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Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel

Titel: Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel
Autoren: Alisha Bionda
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immer wieder veränderte.“
    „Watson. Der Unterschied zwischen einem Gedankenexpriment und purer Spinnerei ist, dass man sich in einem Gedankenexperiment an stringente Logik hält.“ Mit leichtem Tadel schüttelte er den Kopf.
    Ich war an diese Art von Schroffheit lange gewöhnt.

    Lady Myriams Anwesen lag tatsächlich abgelegen. Das Grundstück war von uraltem Baumbestand umfriedet und zusätzlich von einem fast zwei Meter hohen Zaun aus Gusseisen gesichert, der nicht viel jünger sein konnte. Das Anwesen selbst lag inmitten gepflegten englischen Rasens auf dem zentralen Hügel des Grundstücks.
    Lady Myriam erwies sich jedoch als ein Geschöpf, das alles andere als auf dieses Gebäude angewiesen war, um ihren Titel zu verdienen. Sie war winzig – nicht einmal anderthalb Meter hoch – aber vermochte es mühelos, ihr Haus lückenlos mit ihrer Präsenz zu füllen.
    Ihre riesigen grünen Augen standen leicht schräg und verströmten eine Lebendigkeit, die für eine Großfamilie mit zwanzig Kindern gereicht hätte. Ihr Alter war nicht zu schätzen. Sie hätte ebenso gut zwanzig wie vierzig sein können. Ihre vornehme Blässe, ihre Distanziertheit und ihre vorzüglichen Manieren standen in krassem Gegensatz zu ihrem sonstigen Wesen und der unverhohlenen Neugier, die sie uns entgegenbrachte .
    Ich konnte nicht recht entscheiden, ob sie eine überwältigende Schönheit war. Sie hatte etwas Unnatürliches an sich. Sie war von zu perfekter Zierlichkeit – wie eine Puppe. Ihre Finger waren unnatürlich lang, ihr Gesicht eine Spur zu schmal und ihre Nase seltsam spitz.
    Selbst ihre Stimme war merkwürdig; zugleich dünn und melodiös. Irgendwie wirkte sie nicht menschlich .
    Holmes war jedoch entzückt. Selten hatte ich ihn einen Handkuss so enthusiastisch vollziehen sehen. Er schien ihre Hand gar nicht wieder hergeben zu wollen. Widerwillig tauschte er die schlanken Finger gegen eine Tasse vorzüglichen Tees, den wir in ihrer Bibliothek einnahmen.
    „Ich danke Euch, dass Ihr uns so spät noch empfangt, Lady Myriam“, ging Holmes zum eigentlichen Grund unseres Hierseins über.
    Sie war es offenbar gewöhnt, wie eine Adlige behandelt zu werden und schien die Anrede als selbstverständlich zu empfinden. „Ich nehme an, Ihr kennt den Anlass unseres Hierseins?“
    „Ich nehme an, Sie möchten mich auffordern, nicht noch mehr Menschen die Haut abzuziehen, bis ich mit dem Präparieren meiner bisherigen Beute fertig bin?“ Ein silbernes Tablett entglitt dem Dienstmädchen und landete scheppernd auf dem Boden. Lady Myriams Züge blieben jedoch vollkommen ernst, während sie vornehm an ihrem Tee nippte. Nur in ihren Augen war unverhohlenes Amüsement zu lesen.
    „Würde ich Euch des Hautdiebstahls verdächtigen, hätte ich einen anderen Grund erfinden müssen, Euch zu belästigen. Zweifellos wäre der künstlerische Zweck Eures Handelns das Opfer der Opfer wert.“ Ich räusperte mich, aber Holmes schien mich nicht zu hören.
    „Dann bin ich auf den Grund gespannt, den Sie erfunden haben.“ Beiläufig winkte sie das Dienstmädchen aus dem Zimmer und lächelte Holmes hintergründig an.
    „Tatsächlich muss ich Euch mit den Morden behelligen. Officer Bowler hat uns mitgeteilt, dass Ihr Pfarrer Rathbone nach seinem Ableben noch einmal gesehen habt.“
    „Ich habe gesehen, wie er mit seiner Kutsche vor das Tor fuhr. Als Margret zu ihm hinunterlief, ist er weggefahren. Ich fand das höchst eigenartig.“
    „Eigenartig? Ihr wart nicht alarmiert?“, fragte ich. „Immerhin war der Pfarrer schon in der Nacht zuvor verstorben.“ Meine Einmischung schien sie zu verwirren. Fast wirkte sie ängstlich, als zöge sie sich innerlich zurück. Sie schien ein eigenartiges Gemüt zu haben.
    Holmes warf mir einen warnenden Blick zu.
    „Ich bin erst am Freitagabend aus London zurückgekehrt. Ich wusste noch nichts vom Tod des Pfarrers.“ Es klang wie eine Zurechtweisung. Sie wandte sich wieder an Holmes. „Ich saß auf der Terrasse und schaute zum Tor hinunter. Natürlich konnte ich nur seine Kutsche und seinen breitkrempigen Hut erkennen. Hätte ich gewusst, dass er tot ist, wäre mir natürlich klar gewesen, dass er es nicht sein konnte. Auch Margret ist nicht nahe genug an ihn herangekommen, um Einzelheiten zu erkennen.“
    Warum hatte sie das Bowler nicht schon vorher gesagt, fragte ich mich.
    „Kam Pfarrer Rathbone häufiger hier vorbei?“, erkundigte sich Holmes mit seinem charmantesten Lächeln.
    „Pfarrer Rathbone war ein
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