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Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Titel: Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)
Autoren: Gail Parent
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vom Notrettungsdienst, denke ich. Wenn ich jemals wieder eine Party mache und es gibt einen Frauenüberschuss, rufe ich auf jeden Fall den Notrettungsdienst an. Sie schicken sofort einen ganzen Haufen Männer vorbei. Mindestens drei davon legten mich auf einen Stretcher. Ich verschränkte wieder ladylike die Beine.
    Ich brauche wohl nicht zu sagen, dass ich mich schwach fühlte, aber nicht zu schwach, dass es mir nicht peinlich gewesen wäre, von dem jungen, offensichtlich verliebten Paar im Aufzug gesehen zu werden, das auf mich herunterblickte. Es sollte wirklich Expressaufzüge für Selbstmordfälle geben. Und ich war auch nicht zu schwach, um einem meiner Stretcherträger die Frage zu stellen: »Wie … haben Sie es gewusst?«
    »Ihre Mutter versuchte, Sie anzurufen. Als Sie nicht antworteten, wurde sie nervös und rief bei uns an. Sie hatte das Gefühl, dass etwas nicht stimmte.« Meine hellseherisch begabte Hexenmutter funkte mir in meinem Leben und meinem Tod dazwischen.
    Ich erinnere mich, dass man mich aus dem Aufzug trug, na, diese armen Männer und ihre Rücken. Ich erinnere mich, dass ich dem Pförtner zu unserem Gebäude eine Art Trinkgeld gab. Habe ich tatsächlich getan. Ich hatte einen Vierteldollar in der Tasche meines Morgenmantels und gab ihm die Münze. Ich erinnere mich, dass man mich in den Krankenwagen schob. Ich wurde einen Augenblick auf dem Bürgersteig parkiert, als man die Türen des Krankenwagens öffnete. Ein paar Leute standen um mich herum. Alle hatten ein unglückliches Gesicht. Alle glücklichen Gesichter verlassen am Vierter-Juli-Wochenende New York.
    Im Krankenwagen muss ich das Bewusstsein verloren haben. Ich erinnere mich nicht daran, wie ich in das Krankenhaus kam oder sonst etwas. Ich habe keine Ahnung, was man mit mir anstellte.
    Was es auch war, sie ruinierten meine gute Unterwäsche. Als Nächstes wusste ich, dass ich im Himmel war. Wenn du die Augen öffnen würdest und würdest Warren Beatty und fünf seiner gut aussehenden Freunde sehen, was würdest du denken, wo du dich befindest? Ich dachte: »So, das ist es also. Sheila, du hast es geschafft – der Himmel. Man gewährt dir hier wahrscheinlich die Erfüllung eines Wunsches und meiner war verdammt noch mal klar.«
    Ich hörte Stimmen, die sich darüber unterhielten, dass ich zu mir kam, und ich dachte: »Kommen zu was?« Warren Beatty näherte sich mir, als ob er mich küssen würde, aber das tat er nicht. Ich kapierte einfach nicht, was da vor sich ging.
    Diese Verwirrung dauerte einige Minuten, und dann:
    »Sheila, Liebling, wie geht es dir, mein Baby?«
    Da war diese Stimme, eben genau diese Stimme, die mir befohlen hatte, einen Pullover über meinem Halloweenkostüm zu tragen. Diese Stimme versetzte mich unverzüglich zurück in die Wirklichkeit. Dr. Warren Beatty und seine Freunde verwandelten sich in Medizinstudenten, und der Himmel war ein Krankenzimmer im Bellevue-Hospital.
    Meine Mutter nahm die ganze Sache völlig irrational auf. Sie verstand einfach nicht, wie eine ganze Packung Tabletten zufällig in meinen Magen gelangt war. Mein Vater sagte nichts, wie gewöhnlich.
    Henry Rossman und Rabbi Stine nahmen mir die ganze Sache ziemlich übel. Rossman war wütend, weil ich dieGrabstätte stornierte und weil ich ihn angelogen hatte. Er sagte, dass in seinen ganzen sechsunddreißig Jahren als Bestattungsunternehmer noch nie jemand eine Grabstätte storniert hatte. Er war völlig aufgebracht, aber nicht so aufgebracht wie der gute Rabbi. Er selbst rief nicht an, aber seine Sekretärin. Sie kam auf meine Spur, weil sie bei Rossman anrief. Und sie gab’s mir so richtig. Wie konnte ich es wagen, die Zeit des Rabbis mit einem getürkten Suizid zu verschwenden. Wissen Sie, der Rabbi ist sehr beschäftigt.
    Alle sagten mir, ich solle guter Laune sein, und das war ich dann auch. Nicht, weil man mir dazu geraten hatte. Es lag letztendlich an Dr. Warren Beatty und seinen Freunden. Sie wuselten dauernd um mich herum, überprüften dies und das. (Sie behandelten mich auch intravenös – Wasser mit Zucker. Genau das, was ich mir durch den Körper jagen lassen wollte, richtig?) Ja, es waren diese Männer in ihren weißen Kitteln, die meinen Lebenswillen erweckten. Sie sind alle attraktiv, sie sind alle besorgt oder sehen zumindest so aus. Sie lächeln mich an. Und ich brauche auch nur einen von ihnen.
    Ich werde in meine Wohnung zurückgehen. (Den Sarg mache ich zu einer Couch.) Ich werde mich um einen neuen Job bemühen.
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