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Sherlock Holmes und die Shakespeare-Verschwörung (German Edition)

Sherlock Holmes und die Shakespeare-Verschwörung (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und die Shakespeare-Verschwörung (German Edition)
Autoren: J. J. Preyer
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zwischen einem schäbigen Laden für alte Kleider und einer Schnapsbude. Zehn Stufen führten steil in ein Kellerlokal, dessen Eingang dem zu einer dunklen Höhle glich.
    Und um eine solche handelte es sich in der Tat. Holmes betrat die Opiumhöhle nicht zum ersten Mal in seinem Leben. 6
    Über der Halle hing schwer und gelb der Rauch von Opium. In den Holzkojen, die den langgezogenen Raum gliederten, lagen oder lehnten Menschen in seltsamen Verrenkungen, allesamt mit Metallpfeifen in der Hand, in denen brennendes Opium glühte.
    Ein alter Burmese mit schütterem Haupthaar und Ziegenbart übergab Holmes, ohne ein Wort zu sagen, eine solche Pfeife und ein kleines Paket und führte ihn zu einer leeren Koje.
    Als Holmes sich auf den seidenen Polstern niedergelassen und ausgestreckt hatte, reichte ihm der Burmese einen brennenden Holzspan zum Entzünden der Pfeife.
    Holmes zahlte und sog den Dampf tief in seine Lungen. Krampfhafter Husten erschütterte den Körper des Detektivs. Er, der die Hilfe der weißen Göttin von Burma nur in Ausnahmesituationen suchte, war das Rauchen dieser Droge nicht mehr gewöhnt.
    Holmes fehlten die letzten Verbindungen zwischen den einzelnen Elementen des Shakespeare-Falles. Er ahnte, was gespielt wurde und wer die Spieler waren, konnte sich aber nicht vorstellen, warum das alles geschah, wer Interesse hatte, so viel negative Energie in diesen Fall zu investieren. Er wollte mit Hilfe der Droge den Täter verstehen können.
    Minutenlang lag Holmes still auf seinem weichen Lager. Nichts geschah, außer daß ihm allmählich wärmer wurde.
    Ein bohrender Kopfschmerz kündigte die Wirkung des Opiums an und löste sich schließlich in angenehme Wärme und sanfte Farben auf. Er konnte wieder so tief durchatmen, als stünde er an einem besonders klaren Tag auf den Klippen der South Downs und blickte auf das sonnenbeschienene Meer.
    Er wollte auf schmalem Pfad zum Hotel zurückkehren, als ihm ein Mann entgegenkam, der ihm seltsam vertraut war.
    War es Stephen Moriarty, der zu seinem Fischerboot eilte?
    Als die beiden Männer nur wenige Schritte voneinander entfernt waren, erkannte Sherlock Holmes das haßverzerrte Gesicht von Professor James Moriarty.
    Noch einmal durfte er den Fehler, den Zweikampf mit diesem Mann zu suchen, nicht begehen, schoß es Holmes durch den Kopf.
    Moriarty war ein Genie. Ein begnadetes Genie des Bösen. Unbändige Kraft ging von diesem Mann aus, die sich, richtig genutzt, in Verbindung mit den eigenen Fähigkeiten, als unbezwingbar erweisen mußte.
    Als Professor Moriarty den tödlichen Ringkampf mit Holmes wiederholen wollte, legte ihm dieser sanft die rechte Hand auf die linke Schulter, mit der anderen zog er ihn an sich, als ob er mit ihm tanzen wolle.
    Moriarty stieß überrascht die Luft aus seinen Lungen, und Holmes und er verschmolzen zu einem einzigen Wesen. Die Energie seines dunklen Widersachers durchfuhr den Körper des Detektivs wie elektrischer Strom. Jede Faser seines Körpers vibrierte.
    Sein Gehirn weitete sich. Zur Kuppel eines großen Doms, zur Kuppel der Basilika von St. Peter in Rom.
    Gedanken, die Holmes vorher nicht gekannt hatte, wurden darin geboren, entwickelten sich und sanken schwer zu Boden, wo sie sich übereinander türmten, zu Berninis Bronzebaldachin.
    Holmes verstand, was den Mann bewegte, der hinter all den großen Taten stand, die das Land vor Unheil bewahren, die Religion des Königreiches in ihrer eigenständigen Form schützen mußten, gegen die Zügellosigkeit des Mannes, der sich Shakespeare nannte und sein verrücktes Gefolge. Eine schwere Aufgabe, die nicht nur aus Pflichten und Lasten bestand, sondern auch aus Lust und Spiel.
    Ja, Spiel. Spiel mit Worten, Spiel mit dem Feuer. Spiel mit dem Leben von Figuren, die in ihrem eigenen Leben umherstolperten, als seien sie nur zu Gast in dieser Welt.
    Behinderte, Beschränkte, die man wie Vieh markieren mußte, um ihnen zumindest einen Hauch von Identität zu verleihen.
    Einen Hauch von Identität, ging es Holmes durch den Kopf, und er hüstelte vor sich hin.
    Was würde er Watson in die runzelige Haut einbrennen? Welchen Spruch, welches Motto?
    DU SPIEGEL ALLES WEHS, IN ZEICHEN REDEND.
    Das war der Spruch für Watson, den alten Hundesohn.
    Keine Freundschaft, keine noch so engen Bande durften die Taten behindern, die nötig waren, das Werk zu vollenden.
    In gleißendem Licht sah sich das aus Holmes und Moriarty geschaffene Wesen am Höhepunkt seines Triumphes die Arme gegen den Himmel
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