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Sherlock Holmes und die Shakespeare-Verschwörung (German Edition)

Sherlock Holmes und die Shakespeare-Verschwörung (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und die Shakespeare-Verschwörung (German Edition)
Autoren: J. J. Preyer
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weiblichen Widersacher durch, im Politischen wie im Privaten. Einem Gott gleich entschied sie über Leben und Tod ihres Volkes und ihrer Liebhaber und Nebenbuhlerinnen. Der Schluß ist gnadenlos und berührend. Die Königin, ihrer Schönheit und ihrer Sinne beraubt, trifft auf den Geliebten ihrer frühen Jahre, den ersten Mann ihres Lebens, den sie im Kerker kennenlernte, Robert Dudley. Du liest seine Rolle, Stephen, ich übernehme die von Elizabeth.«
    »Ich weiß nicht«, wollte Stephen Moriarty einwenden.
    »Du liest, sonst sind wir auf ewig geschiedene Leute.«
    »Du bist nicht Königin Elizabeth.«
    »Noch ein Wort und …«
     
    Elizabeth:
    So sagt, Lord Dudley, findet Ihr mich schön?
    Wie eine Rose, wie den Sonnenstrahl
    am Morgen, der die Lust, die Laune weckt,
    gleich einem güldnen Becher süßen Weins?
    Lord Dudley:
    Wie eine gute Stute, die, des Reitens
    müd geworden, an der Stallwand lehnt
    und träumt vom fernen Klang vergangner Jagden,
    von Feld und Flur und Wald und Fluß,
    von Jugend Glanz und sanftem Kuß,
    von Macht und Geld und leerer Schmeichelei.
    Elizabeth:
    Bis sie vor diesen Spiegel tritt und sieht
    ein Antlitz, über das die Schlacht des Lebens
    gezogen und es tief verwüstet hat.
    Ein Antlitz voller Wunden wie die Seele,
    sie einst dem Meer bei Windesstille glich.
    Ich bin zu müd geworden für des Lebens Spiel.
    Es war ein Kampf, ein Sieg, und doch zu viel.
    (Sie ergreift einen Dolch und setzt ihn an die eigene Brust.)
    Lord Dudley:
    Die Fülle eines Lebens fordert ihren Lohn.
    Nach dem Applaus ertönt versteckter Hohn.
    Doch muß man leben bis zum letzten Atemstoß.
    Wem das gelingt, den nenn ich wahrhaft groß.
    (Der Lord entwindet ihr den Dolch und küßt sie.) 5
     
    »Was sagen Sie dazu, Mr. Holmes, Dr. Watson? Ein Shakespeare voll Kraft und Weisheit«, gab sich Myra Hall begeistert.
    »Ich weiß nicht …«, meinte Stephen Moriarty.
    »Dich hab ich auch nicht gefragt.«
     
    Nach der über achtstündigen Fahrt in der komfortablen ersten Klasse, bei der besonders Holmes und Watson kräftig dem Whisky zusprachen, kam der Zug in London King's Cross an.
    »Auch ein König, dem der katholische Glaube Schwierigkeiten bereitete«, sagte Myra Hall und Holmes fragte nach, welche Verbindung Georg IV., nach dessen Denkmal der Bahnhof benannt worden war, zum katholischen Glauben hatte.
    »Er heiratete heimlich eine katholische Witwe namens Maria Fitzherbert und wurde gezwungen, sie zu verlassen.«
    »Maria Fitzherbert«, überlegte Holmes. »Eine Frau dieses Namens liegt in Brighton begraben …«
    »Holmes, Mr. Holmes«, wandte sich Stephen Moriarty aufgeregt an den Detektiv, »Myra und ich müssen Sie unbedingt unter vier Augen sprechen. Es ist sehr wichtig.«
    »Unter sechs Augen, wenn ich mich nicht irre«, wandte dieser ein.
    Nach der Verabschiedung von Myra Hall und Stephen Moriarty, die in die Freemason's Hall eilten, um Myras Sohn Ashley abzuholen und dann weiter in die South Downs zu reisen, verriet Sherlock Holmes dem Doktor: »Mr. Moriarty bedankte sich, daß ich ihn mit Miss Myra bekannt machte. Er ist zum ersten Mal in seinem Leben wirklich glücklich.«
    »Und was wollte Miss Myra von Ihnen?«
    »Ihr war endlich eingefallen, an wen sie der Mann in Schloß Sterling erinnerte.«
    »Das ist interessant. Um wen handelt es sich?«, fragte der Doktor.
    »Gedulden Sie sich etwas, Watson. Dafür ist die Zeit noch nicht reif.«
    Als Watson, ziemlich verärgert aufgrund des Schweigens seines Freundes, einen Hansom nach Stratford anheuern wollte, bat ihn Holmes erneut um etwas Geduld: »Wir reisen erst morgen nach Stratford. Ich muß noch einiges überdenken und organisieren. Sie begleiten mich doch in die Baker Street?«
    »Nichts lieber als das.«
     
    Mrs. Henderson hatte in kürzester Zeit ein warmes Nachtmahl zubereitet. Aber schon während des Essens ließ der Detektiv große Unruhe erkennen. Ohne die Köstlichkeiten wie sonst zu genießen, schlang er sie achtlos hinunter. Sein Weinglas ließ er unangetastet.
    Mit den Worten: »Sie entschuldigen mich für den Rest des Abends, Watson. Ich bin in Eile!«, sprang er vom Tisch auf und stürmte in den Vorraum, von wo er seinem Freund noch zurief: »Halten Sie sich bereit für halb zehn Uhr vormittag.«
     
    In einer Droschke raste der Detektiv in den Osten der Metropole, zur Wandam Lane, einer dunklen, schmutzigen Gasse hinter den Werften am nördlichen Ufer der Themse.
    Der Eingang zu dem Kellerlokal, dem der Detektiv zustrebte, lag
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