weit, um eine einzelne Person zu finden. Aber ich will mich mit den Gegebenheiten nicht abfinden, denn ich weiß nur zu genau, dass sie mich endgültig zugrunde richten werden.
Ich will nur eins, nur eine Sache, die den abgestorbenen Klumpen in meiner Brust wieder mit Leben erfüllen kann.
Ich will Shannice wiederhaben …
Wer jedoch kann sie mir zurückgeben …?
Tränen füllten Shannices Augen. Ein schmerzhafter Stich in ihrem Kehlkopf ließ sie schluchzen. Doch das war es nicht, was sie hinderte, auch die restlichen Zeilen des Briefes zu lesen. Die Schrittgeräusche in ihrem Rücken hatte sie aber trotz ihrer intensiven, emotionalen Befangenheit nicht überhört.
Sie drehte sich um und sah –
»Jill!« Shannice wischte sich über die Augen. Die jüngste Tochter der McPhersons hatte sich an sie herangepirscht. Wie Espenlaub schlotternd stand sie auf wackligen Beinen, ihr langes, graues Kleid von Blut besprenkelt. Mit beiden Händen umkrampfte sie einen Revolver, den sie auf die Cheyenne richtete.
»Du … hast meine Familie … auf dem Gewissen«, stieß sie abgehackt hervor.
»Ich musste mich wehren«, antwortete Shannice sanft. Sie war völlig ohne Furcht, nur von unsäglicher Trauer erfüllt.
»Das ist mir egal!«, schrie Jill. »Denn jetzt werde ich dich töten …!«
»Das ist dein gutes Recht.« Shannice schluckte hart. In ihrem Hals war ein Kloß. »Und vielleicht habe ich es verdient.« Ihr Revolver fiel polternd zu Boden.
»Du hast es verdient!«, sagte Jill McPherson weinerlich. »Alle sind tot. Alle, die ich geliebt habe.«
»Dann ist uns ein ähnliches Schicksal widerfahren.« Gedankenverloren knöpfte Shannice ihre Bluse zu. Sie ahnte, dass die nächsten Sekunden die entscheidendsten ihres Lebens sein würden, auch wenn sie mit ihrem Tod einhergingen. Doch daran war nichts Schlimmes. Einzig der Rückblick auf die wenigen und turbulenten Jahre ihres Daseins ließen sie Scham empfinden. Was hatte sie mit dem Geschenk des Lebens angefangen? Was hatte das Leben ihr zugemutet? Was hatte sie sich zugemutet …?
»Du kannst mich nicht einlullen!«, zerbrach der Moment geistiger Klarheit. Jill McPherson war geballte Anspannung, verlor mehr und mehr die Kontrolle über ihren Körper. Schon ein winziger Reflex ihrer Muskeln konnte die tödliche Kugel abfeuern.
»Tu, was du tun musst, Mädchen …«
»Ich meine es ernst! – Ich kann mit einem Colt umgehen! – Ich –!«
Shannice Starr ließ die Arme sinken und schloss die Augen.
Ich liebe dich, Douglas, wehte es zärtlich durch ihren Geist.
Dann löste sich ein Schuss …
E N D E
SHANNICE STARR
erscheint im DIOMEDES VERLAG, 47228 Duisburg.
Layout und Satz: DIOMEDES VERLAG.
Lektorat: Bernd Tezeden
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Cover: DigitalART.
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Produced in Germany.
Empfohlen ab 18 Jahren
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