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Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Titel: Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)
Autoren: Gail Parent
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geniale Schauspieler, der bei allen Aufführungen sofort eine Rolle bekam. Professor Hinley war der geniale Regisseur, der bei allen größeren Spektakeln Regie führte. Und Sheila? Sheila war die geniale Bühnenarbeiterin. Sie schrubbte den Bühnenboden, malte die Kulissen, kümmerte sich um die Bühnenrequisiten, zog den Vorhang auf und zu und sang bei der Eröffnungsparty Melodien aus Der Barbier von Sevilla , ohne die Töne zu treffen. Warum ich mich aufs Theater verlegt hatte? Ja, warum? Wahrscheinlich weil ich einen Marjorie-Morningstar-Komplex hatte. Weil ich Bestätigung brauchte? Weil das Abschlussexamen nicht so schwer war? Weil Kate Smith sich auch dafür entschieden hatte? Ich weiß es nicht.
    Joshua, Professor Hinley und ich haben das Drama Department gemanagt, und alles, was wir machten, machten wir gemeinsam. Joshua und ich versorgten den Professor mit Kaffee und Doughnuts aus Chock Full o’Nuts. Professor Hinley und ich versorgten Joshua mit Essen und Kleidung. Mein Vater weiß es zwar nicht, aber er hat Joshua (Alan Goldstein) praktisch durchs Collage gebracht. Immer, wenn ich aß, hat er auch gegessen, und ich zahlte. Wen sollte es stören, wenn es mich nicht störte. Joshua gehörte zu den Leuten, die ihre Armut attraktiv machte. Zuseinem Geburtstag kaufte ich ihm Hemden und Pullover und belastete Mannys Kreditkarte.
    Und Professor Hinley stellte uns ein Plätzchen zum Ausruhen zur Verfügung. Ich pendelte zwischen Long Island und New York City, Joshua zwischen Brooklyn und New York City. Einen Zufluchtsort zu haben, war einfach großartig. Unser guter Professor gab jedem von uns einen Schlüssel zu seinem Pied-à-terre im West Village. Und unser guter Professor gab mir eine Vier-Minus im »Kindertheater«-Seminar.
    Joshua, Professor Hinley und ich waren die ersten Blumenkinder auf Erden, alle drei waren wir einander in Liebe verbunden. Die Entscheidung, mit welchem von diesen beiden charmanten Herren ich einen Hausstand gründen würde, war nicht einfach.
    »SHEILA, LIEBES, AM BESTEN, DU FINDEST EINEN, SOLANGE DU NOCH ZUR SCHULE GEHST. DANACH WIRD ES SEHR VIEL KOMPLIZIERTER.«
    Joshua hatte Paul-Newman-Augen. Das ist mir auch sofort an ihm aufgefallen, diese umwerfenden Paul-Newman-Augen. Zum Sterben schön. Und nicht nur das, er hatte auch herrliche braune Locken und – ich weiß, das ist verrückt, und man wird mich für eine Fetischistin halten – Füße wie Elvis Presley. Genauso sexy. In Life sah ich einmal ein großes Foto von Elvis’ Füßen, und sie waren genau wie Joshuas. Er hatte seine Launen, aber mit diesen Augen und Füßen und was sonst noch an ihm dran war, konnte Joshua nur Erfolg haben. Nicht beim Film – daran dachten wir vom NYU Drama Department nicht. Der Broadwaywürde Joshua zweifelsohne zu Füßen liegen – sexy wie sie waren.
    Und wenn er seine Karten richtig ausspielte, würde er mich zur Frau haben. Wir würden in einem der riesigen alten Kästen im Central Park West wohnen. Natürlich würden wir für Vogue fotografiert werden. Ihn stellte ich mir in einem Rollkragenpulli vor und mich mit vierzig Pfund weniger. Unsere Freunde wären alle Künstler.
    »Liebes, schieb was in den Ofen, die Bernsteins kommen vorbei.«
    Aber auch Professor Hinley hatte einiges zu bieten. Sehr dunkle Augen und einen sehr herausfordernden Gesichtsausdruck. Nicht wirklich gut aussehend, aber ein guter Typ. Cordsamtjacke mit Lederflicken am Ellbogen und eine Pfeife. In Wirklichkeit hatte er all diese Dinge nicht, aber die gute alte Sheila würde sie ihm zu Geburtstagen und Jahrestagen schenken.
    Und natürlich wäre auch Hinley sehr erfolgreich. War er doch beinahe bei jeder Off-Broadshow mit von der Partie. In der kurzen Zeit, die ich ihn kannte, wurden ihm praktisch drei Regie-Jobs angeboten, und jedes Mal, wenn es mit einem klappte, meldete er sich bei dem Dekan der Fakultät ab und ließ den Unterricht Unterricht sein. Wir würden in eines der Brownstones im Village mit hohen Decken und niedrigen Mieten ziehen.
    »Liebes, schieb was in den Ofen, Salome Jens kommt vorbei.«
    Ja, das war ein echtes Problem für mich – Joshua oder Hinley – Bernstein oder Jens. Ich wollte keinem der beiden wehtun. Könnte ich nicht auch beide haben? Ehefrau für den einen sein und Geliebte für den anderen? Klein-Sheilas Geschichte wird also doch noch aufregend? Nein … Klein-Sheilas Geschichte wird immer deprimierender. War denn was anderes zu erwarten?
    Ich steckte mitten im letzten Semester und
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