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Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Titel: Sherlock Holmes - Der Rote Kreis
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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gekommen waren. Nun, Dr. Sterndale, wie rechtfertigen Sie Ihre Handlungsweise? Was war Ihr Motiv? Wenn Sie Ausflüchte machen oder mich hinhalten wollen, dann - das schwöre ich Ihnen - geht die Angelegenheit sofort und für immer aus meiner Hand in die der Polizei. «
    Das Gesicht unseres Besuchers war schon bei den ersten Worten seines Anklägers aschgrau geworden. Nun saß er lange Zeit regungslos und wie tief in Gedanken da, die Hände vor das Gesicht geschlagen. Plötzlich griff er mit einer impulsiven Geste in seine Brusttasche, zog eine Fotografie hervor und schob sie uns über den rustikalen Tisch zu.
    »Deshalb habe ich es getan!« sagte er rauh.
    Das Bild zeigte das Profil einer sehr schönen Frau. Holmes beugte sich darüber.
    »Brenda Tregennis!« rief er.
    »Ja, Brenda Tregennis«, wiederholte unser Besucher. »Ich habe sie seit vielen Jahren lieb, und seit vielen Jahren liebt sie mich. Das ist das Geheimnis, weshalb ich mich in die Abgeschiedenheit von Cornwall zurückgezogen habe! Es brachte mich in die Nähe der einen, die mir alles auf dieser Welt bedeutete. Ich konnte sie nicht heir aten, denn ich bin mit einer Frau ve rheiratet, die mich seit Jahren verlassen hat. Dank der beklagenswerten Gesetze in England konnte diese Ehe nicht geschieden werden. Seit Jahren wartet Brenda auf mich. Seit Jahren warte ich auf sie. Und dies ist es, worauf wir gewartet haben!« Ein schreckliches Schluchzen erschütterte seinen riesigen Körper. Seine Hände verkrallten sich unter dem Bart am Hals.
    Nach einiger Zeit hatte er sich wieder in der Gewalt und fuhr fort:
    »Der Pfarrer wußte es. Wir haben ihn ins Vertrauen gezogen. Er könnte Ihnen erzählen, daß sie ein Engel auf dieser Erde war. Er hat mir telegraphiert und deshalb bin ich zurückgekehrt.
    Was bedeutete mir mein Gepäck oder Afrika bei dem Geschick, das meinen Liebling befallen hatte? - Da haben Sie die Erklärung für mein Handeln, Mr. Holmes.«
    »Fahren Sie bitte fort«, sagte mein Freund.
    Dr. Sterndale zog aus seiner Tasche ein Päckchen und legte es auf den Tisch. Auf der Außenseite stand geschrieben »Radix pedis diaboli«. Darunter befand sich ein roter Giftaufkleber: Er schob es mir zu. »Sie sind Arzt, Sir, haben Sie jemals von dieser Mixtur gehört? «
    »Teufelsfuß-Wurzel! Nein, davon habe ich noch niemals etwas gehört.«
    »Das glaube ich Ihnen. Außer einer kleinen Probe in einem Laboratorium in Buda gibt es dieses Gift in Europa nicht. Es hat seinen Weg bisher weder in die Pharmazie noch in die toxiko-logische Literatur gefunden. Die Wurzel ist wie ein Fuß geformt, halb menschlich, halb wie der einer Ziege. Daher der romantische Name, den ein botanisierender Missionar ihr verliehen hat. Dieses Gift wird in bestimmten Gebieten West-Afrikas von Medizinmännern verwandt, die das Geheimnis darum jedoch bewahren. Dieses besondere Pulver ist auf abenteuerliche Weise im Ubangi-Land in meinen Besitz gelangt.« Während er sprach, hatte er die Dose ge-
    öffnet. Vor uns lag ein Häufchen rotbraunen Pulvers, dem Schnupftabak ähnlich.
    »Nun?« fragte Holmes streng.
    »Ich bin ja dabei, Sir, Ihnen der Reihe nach zu erzählen, was sich zugetragen hat, denn Sie wissen schon so viel, daß - in meinem eigenen Interesse - Sie jetzt alles wissen sollen. Ich ha-be Ihnen bereits erklärt, in welcher Beziehung ich zu der Familie Tregennis stand. Um der Schwester willen habe ich mich mit den Brüdern befreundet. Es hat einen Familienstreit wegen des Erbes gegeben, woraufhin sich Mortimer vom Rest der Familie abgesondert hat. Aber es hieß dann, sie hätten sich wieder vertragen. Ich habe mich sowohl mit ihm, als auch mit den anderen getroffen. Er war ein heuchlerischer, hinterhältiger Mann, der stets seine eigenen, undurchsichtigen Pläne hatte. Ein paarmal hatte ich Grund, ihm zu mißtrauen, aber zum offenen Bruch zwischen ihm und mir ist es nie gekommen.
    Eines Tages - es ist jetzt wohl zwei Wochen her - besuchte er mich in meiner Kate. Ich zeigte ihm einige meiner afrikanischen Kuriositäten. Neben anderem zeigte ich ihm auch dieses Pulver. Ich erzählte ihm, wie es auf das Zentralhirn einwirkt, das Emotion und Furcht reguliert.
    Medizinmänner bestimmter afrikanischer Stämme benutzen es, straffällige Eingeborene damit zu bestrafen. Nach dem Einatmen der giftigen Dämpfe verlieren sie den Verstand oder sterben. Ebenso habe ich ihm gesagt, daß die europäische Naturwissenschaft bisher noch keine Notiz von diesem Gift genommen hat. Man kann es auch
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