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Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Titel: Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)
Autoren: Gail Parent
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Er trug Flanellhemden, die den Hemden glichen, mit denen mich meine Mutter ins Ferienlager schickte. Und er hatte unschöne Zähne. Was hatte ich erwartet? Was hatte er sich erwartet?
    Wir gingen alle zusammen zu dem Basketballspiel am Freitagabend und saßen mit den übrigen Burschenschaftlern und ihren Dates auf den Zuschauerrängen. Colgate gewann. Ich war überglücklich. Warum? Basketball interessierte mich nicht besonders. Colgate bedeutete mir kaum etwas, und Will gefiel mir nicht. Ich war einfach glücklich, weil ich nicht im Studentenwohnheim herumsaß, Bridge spielte und Pizza aß.
    Nach dem Spiel gingen Steve, Diana, Will und ich zu einem kleinen Italiener – Mama Soundso. Billiges Essen, rotweiß karierte Plastiktischtücher, harte Bänke, Chiantiflaschen mit Kerzen. Wir kauften billigen Wein und gingen in die billige Wohnung zurück, die sich die Jungs teilten. Zuerst wollte ich nicht mit.
    »Sheila, mein Liebes, hör auf deine Mutter. Lass die Jungs nicht an dir rummachen, vor allem nicht dort, du weißt schon, was ich meine.«
    Ich musste aber mit, Mom. Ich saß in der Falle. In der Falle in einem kleinen Raum mit Tischdecken, deren Karos nicht zusammenpassten, mit Stierkampfpostern an den Wänden, dem Kingston Trio, das aus der Musikanlage kam, und dem allgegenwärtigen Geruch nach schmutziger Wäsche.
    »SHEILA, MEIN LIEBES, LASS DIE JUNGS NICHT AN DIR RUMMACHEN, VOR ALLEM NICHT DORT, DU WEISST SCHON, WAS ICH MEINE.«
    Kurz darauf landeten wir in dieser Junggesellenbude ( Playboy hätte eine Doppelseite damit machen sollen. Die fleckigen Wände wären bestimmt großartig auf den Fotos herausgekommen), das Licht ging aus, und Diane und Steve kamen gleich zur Sache. Die halbe Nacht lang gab es eine Symphonie aus den unterschiedlichsten Lauten, Reißverschlüsse, die aufgerissen wurden, Häkchen, die aufschnappten, schweres Atmen, Stöhnen, Keuchen, quietschende Matratzen, und ihr glaubt es nicht, Leute … die Vorstellung war total gelungen … Eine Zugabe. Bravo!, Bravo, Diane! Bravo, Steve! Ihr wart toll! Hat richtig Spaß gemacht, euch zuzuhören. Ein Porno für Blinde.
    Wer weiß schon, was es bedeutet, mit einem praktisch Unbekannten, der den Mund voller schlechter Zähne hat, auf einem Bett zu sitzen und den anderen beim Vögeln zuzuhören. All diese fiesen Geräusche, die an jungfräuliche Ohren dringen. Verdammt, über was soll man sich da unterhalten? »Schön, Will, erzähl mir mehr über dein Hauptfach«, und von nebenan hört man: »Steve, bitte nicht, das tut weh.«
    »Magst du Bergman? Ich finde Bergman absolut genial, du nicht, Will?«
    »Diane, komm schon, dreh dich auf die Seite.«
    Will war ruhig und listenreich. Hunderte von Malen versuchte er an mir rumzumachen, dort, du weißt schon, wo. Ich drehte mich weg. Er drehte sich mir zu. Auf einem schmalen Einzelbett ist man in seiner Bewegungsfreiheit jedoch ziemlich eingeschränkt. Die Hand versuchte mich zu berühren. Ich schob die Hand weg. Die Hand kam zurück. Ziemlich zielsicher, wenn man berücksichtigt, dass es stockdunkel war. Ich hatte Angst. Nicht, dass ich unaufgeklärt war. Ich war einen Sommer lang in Cantor’s Hotel in den Catskills gewesen, als Drama Counselor. Da ging es rund. Durchgeknutschte Nächte. Und in der Highschool wurde auch stundenlang gefummelt. Der Junge und ich kamen mit völlig gereizter, roter Haut nach Hause, aber das hier war anders.
    Zuerst saßen wir einfach nur auf dem Bett. Dann erwischte mich Will, als ich gerade nicht aufpasste, und wir lagen auf dem Bett. Ich erinnere mich noch, dass ich mein dickes rotes Wollkleid anhatte.
    »Also, Will, woher kommst du?« Ich schob seine Hand weg.
    Von nebenan: »Warte, Steve, ich schieb mir das Kissen drunter.«
    »Albany.« Die Hand war wieder da.
    »Albany, großartig. Von den Mädels auf meinem Stock kommt auch eine aus Albany. Rose Morrison.« Ich schob seine Hand weg.
    »Ich kenne keine Rose Morrison.« Die Hand war wieder da.
    Und dann schaffte es Will, mir meinen Hüftgürtel abzunehmen. Ich weiß, ich weiß, wie in Gottesnamen hätte Will mir meinen Hüftgürtel ausziehen können, wenn ich’s nicht gewollt hätte? Weil er am Ball blieb, hartnäckig war. Stück für Stück hat er ihn runtergerollt. Was für eine Erleichterung, das juckende Teil loszuwerden. Ja, ich hab’s gewollt. Glaubt mir, ein Hüftgürtel ist nicht unbedingt ein Keuschheitsgürtel.
    Als der Gürtel runter und weg war (dreimal blieb er an meinem Bein hängen, und das ganze
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