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Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Titel: Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen
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durfte sie nicht zulassen. Sie
würde
es nicht zulassen. Sie wehrte sich gegen die Tränen und die Panik und zupfte so konzentriert wie möglich an dem Klebeband, das ihr die Hände auf den Rücken fesselte und ihre Fußknöchel zusammenhielt. Wenn sie sich befreien konnte, würde sie auch eine Möglichkeit finden, ihn über die Lehne des Vordersitzes hinweg zu erreichen und zu verletzen. Vielleicht konnte sie ihn mit dem Klebeband, mit dem er sie gefesselt hatte, erwürgen.
    Aber Mord ist eine Sünde, Mary … Vergiss das nicht. Und wenn du versuchst, ihn zu verletzen, verliert er vielleicht die Kontrolle über den Wagen. Dann könntest auch du verletzt werden.
    Dann baut er eben einen Unfall!, dachte sie wild. Und wenn sie in Notwehr einen Menschen umbrachte, hätte Gott bestimmt Verständnis. Bitte, Jesus, bitte.
    Selbst die Aussicht, sich bei einem Unfall zu verletzen, war besser als das, was der Mann mit ihr im Sinn hatte.
    Doch ihre Fesseln gaben nicht nach, ließen sich nicht einmal um den Bruchteil eines Zentimeters verschieben, ganz gleich, wie sehr sie sich abmühte.
    Erneut befiel sie Panik.
    Die Zeit lief ihr davon. Er würde nicht bis in alle Ewigkeit weiterfahren. Sie gab nicht auf, zerrte an dem Klebeband und den Seilen, während der Pickup die Kilometer in Richtung Untergang fraß. Sie entfernten sich immer weiter vonBaton Rouge. Immer weiter von jeglicher Aussicht auf Rettung.
    Vor Angst wurde ihr kalt bis in die Knochen.
    Ihre Arme schmerzten, ihre Beine waren verkrampft und nutzlos.
    Mama, ich liebe dich, und ich wollte, dass du stolz auf mich bist, wenn ich dem Orden beitrete.
    Daddy, vergib mir, dass ich so dumm war, mich von diesem Verrückten überwältigen zu lassen. Du hast mich ermahnt, immer mein Handy mitzunehmen und nie nach Einbruch der Dunkelheit zu joggen. Du wolltest mir eine Waffe geben, und ich habe sie abgelehnt … Es tut mir Leid …
    Sie spürte, wie das Fahrzeug die Geschwindigkeit drosselte und von der Hauptstraße, vermutlich einem Freeway, abbog, was zweifellos bedeutete, dass er sich seinem endgültigen Ziel näherte. Abermals packte sie das Grauen, und sie versuchte verzweifelt, eine Hand aus dem Klebeband zu ziehen. Ihr Herz hämmerte, Schweiß rann ihr über den Rücken, Angst ließ ihre Nerven zittern.
    Befrei dich, Mary. Gott hilft denen, die sich selbst helfen!
    »Es ist sinnlos«, sagte er plötzlich und sie zuckte zusammen. Seit dem Überfall hatte er kein Wort gesprochen. Seine Stimme klang erstaunlich ruhig. Fest. Und weckte eine noch viel größere Angst in ihr.
    »Du kannst nicht entkommen.«
    Wieder glaubte sie, sich erbrechen zu müssen. Wer war dieser Verrückte? Und warum hatte er sie ausgewählt? Seine Stimme war ihr unbekannt – glaubte sie zumindest, sie war sich über nichts mehr im Klaren.
    »Nur noch ein paar Minuten.«
    Lieber Vater im Himmel, nein! Bitte mach dem hier ein Ende. Greif ein, rette mich. Wenn du mich zu dir nehmen willst, lassmich bitte auf eine andere Art umkommen, nicht durch die Hände eines Sadisten, nicht durch einen Verrückten.
    Zitternd dachte sie an all die heiligen Märtyrer, unter welch schrecklichen Bedingungen sie um ihres Glaubens willen gestorben waren. Sie versuchte sich zu wappnen, Mut in ihrem Glauben zu finden. Falls das hier eine Prüfung war oder tatsächlich Gottes Wille, so sollte es geschehen. Sie würde stoisch sterben, in ihrem Glauben an den Vater im Himmel.
    Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnaden, der Herr ist mit dir …
    Sie spürte, wie der Pickup langsamer wurde. Die Reifen begannen zu holpern und zu rutschen, als ging es über Steine oder durch Schlaglöcher. Mary strengte sich an, über das Dröhnen des Motors hinweg etwas zu hören, hoffte auf Verkehrsgeräusche, auf Hinweise darauf, dass sie nicht allein waren, wie sie fürchtete. Doch das vertraute Rauschen vorbeifahrender Autos, das Hupen hatte ausgesetzt, und sie verlor den letzten Rest ihrer Hoffnung.
    Du bist gebenedeit unter den Frauen, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus …
    Er fuhr weiter, stundenlang, wie es ihr vorkam, doch in Wirklichkeit höchstens fünf Minuten, und schließlich bremste er scharf, und das schwere Fahrzeug kam zum Stehen. Mary wurde nach vorn geworfen und dann wieder zurückgeschleudert.
    Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Sie begann am ganzen Körper zu zittern.
    Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes …
    Er schaltete den Motor aus. Regen prasselte
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