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Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Titel: Sherlock Holmes - Der Rote Kreis
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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nicht im Körper nachweisen. Wie er es an sich genommen hat, kann ich nicht sagen, denn ich war die ganze Zeit im Zimmer. Vie lleicht hat er den Augenblick benutzt, wo ich den Schrank öffnete und mich über meine ve rschiedenen Büchsen beugte. Vielleicht hat er mir da ein wenig von dem Pulver entwendet. Ich erinnere mich noch, daß er mir hinterher viele Fragen nach der Wirkungsdauer usw. stellte.
    Ich habe ja nicht geahnt, daß er persönliche Gründe für seine Fragen hatte.
    Ich habe überhaupt nicht mehr an die Sache gedacht, bis mich das Telegramm des Pfarrers in Plymouth erreichte. Dieser Verbrecher hat geglaubt, ich sei längst auf See, wenn die Nachricht in der Zeitung erscheinen würde. Und dann wäre ich jahrelang in Afrika gewesen. Aber ich bin augenblicklich zurückgekehrt.
    Jede Einzelheit sprach deutlich davon, daß mein Gift benutzt worden war. Ich kam zu Ihnen, um herauszufinden, ob Sie eine Erklärung hatten. Aber Sie hatten keine. Ich war aber überzeugt, daß Mortimer Tregennis der Mörder war. Schließlich wäre er, nachdem seine gesamte Familie tot oder im Irrenhaus war, alleiniger Verwalter des ganzen Erbes geworden. Er hat mit diesem Ziel mein Teufelsfuß-Pulver benutzt, das seinen Brüdern den Verstand, seiner Schwester jedoch das Leben kostete. Und Brenda war der einzige Mensch, den ich jemals geliebt habe. Und sie hat mich ebenso geliebt. Das war sein Verbrechen. Wie aber sollte seine Bestrafung aussehen?
    Sollte ich zur Polizei laufen und die Gerichte bemühen? Wo waren meine Beweise? Ich wußte sehr wohl, daß alle Tatsachen stimmten, aber wie sollte ich das einer Jury von Briten beweisen? Würden Sie mir meine phantastische Geschichte glauben? Vielleicht! Aber sehr sicher war ich nicht. Ich wollte mir aber keinen Fehlschlag leisten. Meine Seele schrie nach Rache.
    Mr. Holmes, ich habe schon einmal gesagt, daß ich viele Jahre außerhalb aller Gesetzlichkeit gelebt habe. Ich bin dazu übergegangen, das Recht in meine eigenen Hände zu nehmen. Und so handelte ich jetzt. Ich schwor mir, daß er das Geschick, das er über die anderen gebracht hatte, mit ihnen teilen sollte. Entweder das, oder ich würde ihm mit eigener Hand Gerechtigkeit widerfahren lassen. In ganz England gibt es keinen Menschen, dem das eigene Leben im Augenblick gleichgültiger wäre.
    Ich habe Ihnen alles erzählt. Den Rest haben Sie selbst herausgefunden. Ich bin, wie Sie sagten, nach einer schlaflosen Nacht aufgestanden und habe mich auf den Weg gemacht. Die Schwierigkeiten, ihn zu wecken, sah ich voraus. So sammelte ich Steinchen von dem von Ihnen erwähnten Steinhaufen und warf sie ans Fenster. Er kam herunter und ließ mich durch das Wohnzimmerfenster hinein. Ich habe ihm seine Untat vor Augen gestellt. Ich sagte, ich sei sowohl als Richter als auch als Henker gekommen. Der elende Kerl sank in einen Stuhl und war gelähmt vor Angst, als er meinen Revolver sah. Ich zündete die Lampe an und streute das Pulver drauf. Dann wartete ich vor dem Fenster, immer bereit, ihn niederzuschießen, falls er einen Fluchtversuch wagen sollte. In fünf Minuten war er tot. O mein Gott, was waren das für fünf Minuten! Aber mein Herz war hart wie ein Stein. Er bekam nur, was er meinem armen, unschuldigen Liebling angetan hatte. Das ist meine Geschichte, Mr. Holmes. Wenn Sie jemals eine Frau sehr geliebt haben, können Sie sich vie lleicht in meine Lage versetzen. Ja, ich bin in Ihren Händen. Sie können machen, was Sie wo llen. Ich habe Ihnen gesagt, daß niemand den Tod weniger fürchtet als ich. «
    Eine Zeitlang schwieg Holmes.
    »Was hatten Sie für Pläne, bevor das Unglück geschah?«
    »Ich hatte vor, nach Zentralafrika zu reisen und mich dort in meine Arbeit zu vergraben, die erst zur Hälfte getan ist. «
    »Bringen Sie die andere Hälfte zu Ende«, sagte Holmes. »Ich habe nicht die Absicht, Sie davon abzuhalten. «
    Dr. Sterndales gigantische Gestalt erhob sich. Er verbeugte sich ernst und ging zur Laube hinaus. Holmes zündete seine Pfeife an und reichte mir den Tabaksbeutel.
    »Ungiftige Tabaksdämpfe sind doch eine recht angenehme Abwechslung«, sagte er. »Watson, ich glaube, Sie stimmen mit mir überein, daß dies kein Fall ist, in den wir eingreifen dürfen.
    Wir haben eine selbständige Untersuchung geführt, und unsere Handlungsweise soll nicht dahinter zurückstehen. Würden Sie diesen Mann denunzieren?«
    »Gewiß nicht!« antwortete ich.
    »Ich habe niemals geliebt, Watson, aber wenn ich je eine Frau geliebt
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