Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel

Titel: Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel
Autoren: Alisha Bionda
Vom Netzwerk:
Reihenfolge stattgefunden hat.“ Im letzten Moment unterdrückte er ein unpassendes Zwinkern.
    „War er der bislang letzte Tote?“
    „Ja“, antwortete Bowler. „Vermutlich ist unser Mörder also ein guter Christ.“ Jetzt konnte er sich ein Grinsen nicht mehr verkneifen.
    „Am siebten Tage soll man ruhen. Vielleicht hat er deshalb am Samstag zwei umgebracht, um seine Quote zu schaffen ...“ Unpassendes Prusten brachte seinen gewaltigen Bauch in beunruhigende Schwingungen. Holmes und ich sahen ihn irritiert an. Sein Lachen gefror zu einer Grimasse. Der Ausfall trieb ihm die Farbe ins Gesicht. Entweder der Mann war wirklich unheimlich oder er stand noch immer unter Schock.
    „Nun gut“, übernahm Holmes wieder die Gesprächsführung. „Wir haben also vier Morde. Einen am Donnerstag, einen am Freitag und zwei vorgestern.“
    Der Polizist nickte.
    „Warum schließt selbst Scottland Yard einen übernatürlichen Hintergrund nicht aus?“

    „Nicht ausschließen? Ha!“ Mit beunruhigender Kraft schlug Bowlers Pranke auf den Tisch. „Kommen Sie mit!“ Als gelte es, einem großen Unrecht Einhalt zu gebieten, stürmte er aus der Stube. Als Holmes und ich endlich die Tassen abgestellt und unsere Mäntel übergeworfen hatten, eilte Bowler schon die Dorfstraße hinunter. Mit schnellen Schritten bemühten wir uns aufzuschließen, doch wir hätten rennen müssen, um den Mann einzuholen. Glücklicherweise blieb er nach einigen Minuten endlich stehen. Ungeduldig wartete er vor den malerischen Pforten der Dorfkirche. Wieder einmal bewunderte ich Holmes für seine Kondition. Während ich schnaufend wie eine Tenwheeler bei Bowler ankam, wirkte Holmes eher erfrischt. Aber Bowler war immer noch voll in Fahrt. Wütend zeigte er auf das Gotteshaus. „Werfen Sie bitte einen Blick auf unsere berühmte Kirche“, schnauzte er uns beinahe an. „Ja, sehen Sie genau hin! Fällt Ihnen etwas auf?“
    Einige Dorfbewohner passierten uns und Bowler wurde höflich gegrüßt. Er war jedoch zu sehr in Fahrt, um die Leute überhaupt wahrzunehmen.
    Holmes hatte sich unterdessen auf die Kirche konzentriert. „Es sind deutlich mehrere Bauphasen zu sehen; vermutlich wurde das Bauwerk mehrfach neu errichtet. Stilistisch ...“
    „Nicht diesen Fremdenführer-Unsinn!“ Bowler fiel Holmes ungeniert ins Wort und bediente sich eines Tons, der die Grenze zur Beleidigung meines Erachtens überschritt. Doch Holmes zeigte nur ein amüsiertes Lächeln. „Sehen Sie mal dort hin“, verlangte Bowler. „Der Boden auf der Südseite ist viel höher als auf der Nordseite!“ In der Tat. Das Gräberfeld auf der Südseite reichte bis knapp unter die Kirchenfenster. Das Gotteshaus war regelrecht eingegraben.
    Der Friedhof auf der Nordseite lag vornehm zurückhaltend nahezu auf Straßenniveau. Was das mit unserem Fall zu tun haben sollte, war mir aber schleierhaft.
    „Seit Jahrhunderten behaupten die Leute hier, dass auf der Nordseite Dämonen und böse Geister ihr Unwesen treiben. Man sollte meinen, dass in diesen Zeiten niemand mehr an so einen Unsinn glaubt. Aber noch heute vererben die Chiddingstoner ihr Hab und Gut eher den Franzosen, als sich auf der Nordseite beerdigen zu lassen. Im Laufe der Jahrhunderte haben sie die Südseite mit Gräbern fast zugeschüttet.“
    „Faszinierend“, fand Holmes. „Allein die Relevanz für die jüngsten Ereignisse erschließt sich mir nicht.“
    „Nein?“ Luft holend stemmte Bowler die Pranken in die Hüften.
    „Natürlich ist mir bewusst, wie sehr der Aberglaube dieses Ortes dem Täter in die Hände spielt, und es ist erfrischend, wie wenig die örtliche Polizei auf Aberglauben gibt“, lobte Holmes versöhnlich.
    „Dennoch habe ich den Verdacht, dass Sie uns über den eigentlichen – nun ... folkloristischen – Hintergrund des Falles bis jetzt noch nicht vollständig aufgeklärt haben.“ Mit einem selten eingesetzten kollegialen Lächeln gewann Holmes erneut das Herz des Polizisten.
    „Da haben Sie wohl recht“, gab Bowler leicht verlegen zu. „Als ich Inspektor Griffin davon erzählte, hat er Angst bekommen. Ich glaube, er hat gar nicht mehr nach einem normalen Täter gesucht.“
    „Da brauchen Sie sich bei uns keine Gedanken zu machen“, beruhigte ich Bowler. „Mr Holmes würde noch mit dem Allmächtigen darüber diskutieren, wie lächerlich Religion ist, wenn er an seinem letzten Tag vor ihn treten müsste.“
    Ein dünnes Lächeln zeigte mir, dass Holmes meine Worte als nicht besonders passend
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher