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0318 - Auf der Straße des Grauens

0318 - Auf der Straße des Grauens

Titel: 0318 - Auf der Straße des Grauens
Autoren: Auf der Straße des Grauens
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In flottem Tempo schnurrte der Wagen über die dunkle, einsame Landstraße. Eleonor McLean saß hinter dem Steuer, den goldlackierten Abendschuh mit kräftigem Druck auf dem Gaspedal, mit den Gedanken schon bei der Party, zu der sie fuhr.
    Als das lang gezogene Brüllen plötzlich irgendwo in der Finsternis aufklang, zuckte Eleonor wie unter einem Peitschenhieb zusammen. Einen Augenblick später flammte grelles, weißes Licht hinter dem Wagen auf. Das Brüllen ging in einen, durch Mark und Bein dringenden, schrillen Pfeifton über.
    Dann schoss etwas flaches, langes, dunkles an Eleonors Wagen vorbei, entfernte sich rasch, schien die Frau mit rot glühenden Rücklichtern böse anzublicken und war kurz darauf in der Feme verschwunden.
    Unwillkürlich hatte Eleonor McLean ihren Fuß auf die Bremse gesetzt, als das Geheul von hinten heranschoss, als das grelle Licht die Scheinwerfer ihres Cadillacs zu Kerzengeflacker degradierte.
    Als dann der Wagen an der Frau vorbeizischte, als sie sah, dass es sich um einen schwarzen Sportwagen handelte, atmete sie auf, gab Gas und fuhr weiter.
    Ein Verrückter, dachte sie. Ein bodenloser Leichtsinn, bei solchem Wetter so schnell zu fahren. Wahrscheinlich saß einer von diesen halbstarken Flegeln am Steuer.
    Obwohl sich Eleonor McLean einen Chauffeur leisten konnte, fuhr sie immer selbst. Es gehörte zu ihrem Kampf gegen das Alter. Sie hielt sich noch für sportlich genug, bei jedem Wetter ihren Wagen zu steuern.
    Die Party, die für heute Abend auf dem Programm stand, wurde von Earl Leeborn auf seinem neuen Landsitz in Moonachie veranstaltet. Eleonor war dorthin unterwegs.
    Sie schätzte, dass sie noch rund fünfundzwanzig Meilen zu fahren hatte, sie würde also noch rund eine halbe Stunde unterwegs sein.
    Zehn Minuten später schrak die Frau zusammen und warf den Kopf nach links.
    Neben ihr, so nahe, dass sie ihn mit der ausgestreckten Hand hätte berühren können, rollte - schwarz und niedrig - lang gestreckt und scheinbar lautlos, ein Sportwagen. Sie konnte die Umrisse des Fahrers sehen. Er saß auf der rechten Seite.
    Im ersten Schreck trat die Frau kräftig auf das Gaspedal. Der Cadillac machte einen Satz nach vorn und gewann an Geschwindigkeit.
    Nur für eine Sekunde blieb der Sportwagen zurück. Dann setzte er sich wieder neben sie.
    Die Frau stieß einen leisen Schrei aus. Sie wusste nicht, was der Mann in dem schwarzen Wagen von ihr wollte, und ihre Gedanken verwirrten sich vollends, als plötzlich neben ihr etwas aufbrüllte, und als gleichzeitig gleißende Grelle über die Straße schoss.
    Eleonor McLean trat auf die Bremse. Der Sportwagen blieb neben ihr, das Gebrüll hielt an. Dann stand der Cadillac, und das fremde, aus dem Nichts aufgetauchte Auto, hielt eine halbe Länge vor ihr.
    Gebrüll und Helligkeit erloschen. Der Mann sprang mit einem Satz aus dem Wagen. Mit zwei Schritten war er am Cadillac. Er riss die Tür auf.
    Eleonor McLean schrie gellend auf und warf sich zurück. Der Mann hämmerte mit der Faust auf die Armaturenknöpfe. Der Scheinwerfer des Cadillacs erlosch.
    Die Frau presste beide Hände vor das Gesicht und schrie noch immer.
    »Kein Wort!«, fauchte der Mann, »oder ich bring dich um.«
    In Sekundenschnelle riss der Mann der Frau sämtliche Schmuckstücke weg, nahm dann den Nerzmantel an sich, versetzte der Frau einige Fausthiebe und verschwand dann mit seinem Wagen so schnell, wie er aufgetaucht war.
    ***
    Die geschminkten, aufgetakelten, mit Schmuck übersäten Frauen in der Halle von Earl Leebom Villa kreischten auf. Die Männer in ihren schwarzen, weißen und erdbeerroten Smokings wichen zurück.
    Sie alle kannten Eleonor McLean, aber keiner erkannte sie auf den ersten Blick.
    Die Frau, die in die Halle wankte, war alt, grau im Gesicht und nass wie eine ins Wasser gefallene Katze. Das rötlich gefärbte Haar hing ihr in Strähnen um den Kopf. Das Wasser hatte ihr die Schminke verwaschen.
    »Helft mir!«, jammerte sie mit einer Stimme wie ein Kind. »Ich bin überfallen worden.«
    Leeborn, der Hausherr, fasste sich zuerst.
    »Mein Gott, Eleonor!«, rief er und eilte auf sie zu. Er konnte sie auffangen, als sie ohnmächtig zusammensank.
    »Jerome! Henry! Fassen Sie an! Tragen Sie sie auf eine Couch. Matthew, nehmen Sie meinen Wagen und holen Sie Dr. Hasfield aus Moonachie!«
    Er selbst ging zum Telefon, sobald die Diener Mrs. McLean übernommen hätten.
    »Bei Gott«, murmelte er, »Rockie wird einiges von mir zu hören bekommen. Wir haben ihn
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