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Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Titel: Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)
Autoren: Gail Parent
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meine »Babysachen«, Mutter, weil wir an einen fremden Ort zogen und ich Angst hatte. Melissa durfte ihre auch mitnehmen. Aber Lydia Lane und ihre ganze Aussteuer landeten im Müll. Ein Omen?
    Mit vierzehn saß ich also auf meiner weißen Bettdecke mit meiner besten Freundin Madeline – in den Vororten waren die Namen sehr viel distinguierter, – und wir haben die Sache auseinanderklamüsert. Heiraten bedeutete, einen jüdischen Grafen zu haben, der verrückt nach einem war. Wir besäßen ein Haus in Manhattan und ein Haus in London und ein Haus in Paris und ein Haus in Rom, und wir würden mit unsern Ehemännern von Haus zu Haus zu Haus zu Haus reisen. Auch Madeline hat geheiratet, lebt aber immer noch am Franklin Square, keine drei Straßen von ihrer Mutter entfernt. Bist du glücklich, Madeline? Vielleicht denkst du nicht, dass du glücklich bist, aber würdest du mit mir tauschen wollen? Dein Heim mit dem Toilettensitzbezug aus Webpelz mit meinem Grab?
    Ist das ein Schock für dich, Mutter? Bist du am Durchdrehen, selbst am Sterben und peinlichst berührt, dass deine Tochter sich umgebracht hat? Tut mir wirklich leid, dass ich dich in diese missliche Lage gebracht habe. Du könntest deinen zionistischen Ladys ja erzählen, ein eifersüchtiger Liebhaber habe mich umgebracht. Ach, wenn dem nur so wäre.
    Als ich dann schließlich an der Syracuse University studierte, hatte ich wesentlich erwachsenere Vorstellungen von der Ehe. Mein Mann müsste kreativ sein. Meinetwegen auch Jurist, wenn er nur gerne ins Theater ging, oder auch Doktor, wenn er nebenbei malte, oder Maler, wenn er erfolgreich an der Börse spekulierte.
    Ich hatte genügend Muse, diese Ideen weiterzuentwickeln, vor allem an Samstagabenden, wenn ich ohne eine Verabredung im Studentenwohnheim herumsaß. Ja, Mom. Ja, Dad. Ohne Verabredung. Das war auch für mich ein Schock, Mom. Wo du doch sagtest, ich sei das hübscheste Ding, das dir je unter die Augen gekommen sei. Jeden Samstag, wenn ich anrief, um ein R-Gespräch zu führen, belog ich dich am Telefon. Ich erfand die Namen der Jungs und auch alles Übrige. Warum hast du mir das abgenommen? Wie konntest du nur annehmen, ich sei so begehrt. Hast du wirklich gedacht, deine süße Sheila, 1,65 cm groß und 157 Pfund schwer, sei der Star des Abschlussballs?
    »Hör dir das an, Manny, diesen Unsinn, den sie da redet. War sie nicht ein bildschönes junges Mädchen, als sie noch lebte?«
    Nein, meine lieben Eltern. Ich saß einfach nur im Studentenheim rum mit all den anderen Girls ohne Date, weil sie zu groß, zu dick, zu verpickelt waren oder aus dem Mund rochen etc. Wir lungerten in der Flint Hall herum und schauten zu, wie die mit Date sich herausputzten, sichdie Pullis voneinander ausliehen und sich abmeldeten. Wir winkten ihnen zum Abschied zu und spielten dann Bridge, hörten Platten an und ließen Hunderte von Pizzas kommen, die unser Elend vollkommen machten. Ich würde gerne wissen, wie viele von denen ohne Date auch ohne Mann endeten.
    Ja, Mom, ich hatte Glück.
    Diane Rifkin, eines von den Mädchen auf meinem Stock, war mit einem jungen Typen namens Steve aus einer ganz schlimmen Studentenverbindung der Colgate Universität befreundet, und der hatte sie gefragt, ob sie nicht eine Freundin zum Winter Weekend mitbringen könnte, für einen Freund von ihm. Drei von den Mädels im Studentenwohnheim lehnten das Angebot ab, doch ich ging darauf ein.
    »Hör zu, ich hab ein Date für deinen Freund.« … »Wie ist sie? Ist sie hübsch?« … »Sie sieht interessant aus.«
    Ich ging mit, damit ich nicht ständig meiner Mommy und meinem Daddy am Telefon etwas vorlügen musste. Und ich ging mit, weil ich ein Winter Weekend haben wollte.
    Steve holte uns vom Studentenwohnheim ab. Er verstaute unsere Koffer und dann mich auf dem Rücksitz seines alten weißen Impala und setzte sich dann mit Diana auf die beiden vorderen Sitze. Ich war die Schwiegermutter. Auf dem ganzen Weg nach Colgate starrte ich aus dem Fenster und versuchte Steves Hand zu ignorieren, die unter Dianas Kleid hochwanderte. Sowie Dianas Hand auf Steves Hose. Die Straßen waren total vereist, und ein etwasfesterer Druck von Dianas Hand hätte genügt, um uns alle ins Jenseits zu befördern.
    Mein Date erwartete uns vor dem Gebäude der Studentenvereinigung. Will Fisher. Mom, ich hab gesagt, er heißt Will Fishman. Das war gelogen, ich wollte, dass du glücklich bist. Und warst du glücklich?
    Will Fisher war sehr groß und sehr dünn.
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