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Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel

Titel: Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel
Autoren: Alisha Bionda
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zugerichteten Leichen weit weniger schmecken. Davon war ich überzeugt.
    Die Leichen erwiesen sich als wahrhaft grauenvoller Anblick und noch unerfreulicheres Geruchserlebnis. Holmes schien hiervon jedoch nicht im Mindesten betroffen. Gut gelaunt assistierte er mir bei meinen Untersuchungen. Nach fast zwei Stunden legte ich die Sonde beiseite.
    „Ich fasse also zusammen“, sagte ich, während wir uns die Hände wuschen. „Wir haben vier Leichen. Und alle sind offenbar von einem anderen Mörder getötet worden.“ Der Fall stellte sich für mich immer verwirrender dar.
    „Wie kommen Sie darauf, mein lieber Watson?“ Holmes mochte ein Genie sein, aber diese Art jemanden anzulächeln vermochte wahrlich nur ein Freund zu ertragen.
    „Pfarrer Rathbone wurde mit großer Kraft erschlagen, mit noch größerer Kraft aufgehängt und dann auf barbarische Weise gehäutet. Henry Hodgson wurde – soweit ich das beurteilen kann – mit einem Draht erdrosselt. Dann wurde die Haut mit großer Präzision entfernt. Nicht ein Muskel wurde verletzt.“ Holmes lächelte sein Lächeln unvermindert weiter, doch ich ließ mich nicht beirren. „Der Gießer Kenneth Smythe wurde in flüssiges Metall getaucht und niemand hat Interesse an seiner Haut gezeigt. Und der arme Inspektor wurde von hinten erstochen. Seine Haut wurde ihm eher vom Leib gerissen als geschnitten.“
    „Ich teile Ihre Einschätzung, dass es sich um mehr als einen Täter handelt. Ich vermute, es handelt sich um zwei.“
    „Wir haben vier völlig unterschiedlich getötete Opfer. Wieso ausgerechnet zwei Täter?“
    „Aber mein lieber Watson! Ich musste mich schon zu einem zweiten Täter durchringen.“ Der spöttische Zug um seinen Mund war auch eine seiner liebgewonnenen Eigenheiten. „Ich sehe einen Täter, der offensichtlich weiß, wie man einem Menschen die Haut abzieht und einen, der hiervon keine Ahnung hat. Mindestens einer von beiden hat sehr viel Kraft und bei einem ihrer Opfer hatten sie keine Zeit oder kein Bedürfnis, ihm die Haut abzuziehen.“ Ich konnte ihm nicht zustimmen. „Der Pfarrer wurde nicht von einem Unkundigen gehäutet ...“
    „Nein“, unterbrach Holmes mich. „Eher von einem Kundigen, der keine Zeit und kein brauchbares Werkzeug zur Verfügung hatte.
    Wenn derselbe Täter Zeit und ein Skalpell zur Verfügung gehabt hätte, sähe das Ergebnis vermutlich eher wie die Leiche von Henry Hodgson aus.“
    Sapperlot – er hatte recht. Jetzt wusste ich endlich, warum Holmes den Ort und die Anzahl der tieferen Einschnitte und Ansatzpunkte so genau notiert hatte. Ich war der Arzt; ich hätte auf so etwas achten müssen.
    Arzt! „Unser Täter ist Arzt!“, platzte ich heraus.
    „Vielleicht. Auf jeden Fall weiß unser Mörder oder unsere Mörderin, wie man mit einem scharfen Messer umgeht.“
    „Genau“, sagte ich „Wie ein Fleischer ... oder ein Kürschner …
    oder eine Tierpräparatorin ...“
    Holmes nickte zustimmend.

    Wie ich es erwartet hatte, begaben wir uns nach dem mehr oder weniger schmackhaften Abendessen im Gasthaus zum Anwesen von
    „Lady Myriam“. Noch immer hatten wir unsere Zimmer nicht bezogen und ich empfand es auch als etwas zu spät, um die Dame noch zu belästigen. Doch ich kannte den Funken in Holmes’ Augen.
    Ich für meinen Teil genoss einfach den Spaziergang in der sommerlichen Abendluft. Auch wenn ich zunächst dagegen gewesen war, schien mir Holmes’ Entscheidung gegen eine Droschke und die Begleitung durch Officer Bowler beinahe wie ein Geschenk. Im Überschwang schlug ich vor: „Machen wir ein Gedankenexperiment, gehen wir davon aus, es gäbe diesen Dämon tatsächlich.“ Holmes warf mir einen undeutbaren Blick zu. „Dann würde die Geschichte ebenfalls einen Sinn ergeben, nicht wahr?“ Jetzt lächelte er.
    „Ich bin ganz Ohr.“
    „Nehmen wir an, dieser Dämon bricht aus ...“
    „Aus einem Grab, das unter einer dünnen Steinplatte verborgen ist und bei unzähligen Wiederauf- und Umbauten der Kirche nie entdeckt wurde“, schob Holmes schnippisch ein.
    „Genau. Also dieser Dämon fällt über den armen Pfarrer her und nimmt seine Haut. Angenommen diese Tat überträgt etwas von seiner Persönlichkeit auf den Dämon ...“
    „Ich stimme zu, Watson. Zweifellos würde die Übertragung des Geistes eines Pfarrers dazu führen, dass dieser einen Gießer mit dem Kopf in Metall taucht.“
    „Ich meinte ja nur, dass so auch erklärt werden könnte, warum sich die Art der Morde und der Hautentfernung
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