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Jerry Cotton - 0529 - Im Golfclub spielt ein Satan mit

Jerry Cotton - 0529 - Im Golfclub spielt ein Satan mit

Titel: Jerry Cotton - 0529 - Im Golfclub spielt ein Satan mit
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Donald Harper rannte über den Rasen. Er nahm an, daß Gardener, der die Sechzig schon überschritten hatte, einen Schwächeanfall erlitten hatte.
    Er beugte sich über den Gestürzten. Als er ihn vorsichtig umdrehte, fuhr er zurück. Er starrte in das Antlitz eines Toten.
    Genau über der Nasenwurzel war ein kleines Loch, aus dem ein dünner Blutfaden rann.
    Mr. Frederick Gardener war erschossen worden.
    ***
    Der Portier öffnete die Flügeltür und verbeugte sich tief. »Ich wünsche einen angenehmen Tag, Mr. Lawrence.«
    Der Makler ließ ein ansehnliches Trinkgeld in seine Hand gleiten, so, wie er es immer tat, wenn er nach einem erfolgreichen Tag die Börse verließ. Dann schritt er die breiten Stufen hinunter und bestieg den schwarzen Cadillac, der direkt vor der Einfahrt parkte. Ein Privileg, das nur wenige beanspruchen durften.
    Der Chauffeur schloß mit unbewegtem Gesicht den Wagenschlag. »Wohin, Sir?«
    »Wie immer«, gab Lawrence kurz zur Antwort.
    Lautlos rollte der Wagen die Wallstreet hinunter, bog bei der National City Bank in die William Street ein und fuhr dann dem Battery Park entgegen.
    Jedermann, der Mr. Lawrence auch nur flüchtig kannte, wußte über diese Gewohnheit Bescheid. Der Makler pflegte wie eine Uhr diesen Rhythmus einzuhalten. Und er ging auch dann nicht davon ab, täglich einen Spaziergang zu machen, wenn ein Sturm schwere Regenschauer vom Atlantik herüberblies.
    An der gewohnten Stelle am Battery Park stieg er aus, steckte sich eine schwarze Brasil an, die eine kleine Zigarrenfabrik extra für ihn anfertigte, und ging langsam den Kiesweg entlang. Er betrachtete voll Interesse die mehr als hundert Jahre alten Bäume, bückte sich, um ein Stück Papier aufzuheben, das ein achtloser Spaziergänger weggeworfen hatte, und freute sich über die Stille, die ihn nach dem Getriebe der Wallstreet wie ein wohltuender Mantel umfing.
    Mr. Lawrence war ein eiskalter Geschäftsmann, hart im Nehmen und Austeilen. Er war aber auch ein gefühlvoller Genießer der Natur, ein Mensch, der sich im Grün der Wiesen und Bäume mehr zu entspannen vermochte als in der gepflegten Umgebung großer Gesellschaften.
    Ein Lächeln überzog sein faltiges Gesicht. »Ann wird sich freuen«, murmelte er vor sich hin. Er dachte an die kleine Farm in den Bergen, die er am Nachmittag zu kaufen gedachte. Alles war vorbereitet, und Lawrence wellte das Wochenende mit seiner Familie auf dem neuen Besitz verbringen.
    Er blieb stehen und betrachtete das Zelt der mächtigen Baumwipfel, das kühlen Schatten spendete. Seine Augen verengten sich plötzlich. Unterhalb eines Astes erkannte er zwei schwarze spitzzulaufende Schuhe.
    »Hallo!« rief er. »Was machen Sie denn da oben?«
    Die Antwort klang wie das Knallen eines Sektpfropfens. Nur hörte Rodolpho Lawrence das nicht mehr. Zwei, drei Sekunden verharrte er wie eine Statue in seiner Stellung. Dann begann er zu schwanken und fiel auf die linke Seite. Seine Augen waren weit offen. Das kleine schwarze Loch über der Nasenwurzel war nicht größer als ein Ein-Cent-Stück.
    Aber es war absolut tödlich!
    ***
    Ich wollte gerade mein Büro verlassen, als das Telefon schrillte. Seufzend hob ich den Hörer ab, denn meistens gab es kurz vor Büroschluß keine angenehmen Überraschungen.
    Captain Hywood war am Apparat, und mein Gesicht entspannte sich wieder. Dafür wurden meine Trommelfelle strapaziert, denn der Captain der City-Police hat mit Abstand die dröhnendste Stimme aller New Yorker Polizisten.
    Der Captain überfiel mich, knapp daß ich mich gemeldet hatte, mit der Frage: »Lesen Sie Zeitungen, Cotton?«
    »Natürlich, wenn es die Umstände zulassen, zuerst die Sportseite. Manchmal auch…«
    »Was halten Sie von Börsennachrichten?« unterbrach Hywood mich. Ich hielt den Hörer vom Ohr weg.
    »Wenig, mein Gehalt reicht nicht für Spekulationen.«
    »Sie haben doch von der Ermordung Gardeners und Lawrences gehört. Die Boulevardpresse war voll davon. Ich habe mich mit beiden Fällen, die seltsame Parallelen auf weisen, befaßt.«
    »Ja, merkwürdige Geschichte, die Ihnen noch viel Kopfschmerzen bereiten wird.«
    Hywood räusperte sich, es klang wie das Röhren eines Hirsches in der Brunftzeit. »Es hat schon angefangen, Cotton. Die Börse reagierte außerordentlich allergisch auf den Tod der beiden Männer. Die Kurse der Montanwerte sind im Schnitt um achtundzwanzig Punkte gefallen. Das ist ein ungewöhnlicher Einbruch und allein mit der Ermordung nicht zu erklären. Ich
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