Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SHANNICE STARR (German Edition)

SHANNICE STARR (German Edition)

Titel: SHANNICE STARR (German Edition)
Autoren: Gordon Cane
Vom Netzwerk:
Schatten in einer Nische bemerkte, jener Nische, in der die Beutestücke ihrer Überfälle gelagert waren.
    Blindlings feuerte Ruth McPherson das Schrotgewehr zweimal ab, warf sich hinter einen Vorsprung und lud zwei Patronen nach.
    »Hab ich dich erwischt, Miststück?«, rief sie rau und hasserfüllt. »Ich schieße dich zum Krüppel und scheiß auf deinen Kadaver!« Der Gewehrlauf schnappte zu. Ruth schlich eng an die Wand gedrückt um die Ecke. Sie wollte mit einem Sprung in die Kellernische vorstoßen und Shannice abknallen. Denn dort gab es keinen Schutz. Und durch die breite Streuung der Flinte würde sie ihre Gegnerin in jedem Fall erwischen.
    Die Mündung ragte eine Unterarmlänge in den offenen Verschlag hinein. Ruth McPherson wollte den perfekten Zeitpunkt für ihren finalen Angriff abpassen, schob sich weiter Zentimeter um Zentimeter vor – und wurde plötzlich nach vorne gerissen, als zwei Hände den Gewehrlauf packten und ruckartig daran zogen.
    Ein Schuss löste sich und zerriss einen alten Postsack. Papierfetzen flogen durch die Gegend. Die alte McPherson nahm es kaum wahr, denn da wurde sie bereits herumgeschleudert und knallte mit dem Kopf an die gegenüberliegende Steinwand. Ein brutaler Tritt prellte ihr das Gewehr aus den Händen; ein zweiter Tritt traf sie hart vor die Brust.
    »Verkommene Rothaut!«, spuckte Ruth die Worte aus. Shannice stand in Kampfhaltung vor ihr und zog Henry McPhersons Colt, den sie ihm abgenommen und in ihren Patronengurt gesteckt hatte.
    »Was hast du bloß angerichtet, alte Kröte?«, sprach Shannice mit gedämpfter Stimme. »Überall um dich herum breitet sich der Tod wie eine Epidemie aus!«
    Schwer angeschlagen richtete sich Ruth an der Mauer auf. Mit einem Auge schielte sie zu ihrer Schrotflinte, mit dem anderen zu Shannice.
    »Quatsch nur weiter!«, zischte die McPherson gleich einer Schlange. »Sei nur einen Moment unaufmerksam, dann erstickst du an deinem eigenen Blut.«
    Die Waffe auf die alte Frau gerichtet, stand Shannice ohne jede Regung da. Mit einem Mal tat ihr Ruth McPherson sogar leid. Diese Frau war derart von selbstzerfleischenden Gefühlen beseelt, dass es keine Möglichkeit gab, mit vernünftigen Worten Zugang zu ihr zu finden. Aber konnte Shannice sie deshalb einfach niederschießen? Würde sie mit einem solchen Verhalten nicht ihre eigene Menschlichkeit ablegen?
    Die Verunsicherung der Cheyenne war groß. Sie senkte die Waffe und starrte die an der Schläfe blutende Frau, die verkrümmt an der Wand lehnte, mitleidig an. Die Situation war grotesk. Erneut spürte Shannice die Realität schwinden und sah sich selbst zum bloßen Zuschauer degradiert. Abwesend glitt ihr Blick hinüber zu dem zerschossenen Postsack. Brieffetzen hatten sich überall auf dem Boden verteilt. In der Mitte des Sacks klaffte ein zerfranstes Loch, aus dem weitere Briefe gequollen waren. Wie viele Menschen mochten wohl auf die Post warten und sie niemals erhalten? Shannices Gedanken schweiften ab, und sie stellte sich vor, dass vielleicht Beziehungen in die Brüche gegangen waren, weil die Zeilen eines Geliebten nie ihr Ziel erreicht hatten.
    Ruth McPherson hatte jede Regung der Halbindianerin akribisch verfolgt – und handelte! Sie stürzte auf die Knie, ergriff ihr Gewehr und riss es hoch. Fast hätte sie sogar noch den Abzug durchziehen können, doch Shannice war schneller. Ihr Revolver brüllte ein einziges Mal auf, die Mündungsflamme raste auf Ruth McPherson zu, und mit einem erstickten Aufschrei wurde diese herumgerissen und fiel zu Boden. Rasch bildete sich unter ihrem Körper eine Blutlache. Alle Kraft zusammennehmend kroch sie in den Nischenverschlag, wollte nach den Bündeln Geldscheinen greifen und sackte schließlich inmitten der Papierschnipsel zusammen. Shannice tastete nach ihrem Puls, konnte jedoch nur noch den Tod der Frau feststellen.
    Schnellstmöglich wollte sie das Gebäude verlassen, doch wie mit magischer Gewalt wurde ihr Blick von einem zerrissenen Kuvert angezogen. Sie nahm es einem unnatürlichen Zwang folgend in näheren Augenschein – und gefror innerlich!
    Es konnte nicht sein! Dieser Name! Immer wieder las sie über den Absender hinweg, und die verblichenen Buchstaben brannten sich förmlich in ihren Verstand.
    Cassidy!, pochten die Gedanken in ihrem Kopf. Douglas Cassidy! Der Name ihres ehemaligen Geliebten, von dem Shannice auf so grausame Weise getrennt worden war.
    Zitternd nahm sie den zerfledderten Umschlag zwischen die Finger und spürte,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher