rasch eilte er mit leichtem Schritt die Treppe hinauf. Sein Atem ging schneller, als er auf dem Absatz anlangte, wo das alte bleiverglaste Fenster wie durch ein Wunder heil geblieben war. Er richtete sekundenlang den Strahl seiner Lampe auf das bunte Glas. In seiner Erinnerung regte sich etwas, und für einen flüchtigen Moment stellte er sich ihren dunklen Umriss vor der Madonna aus buntem Glas vor.
    Doch er durfte sich nicht aufhalten. Er musste weiter. Rasch drehte er sich um und lief die letzte Treppe zum zweiten Stock empor.
    Zu ihrem Zimmer.
    Seine Kehle schnürte sich zu und er spürte ein Prickeln im Blut, weil plötzlich Erinnerungsfetzen wie Scherben in sein Hirn drangen. Er biss sich auf die Unterlippe bei dem Gedanken an ihr üppiges kastanienbraunes Haar, an die strahlenden goldenen Augen, die sich so verführerisch weiteten, wenn er sie überraschte, an die Rundung ihrer Wangen und den eleganten Hals, den zu küssen und in den zu beißen er sich so schmerzlich sehnte.
    Er erinnerte sich an ihre Brüste, groß und fest zeichneten sie sich unter ihren Blusen ab, drohten die Knöpfe abzusprengen und gewährten Einblick in die bezaubernde Schlucht dazwischen. Manchmal trug sie Hosen, doch sie besaß auch einen Rock in einer Farbe, die ihn an reife Pfirsiche erinnerte. Selbst jetzt sah er noch vor seinem inneren Auge, wie der Saum knapp unter den Knien ihre festen, muskulösen Waden umspielte, wenn sie die Treppe hinaufstieg.
    Er spürte seine Erregung wachsen, als er sich ihre wohlgeformten Beine unter dem schwingenden, dünnen Rock vorstellte. Wie sie über die Schulter zurückblickte und bemerkte, dass er sie auf dem Weg die alte Treppe hinauf beobachtete … während die alte Uhr,
tick, tick, tick
, sein Leben forttickte.
    Seine Lust war damals übermächtig gewesen.
    Schäumte in seinem Blut.
    Dröhnte in seinem Hirn.
    Er hatte nie im Leben etwas so sehr gewollt wie Faith.
    Er spürte ihn wieder, diesen machtvollen Schmerz, der zwischen seinen Beinen begann und stetig in seinem Körper hochkroch. Schweißperlen traten auf seine Stirn. Der Schritt seiner Hose wurde plötzlich ungemütlich eng.
    Er stieg weiter hinauf ins Obergeschoss. Sein Herz raste.
    Zimmer 207 lag auf halbem Flur, hoch über der halbkreisförmigenZufahrt, ein intimer kleiner Ort, an dem sich sein Leben für
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