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Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Titel: Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen
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immer verändert hatte.
    Behutsam und leise schloss er die Tür auf. Er ging hinein und stand in dem Zimmer, in dem alles geschehen war.
    Das schwache Licht des Mondes fiel durch das Fenster und verlieh dem Raum etwas Gespenstisches. Die Hitze des Tages hatte sich in dem alten Gemäuer festgesetzt. Vieles hatte sich hier ereignet, manches war gut, anderes durch und durch böse gewesen.
    Vor langer Zeit …
    Er schloss die Augen, konzentrierte sich und beschwor die Geräusche herauf, die durch die Flure gehallt hatten, das Rasseln von Karren, Scharren von Schuhen, das verzweifelte Stöhnen und Schreien der gequälten Seelen, die gegen ihren Willen das Krankenhaus Our Lady of Virtues bewohnten. Und überdeckt wurden diese Geräusche vom Singsang der Gebete und dem Schlag der Uhr.
    Aber Faith war hier gewesen. Die schöne Faith. Die verängstigte Faith. Die zitternde Faith.
    Wieder fielen seine Erinnerungen über ihn her.
    Schmerzhaft.
    Überdeutlich.
    Nicht abgeschwächt, obwohl zwei Jahrzehnte seither vergangen waren.
    Bis in die kleinste Einzelheit erinnerte er sich an den Duft ihrer Haut, ihr freches, verspieltes Lächeln, das süße, dunkle Gurren ihrer Stimme. Und er erinnerte sich an ihren erotischen Gang, die Bewegung ihrer Gesäßbacken unter der Kleidung.
    Er biss die Zähne zusammen. Der Schmerz in seinem Inneren erhitzte sein Blut, weckte altes Begehren, pochte in seinen Schläfen.
    Er hätte sie nicht begehren dürfen.
    Es war eine Sünde gewesen.
    Er hätte sie nicht küssen dürfen.
    Es war eine Sünde gewesen.
    Er hätte ihr nicht das Hemd herunterziehen dürfen, um ihre Brüste zu entblößen.
    Es war eine Sünde gewesen.
    Er hätte nicht bei ihr liegen dürfen, die Glieder schweißüberströmt, ihre Hände an seinen Schultern, während sie vor Lust und Schmerz schrie.
    Es war der Himmel gewesen.
    Und die Hölle.
    Unter der quälenden Erinnerung ballte er die Hände zu Fäusten. Sie mit solcher Macht begehrt zu haben, das Salz auf ihrer Haut geschmeckt, sich tief in ihrer feurigen Glut begraben zu haben und dann so gewaltsam aus diesem süßen, süßen Paradies gerissen worden zu sein – das alles war unerträglich gewesen. Er knirschte so heftig mit den Zähnen, dass seine Kiefer schmerzten.
    Er durchquerte den Raum und rieb unruhig seine Fingerspitzen in den Handschuhen aneinander.
Faith. O Faith. Du sollst gerächt werden.
    Behutsam, beinahe ehrfürchtig fuhr er mit dem Finger über den aufgequollenen hölzernen Fensterrahmen und blickte dann auf die Stelle, an der ihr Bett gestanden hatte. Er erinnerte sich, wie es in diesem kleinen Zimmer schwach nach Flieder und Rosen geduftet hatte, wie der Sonnenschein durch das hohe Bogenfenster gefallen und sich die feinen Vorhänge im warmen Wind Louisianas gebauscht hatten.
    Jetzt war der Raum leer und kahl.
    Er ließ den Strahl der Stablampe über die tiefen Furchen huschen, die das metallene Bettgestell in den Boden gegrabenhatte. Teile von toten Insekten bedeckten den Boden oder hingen in uralten Spinnweben fest. Staub bedeckte alles und die Farbe um die Fenster und Bodenleisten herum war abgeblättert. Die Blümchentapete war verblasst und löste sich von den Wänden.
    So viel Schmerz. So viel Angst. Immer noch gegenwärtig. Angesichts der stummen Anschuldigungen wegen all der niederträchtigen Taten, die in diesen vier Wänden begangen worden waren, verzog er den Mund. So viel Unrecht war hier geschehen …
    Zorn, tief und dunkel, schoss durch seine Adern.
    Endlich konnte er all das Unrecht wiedergutmachen.
    Rache nehmen.
    Und das würde er tun.
    An diesem Abend fing er an.

2.
     
    A bby fuhr schneller, als es erlaubt war. Sie hatte sich verspätet und versuchte, auf dem Weg in die Stadt Zeit gutzumachen.
    Man wächst mit seinen Aufgaben.
    Jacques Chastains persönliches Motto schoss ihr durch den Kopf. Die Scheibenwischer fegten den Regen von der Windschutzscheibe ihres Honda. Abby schaltete die Scheinwerfer ein, um in dem Wolkenbruch besser sehen zu können.
    Sie hatte immer versucht, sich die Haltung ihres Vaters zu Eigen zu machen, wie Zoey es getan hatte, aber es war nun einmal so, dass sie nicht so stark war wie ihr Vater oder ihre ältere Schwester … Auch darin ähnelte sie mehr ihrer Mutter, nicht nur im Aussehen.
    Während sie auf den Freeway in Richtung New Orleans einbog, hörte sie sich dummerweise im Radio die Sendung ihres Exmannes an. Sie hatte sich vorgenommen, es nicht zu tun, doch jetzt änderte sie ihre Meinung und betrachtete das
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