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Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Titel: Sherlock Holmes - Der Rote Kreis
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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noch nie in sein Herz sehen lassen, »daß es ein großes Privileg für mich ist, Ihnen zu helfen.«
    Sogleich verfiel er wieder in jene halb humorvolle, halb zynische Art, mit der er üblicherwei-se seine Freunde behandelte. »Es war übergenug, um uns beide um den Verstand zu bringen, mein lieber Watson«, sagte er. »Ein ehrlicher Beobachter könnte nun zwar erklären, daß wir schon verrückt genug waren, bevor wir uns auf dieses Experiment eingelassen haben. Aber ich muß sagen, daß ich es mir nicht habe träumen lassen, daß die Wirkung so heftig und so plötzlich eintreten würde.« Er schoß in die Kate und kam mit der noch brennenden Lampe heraus, die er weit von sich gestreckt in der Hand hielt. Im hohen Bogen warf er sie in die Ginsterbüsche. »Wir müssen ein bißchen warten, bis das Zimmer ordentlich gelüftet ist, Watson. Ich glaube, mein Freund, nun haben Sie keinen Zweifel mehr daran, wie sich die Tragö-
    dien zugetragen haben, nicht wahr? «
    »Gar keine.«
    »Aber der Hintergrund bleibt dunkel wie bisher. Kommen Sie, gehen wir in die Laube und besprechen den Fall dort. Das teuflische Zeug steckt mir immer noch im Hals. Eines glaube ich gewiß, alle Hinweise im ersten Verbrechen weisen in Richtung Mortimer Tregennis. Aber im zweiten Fall war er das Opfer. Zunächst müssen wir uns einmal den Familienstreit ins Ge-dächtnis rufen. Die Familie hat sich zwar wieder versöhnt, aber wie bitter der Streit war oder wie vordergründig die Versöhnung, können wir nicht sagen. Wenn ich an Mortimer Trege nnis, denke, an sein Fuchsgesicht und seine kleinen, schlauen Augen hinter den dicken Brillen-gläsern ... Also, auf mich machte er nicht den Eindruck, als ob er schnell etwas vergäße oder vergäbe. Gut. Er hat uns weiszumachen versucht, im Garten habe sich etwas bewegt. Das hat unsere Aufmerksamkeit einen Augenblick lang von der wahren Ursache der Tragödie abge-lenkt. Natürlich war die Sache von ihm inszeniert. Er hätte Grund genug, uns in die Irre zu führen. Wer außer ihm konnte schließlich die Substanz ins Feuer geworfen haben? Es kann nur er getan haben, im letzten Augenblick, bevor er ging. Das Unglück geschah direkt, nachdem er ge gangen war. Wenn jemand anders,, ins Zimmer gekommen wäre, hätte sich doch bestimmt wenigstens einer von seinem Platz erhoben. Nebenbei, hier im friedlichen Cornwall macht niemand mehr nach zehn Uhr abends Besuche. Wir können ruhig annehmen, daß Mortimer Tregennis der Schuldige ist, alles weist darauf hin.«
    »Dann ist sein eigener Tod wohl Selbstmord?«
    »Nun, Watson, oberflächlich gesehen, ist das keine so unmögliche Annahme. Ein Mensch, der soviel Schuld auf sich geladen und seiner Familie eine solchen Schurkerei angetan hat, den mag wohl sein Gewissen in den Tod treiben. Aber es gibt Gründe, die dagegen sprechen.
    Glücklicherweise gibt es einen Mann in England, der mehr weiß. Ich habe mich mit ihm ve rabredet, weil ich die Zusammenhänge von seinen eigenen Lippen hören möchte. Ah, da kommt er ja schon, - ein wenig vor der Zeit. Kommen Sie freundlicherweise hierher in die Laube, Dr. Sterndale. Im Haus haben wir ein chemisches Experiment unternommen. Unser kleines Zimmer ist nicht im rechten Zustand, einen so würdigen Gast zu empfangen.«
    Ich hatte das Aufklinken der Gartenpforte gehört, und gleich darauf erschien die majestätische Gestalt des Afrikaforschers auf unserem Gartenweg. Uns in der ländlichen Laube zu finden, schien ihn zu überraschen.
    »Sie haben mich herbestellt, Mr. Holmes. Ich habe Ihre Nachricht vor einer Stunde erhalten.
    Ich bin gekommen, obgleich ich eigentlich nicht weiß, weshalb ich Ihrem Ruf gehorchen sollte.«
    »Diesen Punkt werden wir bestimmt geklärt haben, bevor wir uns trennen«, sagte Holmes.
    »Inzwischen bin ich Ihnen dankbar, daß Sie meinem Wunsch nachgekommen sind. Sie müssen entschuldigen, daß wir Sie so unzeremoniell im Freien begrüßen. Mein Freund und ich hätten soeben nämlich beinahe den Kapiteln der »Cornischen Schrecken« ein neues hinzuge-fügt. Im Augenblick bevorzugen wir frische Luft. Was wir miteinander zu bereden haben, betrifft Sie persönlich. Wir wollen uns einen Platz suchen, wo niemand uns hören kann!«
    Der Forscher nahm die Zigarre aus dem Mund und sah meinen Freund scharf an.
    »Sir, ich verstehe nicht ganz, wieso ich eine persönliche Angelegenheit mit Ihnen zu besprechen hätte - und das auch noch vertraulich. «
    »Es geht um den Tod von Mortimer Tregennis«, sagte
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