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Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Titel: Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen
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sediert … oder noch etwas Schlimmeres.
Hör auf, Faith. Überlass dich nicht diesem Verfolgungswahn!
Doch die glitzernden Augen im Schrank beobachteten sie. Sie spürte den Blick. Sie schlang einen Arm um ihre Körpermitte, legte den anderen darüber und kratzte mit den Fingernägeln die Haut an ihren Ellbogen auf.
    Kratz, kratz, kratz
.
    Aber vielleicht war alles nur ein böser Traum. Ein Albtraum. Hatten die Schwestern ihr das nicht in sanftem Flüsterton versichert, während sie zärtlich ihre Hände tätschelten und sie aus mitleidigen, ungläubigen Augen ansahen? Ein hässlicher Traum. Ja! Ein Albtraum von ungeahntem, tief gehendem Ausmaß. Selbst die Krankenschwester war einer Meinung mit den Nonnen gewesen und hatte beteuert, das, was sie glaubte, gesehen zu haben, sei nicht wirklich da gewesen. Und der Arzt, kalt, aseptisch, mit dem Mitgefühl eines steinernen Affen, hatte mit ihr geredet wie mit einem dummen kleinen Kind.
    »Aber, aber, Faith, niemand verfolgt Sie«, hatte er gesagt und ein schmales, herablassendes Lächeln aufgesetzt. »Niemand beobachtet Sie. Das wissen Sie doch. Sie sind … Sie sind nur ein wenig durcheinander. Hier sind Sie in Sicherheit. Vergessen Sie nicht, hier sind Sie jetzt zuhause.«
    Tränen brannten in ihren Augen, und sie kratzte noch heftiger. Ihre kurzen Fingernägel schabten über die Haut des Unterarms, stießen auf alte Verkrustungen. Zuhause? Indiesem monströsen Gebäude? Sie schloss die Augen und hielt sich am Kopfende des Bettes fest.
    War sie wirklich so krank, wie alle behaupteten? Sah sie tatsächlich Menschen, wo gar keine waren? Das hatten sie ihr vorgehalten, immer und immer wieder, bis zu dem Punkt, an dem sie selbst nicht mehr genau wusste, was real war und was nicht. Vielleicht handelte es sich um eine Verschwörung gegen sie, die sie glauben machen sollte, dass sie wirklich so verrückt war, wie sie sagten.
    Sie hörte einen Schritt und hob hastig den Kopf.
    Die feinen Härchen auf ihren Unterarmen richteten sich auf.
    Sie begann zu zittern, als sie sah, wie sich die Tür noch etwas weiter öffnete.
    »Himmel!« Bebend wich sie zurück, den Türspalt fest im Visier. Sie kratzte sich wie verrückt am Unterarm. Wie in Zeitlupe bewegte sich leise knarrend die Tür. »Geh weg!«, flüsterte sie. Ihr Magen krampfte sich zusammen, das Grauen fiel mit aller Macht über sie her.
    Eine Waffe! Du brauchst eine Waffe!
    Voller Angst blickte sie sich in dem halbdunklen Raum mit dem am Boden festgeschraubten Bett um.
    Dein Brieföffner! Schnell!
    Sie machte einen Schritt auf ihren Schreibtisch zu und erinnerte sich dann erst, dass Schwester Madeline ihr den Brieföffner weggenommen hatte.
    Die Lampe auf dem Nachttisch!
    Aber auch die war festgeschraubt.
    Sie betätigte den Schalter.
    Kein Licht.
    Verzweifelt drückte sie den Schalter noch einmal. Immer wieder.
    Klick! Klick! Klick! Klick!
    Sie hob den Blick, und da sah sie ihn. Einen großen Mann, der sich bedrohlich vor der Tür zum Flur aufbaute. Es war zu dunkel, als dass sie seine Gesichtszüge hätte erkennen können, doch sie wusste, dass er sein boshaftes Lächeln aufgesetzt hatte und in seinen Augen ein niederträchtiges Begehren funkelte.
    Er war Satan höchstpersönlich. Und vor ihm gab es kein Entrinnen. Niemals.
    »Bitte nicht«, flehte sie. Ihre Stimme klang erbärmlich und schwach. Mit zitternden Knien wich sie zurück.
    »Bitte nicht – was?«
    Rühr mich nicht an … lass deine Finger von meinem Körper … sag mir nicht, dass ich schön bin … küss mich nicht …
    »Geh«, verlangte sie eindringlich. Lieber Gott, gab es denn keine Waffe, nichts, was ihn aufhalten konnte?
    »Und wenn ich nicht gehe?«
    »Dann schreie ich und rufe die Wärter.«
    »Die Wärter«, wiederholte er mit leiser, amüsierter, beinahe hypnotischer Stimme. »Hier?« Er schnalzte mit der Zunge, als wäre sie ein ungehorsames Kind. »Das hast du früher auch schon versucht.«
    Sie wusste mit absoluter Sicherheit, dass sie sich vergebens wehrte. Sie würde sich ihm wieder unterwerfen.
    Wie immer.
    »Haben die Wärter dir beim letzten Mal geglaubt?«
    Natürlich nicht. Warum sollten sie? Die beiden mageren, pickligen Jungen hatten kein Geheimnis daraus gemacht, dass sie sie für verrückt hielten, obwohl sie sich wissenschaftlicher Bezeichnungen bedienten …
Wahnvorstellungen … Paranoia … Schizophrenie …
    Oder hatten sie überhaupt nichts gesagt? Vielleicht nicht.Vielleicht hatten sie sie nur aus ihren mitleidigen und doch
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