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Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel

Titel: Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel
Autoren: Alisha Bionda
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lasterhafter Mann. Er kam jeden Dienstag und Freitagabend, um Margret abzuholen. Seit sie volljährig ist, hat er es nicht mehr für nötig befunden, dies heimlich zu tun.“
    „Hatte solch unmoralisches Verhalten keine Konsequenzen in so einem kleinen Dorf?“
    Lady Myriam musterte Holmes eine Weile. „Menschen sehen immer das, was sie sehen wollen, Mr Holmes.“ Ihr Tonfall war seltsam entrückt und schien sie aus dem Kreis der Menschheit auszuschließen. Nach einem Augenblick kehrte sie in diese Welt zurück.
    Aus Holmes’ Nachdenklichkeit wurde ein Lächeln und schließlich lächelten sich Lady Myriam und Holmes an.
    Ich wollte dabei nicht länger zusehen. „Ihr sagtet, dass Ihr erst am Freitagabend nach Chiddingstone zurückgekehrt seid, Lady Myriam.“ Sie machte sich nicht die Mühe, mir ihre Aufmerksamkeit zu schenken. „Könnt Ihr einen Zeugen benennen, der Ihr Alibi bestätigen kann?“
    Einen Herzschlag lang geschah nichts. Dann erhob sie sich und schaffte es, trotz ihrer geringen Größe mit der Kälte der nächtlichen Arktis auf mich herabzublicken. Aus unerfindlichen Gründen fühlte ich mich körperlich bedroht. Ihre Aufmerksamkeit für mich währte nur kurz. Dann wendete sie sich wieder meinem Freund zu. „Es hat mich gefreut, Mr Holmes.“ Huldvoll gestattete sie ihm, sich mit einem erneuten Handkuss zu verabschieden. Ich hatte scheinbar aufgehört zu existieren.
    Keine Minute später schritten wir zur Gartenpforte hinab. Holmes war wie verzaubert. Als sich das Tor hinter uns schloss meinte er:
    „Mein lieber Watson, ich habe mich offenbar geirrt. Es gibt tatsächlich ein übernatürliches Wesen in Chiddingstone.“
    Vergnügt schritt er aus. Ich empfand seine gute Laune als äußerst unpassend. Nach ein paar Minuten des Heimwegs merkte ich deshalb an: „Wenigstens haben wir jetzt eine Verdächtige mehr. Ich glaube nicht, dass es ihr schwerfallen würde, einem Menschen die Haut abzuziehen.“
    „Aber ganz im Gegenteil, Watson.“
    „Holmes, Sie haben immer gesagt, dass persönliche ...“ Mein Einwand amüsierte ihn nur.
    „Sie haben diese Hände nicht in Ihren gehalten. Es ist wahrscheinlicher, dass wir tatsächlich einen Dämon jagen, als dass Lady Myriam in ihrem Leben auch nur ein Tier präpariert hat. Sie hat weder genug Kraft, um ein Tier auszustopfen, noch waren diese Finger jemals in Kontakt mit den harten Chemikalien, die für eine Konservierung erforderlich sind. Zudem sind ihre Fingernägel für eine solche Arbeit zu lang.“
    „Aber Bowler sagte doch ...“
    „Wir dürfen nicht jedes Dorfgerücht glauben, Watson.“ Ich fand diese Erklärung nicht ausreichend. Warum glaubten die Dorfbewohner, dass sie präparierte Tiere verkaufte, wenn dies nicht der Realität entsprach? Sie selbst hatte auf ihre Präparationswerkstatt hingewiesen.
    „Sie schien Pfarrer Rathbone nicht gerade geschätzt zu haben.“
    „Watson, stellen Sie sich vor, wie sie in einem See aus Blut neben einer nackten Männerleiche kniet und dieser aus einer Laune heraus die Haut mit einem Messer abzieht.“ Er hatte recht. Es war absurd.

    Schweigend langten wir im Dorf an und ich verspürte deutlich den Wunsch, meinen Kopf endlich auf ein weiches Kissen zu betten.
    Doch leider war uns die Nachtruhe noch nicht vergönnt. Auf der Hauptstraße war eine Menschenmenge zusammengelaufen und redete wild durcheinander. Das Zentrum der Versammlung bildete Officer Bowler, der einem jungen Mann gerade einen Schnaps einschenkte. Als er uns sah, packte er den verstörten Jungen am Kragen und bahnte sich rücksichtslos einen Weg durch die Menge.
    „Mr Holmes, Dr. Watson“, begrüßte er uns. Sogar seinen Helm zog er. Mit der Kraft eines Bären schob er den jungen Mann näher an uns heran. „Das dürfte Sie interessieren. Mr Gough ist Landreporter. Er hat etwas entdeckt.“ Bowler machte keinerlei Anstalten, den armen Mann endlich loszulassen. Doch Gough war viel zu erschüttert, um sich an der Pranke an seinem ohnehin völlig derangierten Anzug zu stören. Zitternd hielt er sich an seinem Schnapsglas fest. „Erzählen Sie Ihre Geschichte noch einmal“, verlangte Bowler mitleidlos und schüttelte Gough auffordernd. Der Reporter reagierte recht gut auf diese ruppige Behandlung. „Pfarrer Rathbone; ich habe ihn gesehen“, stammelte er. Holmes war nicht beeindruckt.
    „Bitte, erzählen Sie uns von Anfang an, was passiert ist.“
    „Ich ... ich war im Wald unterwegs, dachte, ich könnte das Monster vielleicht finden.
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