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Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel

Titel: Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel
Autoren: Alisha Bionda
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betrachtete. Bowler nickte jedoch überzeugt, sah sich kurz um, rückte dann näher an uns heran und flüsterte: „Es gibt da diese Legende vom Gesichtslosen .“ Es war deutlich zu sehen, dass auch ihn die Legende nicht vollends kalt ließ. „Er ist ein dämonisches Wesen, das hier in vorchristlicher Zeit sein Unwesen getrieben haben soll. Es tötete seine Opfer auf bestialische Weise und zog ihnen dann die Haut ab. Es trug die erbeutete Hülle, um sich in der Gestalt seiner Opfer unerkannt unter seiner Beute bewegen zu können. Niemand konnte es töten.“ Tief atmete er ein. Sein bohrender Blick hatte für mich etwas Beunruhigendes. „Also lockten sie das Wesen in eine Fallgrube und begruben es. Dann bauten sie einen Tempel darüber – genau an der Stelle, wo jetzt unsere Kirche steht.“
    „Ich verstehe“, meinte Holmes nachdenklich.
    „Der Unsinn mit dem Nordfriedhof hängt auch damit zusammen“, erklärte Bowler. „Angeblich kann man nachts das Gewimmer des Wesens aus dem Boden dringen hören.“ Er druckste einen Moment herum. „Ich ... ich habe es auch schon bemerkt“, setzte er leise hinzu.
    „Das bedeutet, dass der Täter höchstwahrscheinlich aus dem Ort oder der Umgebung kommt“, folgerte Holmes. „Ich interessiere mich sehr für Sagen und Legenden, doch ich habe noch nie davon gehört.“
    „Leider ist das noch nicht alles.“ Bowler zögerte und versuchte, durch leichtes Vorbeugen seine Fußspitzen unter dem Bauch zu erspähen. „Seit Pfarrer Rathbones Tod ist das Wimmern nicht mehr zu hören gewesen. Und ... und einige Opfer sind nach ihrem Tod im Dorf gesehen worden.“ Ich fühlte, wie mir das Blut aus dem Gesicht wich.
    „Dann sollten wir uns glücklich schätzen, dass unser aufgeklärter Geist die Existenz übernatürlicher Wesen ausschließen kann“, meinte Holmes lächelnd, während er dem Polizisten auf die Schulter klopfte. Bowler war sichtlich beruhigt, dass mein Freund nicht gewillt war, ebenfalls in das Lager der furchtsamen Abergläubigen zu wechseln.
    „Wer ist denn nach seinem Tod noch gesehen worden und von wem?“
    „Der Erste war Pfarrer Rathbone. Er ist am Freitagnachmittag von Lady Myriam gesehen worden.“
    „Lady Myriam?“ Ich war erstaunt. Mir war nicht bewusst, dass in Chiddingstone eine Adlige residierte.
    „Sie ist nicht wirklich adlig“, erklärte Bowler mit entschuldigender Geste. „Ich meine natürlich Myriam Steele. Sie hat ein Anwesen vor den Toren des Dorfes geerbt und präpariert dort in einer kleinen Werkstatt Tiere, die dann in London verkauft werden. Ich glaube aber nicht, dass sie wirklich darauf angewiesen ist.“
    „Und weil sie reich ist, wird sie wie eine Adlige behandelt?“ Ich konnte das nicht glauben.
    „Nicht nur. Sie hat einigen Leuten hier sehr geholfen, als die nicht mehr wussten, wie es weitergehen sollte. Sie hat die Renovierung unseres Hauptbrunnens bezahlt und ... und ... ach, lernen Sie sie einfach kennen. Sie werden verstehen warum.“
    „Ich denke, wir werden ohnehin mit der Dame reden müssen“, stellte Holmes fest. „Wer wurde noch gesichtet?“
    „Am Samstagabend haben vier Personen gesehen, wie Hodgson hinter dem Gasthaus vorbeischlich, und die Treppe zu den Gästezimmern hinaufging. Darunter war auch das Schankmädchen Eleonore Richards. Eine seiner ehemaligen Liebschaften.“
    „Vier Zeugen auf einmal? Erstaunlich.“ Holmes machte sich eifrig Notizen. Mir wurde der Fall langsam unheimlich. „Hat man versucht, ihm zu folgen?“
    „Man sagte mir, dass Minuten später zwei Männer nachgegangen sind. Sie haben niemanden gefunden. Aber die sind natürlich nicht mitten in der Nacht in die Gastzimmer eingedrungen.“ Holmes brummelte etwas Unverständliches.
    „Leider war das noch nicht alles. Am Sonntagabend begegnete unserem Arzt der tote Inspektor Griffin.“
    Eine längere Pause trat ein.
    „Wie konnte überhaupt die Identität der Opfer zweifelsfrei geklärt werden?“, wollte ich wissen.
    „Dr. Shamroy hat die Leichen so gut es ging identifiziert.“
    „Nun“, meinte Holmes lächelnd. „Wenigstens haben wir Zeugen, die wir befragen können.“

    Der Weg zum Bestatter war der nächste logische Schritt. Ich wollte mich auch nicht beklagen. Insgeheim fragte ich mich jedoch, ob Holmes – geblendet durch seine schier unerschöpfliche Energie –
    manchmal daran dachte, dass sterbliche Menschen von Zeit zu Zeit Nahrung zu sich nehmen mussten. Und eben jene würde mir nach der Untersuchung der grässlich
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