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Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Titel: Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)
Autoren: Gail Parent
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Fünftausend-Dollar-Hochzeitsgeschenk von den Brauteltern.
    Ich konnte nicht mithalten. Ich konnte nicht Tag für Tag im Loeb Student Center sitzen und so tun, als würde ich Verhaltensstörungen bei Kleinkindern lesen, die Augen auf die Tür geheftet … »Entschuldige bitte, ist der Platz besetzt?« (graziöses Zurseiterücken) »Nein, nein, ist er nicht.« … »Ich sehe, du liest Verhaltensstörungen bei Kleinkindern. « … (Beine überkreuzen, Kopf zurückwerfen) … »Ja, ja.« … »Könnte ich dich dazu überreden, es mal wegzulegen und einen Kaffee mit mir zu trinken?« … »Gute Idee!« (heftiger Wimpernschlag, so heftig, dass der Kleber nicht standhielt) … Es ist nie vorgekommen. Der einzige Mann, der mich jemals im Loeb Student Center angesprochen hat, war der Sicherheitsdienst, der mich darauf hinwies, dass sie bald schließen würden.
    Ich setzte also auf Bohème. Ich trug Jeans und T-Shirts und Turnschuhe ohne Socken, selbst im tiefsten Winter.
    »Manny, dass das Mädchen sich noch keine Lungenentzündung eingefangen hat, ist ein Wunder.«
    Mom, du hast mich immer angefleht, ein hübschesKleid anzuziehen. Praktisch jeden Abend, wenn ich nach Hause kam, fand ich einen Karton von Klein’s mit einem »süßen kleinen Outfit« (Größe 44) vor. Ich ließ dich alle wieder zurückbringen, aber der Strom riss nicht ab. Kleider in schlank machenden Farben, farblich aufeinander abstimmte Röcke und Pullover, ein kleines Schwarzes für eine Dinnerparty. Dinnerparty?
    An der NYU habe ich eine rein geistige ménage à trois für mich organisiert. »Oh nein, Sheila. Du hast gesagt, du hättest dich geändert! Ich meine, wir dachten, alles wäre gut, und jetzt das! Ich halt’s nicht aus.« Beruhig dich. Alle sollen sich beruhigen.
    Zum einen gab es mich, und dann gab es Joshua. Er behauptete, er habe keinen Familiennamen, aber er hatte einen. In den Unterlagen der Universität tauchte er als Alan Goldstein auf. Außer Joshua gab es noch Professor Hinley von den Theaterwissenschaften der pädagogischen Fakultät.
    Großer Gott, die pädagogische Fakultät. Ich hatte nie Lehrerin werden wollen. Nie. Als Ruthie und ich oder Madeline oder Linda und ich uns stundenlang darüber unterhielten, was wir einmal werden wollten, fiel nie das Wort Lehrerin. Nicht ein einziges Mal. Als ich noch ganz klein war, wollte ich Hausfrau werden und eine Mommy. Ruthie, auch nicht viel origineller, eine Ballerina. Ich muss wohl schon damals geahnt haben, dass aus mir nie eine Ballerina werden würde. Ich bin ebenso viele Jahre wie Ruth auf die Ballettschule gegangen, aber ich schaffte es nie, ein Rad zu schlagen oder eine Arabeske auszuführen, ja, ich konntenicht einmal auf Spitzenschuhen den Raum durchqueren. Und selbst nach fünf Jahren Steppunterricht war ich nicht in der Lage, zu »Shuffle off to Buffalo« zu klackern. Also entschied ich mich für Mommy und Hausfrau. Warum, weiß ich nicht. Damals schien das eine gute Idee zu sein, und ich wurde von allen Verwandten mit Beifall bedacht.
    Als ich dann auf die Highschool kam, wusste ich, dass ich mich nicht für einen Beruf entscheiden konnte. Natürlich wollte ich letztendlich doch heiraten und Kinder kriegen. Aber ich war egoistisch und wollte auch Karriere machen.
    »Was willst du studieren, wenn du aufs College gehst, Sheila, Liebes?«
    »Geisteswissenschaften.«
    »Ich finde Lehrerin ist ein toller Beruf für eine Frau. Gutes Anfangsgehalt. Viele Ferien, außerdem kann man immer wieder einsteigen. Selbst wenn du heiratest, kannst du wieder an die Schule zurückgehen, wenn die Kinder aus dem Haus sind.«
    »Aber, Mom, ich hasse es zu unterrichten, und wie ich es hasse.«
    »Wie willst du das beurteilen, wo du’s doch noch nie versucht hast. Tu mir einen Gefallen, studiere, was du willst, aber auch Pädagogik, das bringt dich nicht um. Dein Vater kann dir kein Studium finanzieren, mit dem du nichts anfangen kannst, wenn du fertig bist. Ich wäre froh, ich könnte auf etwas zurückgreifen. Ich könnte nichts, keinen einzigen Cent, verdienen, wenn ich darauf angewiesen wäre. Zum Glück bin ich das nicht, aber ich hatte auch keinen Vater, der mich auf die Uni schickte.«
    »In Ordnung.«
    Ich bin also bei den Erziehungswissenschaften gelandet und hatte einen Theaterexperten und einen Englischerstsemestler im Schlepptau, Professor Hinley und Joshua, die ich dort kennengelernt hatte. Wir hatten uns gefunden, weil wir die Stars der Theaterabteilung waren. Joshua war der
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