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Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Titel: Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)
Autoren: Gail Parent
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IST: SHEILA LEVINE WIRD NIE HEIRATEN. SIE HAT NIE AUCH NUR DIE GERINGSTE CHANCE GEHABT.
    Pop, du wirst zu Mom sagen: »Na schön, sie hat also noch nicht geheiratet. War das denn so schlimm für sie, dass sie so was Schreckliches machen musste? (Sie hat sich umgebracht, Pop, das war das Schreckliche. Sprich’s ruhig aus, du fühlst dich dann besser.)
    Ihr müsst zugeben, du und Mom, ihr seid mir doch ständig damit in den Ohren gelegen mit eurem »Heiraten ist das Allerwichtigste.«
    Geboren: am 12. August vor dreißig Jahren … »Schau dir das an, was für ein hübsches Kind!« … »Es ist also ein Mädchen, Manny? Dir ist wohl klar, dass du die Hochzeit bezahlen musst.« … Einen Tag alt! Gerade mal einen Tag alt und schon reden sie von Heiraten.
    Mom, du hast folgende Geschichte erzählt: »Als Sheila einen Monat alt war, ging ich mit ihr zum Arzt, ich machte mir solche Sorgen, weil sie diesen kleinen Kratzer im Gesicht hatte. Du weißt, wie wichtig mir das Gesicht ist. Und weißt du, was der Arzt gesagt hat? Er meinte: Mach dir keine Sorgen, Bernice, du kannst beruhigt sein. Bis sie heiratet, ist nichts mehr davon zu sehen.« Heiratet? Da hast du’s, Pop – ich war damals gerade einen Monat alt!
    Deine Erziehung trug Früchte. Du hast mir Puppen und kleine Puppenherde und kleine Puppentellerchen gekauft, damit ich Hausfrau spielen konnte. Ich war die Mami, Larry Singer der Papi. »Schau dir die beiden an. Wie nett sie zusammen spielen. Wär doch großartig, wenn sie zusammen aufwachsen und dann heiraten?« Ganz klar, wer da spricht. Es ist die Mutter der Kleinen. Wenn das Wort »heiraten« fällt, ist es immer die Mutter des Mädchens.
    Aber nicht nur die Eltern sind schuld. Es ist immer und überall dieselbe Chose. Ich hab Dick und Jane gelesen, und sie hatten eine Mommy und einen Daddy, die verheiratet waren. Auch in die Arche Noah kamen sie paarweise. Mit der Ausnahme von Sheila Levine kommen alle paarweise. »Was willst du mal werden, wenn du groß bist, Sheila?« … »Eine Hausfrau und eine Mami.« … »Braves Mädchen.«
    Ja, ich hab’s früh gelernt: Heiraten war das Beste, was ich tun konnte. Eine jüdische Mutter möchte ihre Söhne aus der Armee und ihre Töchter vor den Altar kriegen. Von der Wiege an bekommen wir zu hören: »Wenn ich auf deiner Hochzeit tanze, ist das der schönste Tag meines Lebens.« »Wenn ich die Hochzeit meiner Kinder erleben könnte, wäre ich die glücklichste Frau der Welt.« Ich hab’s ja versucht. Ich wollte heiraten, und ich wollte ein riesiges Doppelbett und goldene Handtücher und ein Silberbesteck für zwölf Personen. Jahrelang versuchte ich es, und mit welchem Erfolg? Ich hab mein altes Bett von zu Hause und Handtücher mit Löchern, weil weibliche Singles sich Blusen statt Handtücher kaufen, und ich habe vier Gabeln – drei sind von meiner Mutter geklaut. Eine bei Sardi’s.

VON VIER BIS EINUNDZWANZIG, U.   A. AUCH DER VERLUST MEINER JUNGFRÄULICHKEIT

    Mit vier war ich unsterblich in Alan Hirsch verliebt, der unsterblich in Cynthia Fishman verliebt war. Mit mir spielte er Doktor, sie wollte er heiraten, wenn er erwachsen wäre, schwor er sich. Ich war also bereits mit vier die Andere. Das hätte mir eine Lehre sein sollen. Aber nein, ich machte mir Hoffnungen.
    Mit sieben hatte ich meine Hochzeit bereits bis in die letzte Einzelheit geplant, auch wenn weit und breit kein Bräutigam in Sicht war. Ich saß mit meiner besten Freundin, Ruthie, auf ihrer weißen Bettdecke – die Schuhe hatte ich ausgezogen –, und mit Hilfe von Lydia Lane, einer Braut aus Papier, haben wir das große Ereignis Schritt für Schritt durchgespielt. Auch wenn ich mich nicht mehr an alles erinnere, so erinnere ich mich doch, dass Ruthie und ich eine riesige Doppelhochzeit geplant hatten, in West Point unter gekreuzten Schwertern. Und Ruthie ihrerseits hat auch tatsächlich geheiratet, wenn auch nur unter einer Chuppah in der West Bronx. Ich nehm dir das nicht übel, Ruthie, überhaupt nicht. Ich wünsche dir alles Gute, und mögest du lange genug leben, um auch auf der Hochzeit deiner Töchter tanzen zu können.
    Mit vierzehn wusste ich ganz genau, was es hieß zu heiraten. Es war kein Gesprächsthema mehr zwischen Ruthie und mir. Ich ließ Ruthie in Washington Heights zurück, zusammen mit meinen heiß geliebten »Babysachen«, die ich unbedingt zum Franklin Square mitnehmen wollte. »Was willst du denn damit, Sheila, du wirst nie wieder mit ihnen spielen.« Ich wollte
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