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Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Titel: Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen
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Anhören der Sendung als Test. Wie viel kann ich aushalten, fragte sie sich und kam zu dem Schluss, dass sie gerade jetzt ein wenig von der Härte ihres Vaters gut hätte brauchen können.
    Luke hatte Wort gehalten und seine Sendung dem Thema »Verbitterte Exfrauen« gewidmet, Frauen, die seiner Meinung nach die Verzweiflung und Wut über ihre Zurückweisung nie verwunden hatten. Sie waren die Verlierer im Ehespiel, Frauen, die darauf versessen waren, noch einmal zu heiraten, aber nicht die geringste Chance dazu hatten. Dicke Frauen. Hässliche Frauen. Miststücke erster Klasse, die nicht wussten, wo ihr Platz auf der Welt war.
    Luke war offenbar immer noch sauer wegen ihres letzten Gesprächs und er drehte voll auf, ließ seine ganze Wut über den Sender ab. Anscheinend war es ihm völlig gleichgültig, ob er damit jemanden kränkte.
    Abby kochte innerlich vor Wut. Es juckte ihr in den Fingern, in der Sendung anzurufen und ihm zu sagen, wie sehr er sich irrte – dabei wusste er es doch tief in seinem Inneren längst. Mit seinem »Standpunkt« war er nur darauf aus, Hörer zu gewinnen, und weder ihn noch den Sender interessierte die Frage, ob sein Publikum ihn mochte, ihn hasste oder lediglich von seinen skandalösen Ansichten fasziniert war.
    Ihr wurde übel davon.
    Ja, es war tatsächlich höchste Zeit, aus New Orleans fortzukommen. Sie hatte nur noch etwas in der Stadt zu erledigen, und dann nichts wie weg.
    Ihre Reifen sangen auf dem nassen Pflaster. Ein Schwarm Pelikane flog unter den stahlgrauen Wolken dahin. Die Skyline von New Orleans kam in Sicht.
    Sie verfolgte Lukes Sendung heute nur, um Zeugin zu werden, wie er sich selbst im Radio zum Narren machte. Bei ihrem Telefongespräch hatte er sie gewarnt, dass er kein gutes Haar an ihr lassen würde. Deshalb wollte sie die Sendung nun doch lieber mit eigenen Ohren hören, statt sichvon irgendeiner Freundin per Telefon über das hässliche Spielchen informieren zu lassen.
    Abby konnte beim besten Willen nicht begreifen, warum sich diese Sendung so großer Beliebtheit erfreute, aber angeblich erreichten die Hörerzahlen astronomische Höhen. Luke Gierman war in New Orleans in aller Munde, und wenn die Gerüchte, die Abby gehört hatte, der Wahrheit entsprachen, sollte seine Radiosendung bald auf verschiedenen Sendern überregional ausgestrahlt werden. Sie stöhnte innerlich auf. Dann konnte er nicht nur auf lokaler Ebene, sondern landesweit Menschen demütigen.
    Was für ein trauriges Zeugnis des Publikumsgeschmacks.
    »Ja, meine Exfrau ist schon eine harte Nuss«, sagte er gerade in gespielt fassungslosem Tonfall. »Im Vergleich zu ihr ist Mata Hari die Jungfrau Maria.«
    Brüllendes Gelächter.
    »Du bist ja so witzig, Luke«, knurrte Abby und umklammerte das Lenkrad so fest, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. Wie hatte sie je glauben können, den Dreckskerl zu lieben?
    »Während der Scheidung hat sie mich gehörig geschröpft, und dann hat sie auch noch die Nerven, deswegen sauer zu sein! Was soll das? Achtundneunzig Prozent des gemeinsamen Vermögens reichen ihr wohl nicht!«
    »Sie will deinen Arsch«, mischte sich sein Kumpan Maury ein.
    Ich sollte den Mistkerl wegen übler Nachrede verklagen, aber auch dann würde er nur wieder einen Zirkus veranstalten, irgendwie noch mehr Publicity für sich selbst dabei herausschlagen, sich als Opfer darstellen und mich beschämen, dachte Abby.
    Sie warf einen Blick auf ihre Handtasche und erwog abermals,nach ihrem Handy zu greifen, ihn anzurufen und sich zu verteidigen. Sie war ihm verbal schon immer gewachsen gewesen und brannte darauf, für sich selbst und alle anderen geschiedenen Frauen und Männer auf der Welt einzustehen, die sich mit einem ehebrecherischen Lügner hatten herumschlagen müssen.
    Als Abby allzu rasant eine Kurve nahm, kam ihr Honda leicht ins Schleudern. »Nimm es dir nicht so zu Herzen.« Sie war eher wütend auf sich selbst.
    Lukes Stimme, die ihr einst Koseworte ins Ohr geflüstert, Witze gerissen und sich in hitzigen politischen Debatten zum Wohle der Geknechteten erhoben hatte, wurde jetzt laut und grob.
    »… wisst ihr«, sagte er ans Publikum gewandt, »ich glaube, alle Geschiedenen verlieren für eine Weile den Verstand. Und Frauen sind schlimmer als Männer. Einige, meine Ex zum Beispiel, werden zu Soziopathen oder entwickeln extreme Wahnvorstellungen. Paranoia.«
    Maury der Blödmann lachte.
    »Ihr werdet nicht glauben, was meine Ex getan hat.«
    Jetzt kommt’s.
Abbys Magen
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