Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sherlock Holmes und die Shakespeare-Verschwörung (German Edition)

Sherlock Holmes und die Shakespeare-Verschwörung (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und die Shakespeare-Verschwörung (German Edition)
Autoren: J. J. Preyer
Vom Netzwerk:
strecken.
    Es ist vollbracht. Voll Pracht.
    Als die Wirkung des Opiums nachließ, zog Holmes träge eine Decke über seinen nun fröstelnden Körper. Ein Lächeln lag auf seinem Gesicht. Die träumerische Begegnung mit Moriarty hatte ihm die Augen geöffnet. Er hatte dem Gegner so tief in die Seele blicken können, daß er ihn erstmals verstand.
     
    Im Morgennebel brachte der Kutscher Holmes zurück in das Haus Baker Street 221b, vor dem eine halbe Stunde später ein Hansom hielt, der Holmes und Watson nach Stratford-on-Avon beförderte.
    Die Nacht von Freitag, dem 5. März 1926, auf den Samstag schliefen Holmes und Watson im Hausboot an der Trinity Church. Das heißt, der Doktor ruhte tief und fest und lange. Holmes saß die ganze Nacht schweigend in der Lounge des Bootes und starrte unbewegt auf das Wasser. Hätte er seine Geige mitgehabt, er hätte gespielt.
    Dennoch wirkte der Detektiv beim Frühstück mit dem Doktor hellwach.
    »Was ist Holmes, was haben Sie ausgeheckt?«, fragte der Doktor und schob sich ein dick gebuttertes Stück Toast mit Marmelade in den Mund.
    »Die Vorarbeiten zum großen Finale sind noch nicht abgeschlossen. Ich muß ein wichtiges Telefonat erledigen, während Sie, Watson, sofern Sie nach dem üppigen Mahl noch dazu fähig sind …«
    Watson wollte protestieren, verschluckte sich jedoch an dem Brot und begann heftig zu husten.
    »Trinken Sie einen Schluck Tee. Das bringt Linderung. In anderen, etwas wohlgesetzteren Worten bitte ich Sie, verehrter Freund, einem mir nicht ganz verständlichen Phänomen auf den Grund zu gehen. Während ich heute nacht unsere weitere Vorgangsweise überdachte, bemerkte ich Kerzenlicht im Theatergebäude, und zwar in jenem Teil, in dem die Bibliothek und das Archiv untergebracht sind. Es ist für meine weiteren Überlegungen von Bedeutung, zu wissen, ob es sich dabei um einen Geist handelt oder um ein Wesen aus Fleisch und Blut.«
    »Und um welches Fleisch und Blut es sich dabei handelt«, setzte Watson fort.
    »Brillant kombiniert, mein lieber Watson!«
    »Wie soll ich dabei vorgehen? Soll ich bis zum Abend warten oder gleich losschlagen?«
    »Der Abend, meine ich, wäre aus zwei Gründen vorzuziehen: Als vermeintlich bei einem Unfall zu Tode Gekommener würden Sie dabei kein Aufsehen erregen.«
    »Und?«
    »Was wollen Sie noch hören, Watson?«
    »Sie sprachen von zwei Gründen, warum der Abend die bessere Zeit für mein Unternehmen sei.«
    »Ach ja. Sollte es sich um einen Geist handeln, wäre ebenfalls die Dunkelheit geeigneter«, sagte Sherlock Holmes.
    Watson blieb ratlos zurück, als der Detektiv das Hausboot Richtung Postamt verließ. Verwirrt betrachtete er die Reste seines Frühstücks, dann nahm er noch einen Schluck Tee zu sich.
     
    »Sie werden mich nicht begleiten, Holmes?«, fragte Watson seinen Freund beinahe zwölf Stunden später.
    »Ich vertraue in dieser Angelegenheit auf Sie und Ihre Erfahrung. Zudem muß ich noch einiges überdenken. Ich bin im Zweifel, ob die Art, wie ich das Problem zu lösen gedenke, nicht doch etwas riskant ist.«
    »Sie machen mir Angst, Holmes. Ich habe keine Ahnung, was mich im Theater erwartet. Ich werde meinen Revolver …«
    »Lassen Sie die Waffe da, Watson. Sie werden im Theatermuseum auf ein Geheimnis stoßen, das Sie erschrecken wird, aber nicht tödlich ist. Glauben Sie, sonst würde ich Sie allein auf diese Mission schicken?«
    »Sie wissen also bereits, was sich des Nachts durch das Gebäude bewegt.«
    »Natürlich.«
    »Und was ist es?«
    »Kerzenlicht. Wie ich letzte Nacht deutlich erkennen konnte, bewegt sich jemand mit einer brennenden Kerze durch die Räumlichkeiten und verharrt dann lange Zeit an einem bestimmten Ort, vermutlich um etwas zu lesen.«
    »Sie machen mir Angst, Holmes. Und wenn es doch kein Wesen von dieser Welt ist?«
    »Es gibt mehr Ding' im Himmel und auf Erden, als Eure Schulweisheit sich träumt.«
    »Holmes!«
    »Nein, nicht Holmes. Ein Shakespeare-Zitat aus Hamlet, als dieser auf den Geist seines ermordeten Vaters trifft.«
    Wild entschlossen ergriff Dr. John Watson die Whiskyflasche, setzte sie an seinen Mund und nahm einen kräftigen Schluck.
    Holmes tat so, als habe er das nicht bemerkt, setzte sich auf einen bequemen Sessel und schaute auf den Fluß.
     
    Es war kurz nach Mitternacht. Das Läutwerk der Holy Trinity Church war verstummt, als der Doktor das Schiff verließ und auf das Theatergebäude zusteuerte. Es lag dunkel und still am leise rauschenden Fluß.
    Beinahe
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher