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Shanera (German Edition)

Shanera (German Edition)

Titel: Shanera (German Edition)
Autoren: Thilo Schön
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Standpunkt aus zumindest schon zu erahnen.
    Einige Vögel kreisten in der Schlucht und Shanera wusste, dass es hier auch genügend Tiere für die Jagd gab. Sie zog ihren Bogen und zwei Pfeile aus dem Gepäck und ging vorsichtig weiter, jetzt in Richtung Norden. Der Weg war hier etwas breiter und die Seitenwände des Risses nicht ganz so steil.
    Immer wieder überquerte sie Geröllhalden, große Steinbrocken und abgesplitterte Felsplatten, die von Felsabstürzen zeugten. An einigen Stellen gab es genug Erde, dass sich kleine Büsche halten konnten, Kräuter und Gräser waren sogar zahlreich. Die Luft hier im Riss war wärmer und sie war froh, dass sie sich noch auf der Schattenseite befand.
    Ein beige bepelzter Beutelspringer bemerkte die Gefahr erst, als es zu spät war. Ein gezielter Pfeil bohrte sich in seine Flanke und tötete ihn rasch. Shanera kam aus ihrer Deckung hinter einem Haufen Felstrümmern hervor und kniete sich neben ihre Beute. Nach einem kurzen Gebet für die Seele des kleinen Geschöpfes machte sie sich daran, das Tier auszunehmen und zuzubereiten.
    Sie hatte beschlossen, unter einem kleinen Überhang Rast zu machen, an dem sie kurze Zeit vorher vorbeigekommen war. Dort gab es bereits eine Feuerstelle. Was sie nicht gleich essen konnte, bereitete sie zum Trocknen und Mitnehmen vor.
    Durch Essen und Trinken gestärkt, nahm sie die zweite Hälfte ihres heutigen Weges in Angriff. Die Sonne schien jetzt voll in den Riss hinein und es begann, unangenehm warm zu werden, zumindest für Shaneras Geschmack.
    Jedenfalls schien sie Glück zu haben, was das Vermeiden anderer Leute betraf. Es war unwahrscheinlich, dass jemand diesen Weg heute noch für den Abstieg nutzen würde. Außer ihrem alten Dorf gab es kein Ziel in der Nähe, das bis zum Abend erreichbar gewesen wäre. Und von ihren Leuten war keiner in diesem Abschnitt des Hochplateaus unterwegs, das wusste sie.
    +
    Zela hatte Shaneras bisherige Unterkunft begutachtet und, wie erwartet, nichts gefunden. Von ihrem ohnehin spärlichen Besitz war nichts Verwertbares zurückgeblieben. Das Lager war sorgfältig aufgeräumt, die Decke mitgenommen. Auch von ihren Mitbewohnerinnen hatte keine etwas bemerkt. Warum wurden diese nicht von den Älteren belästigt, immerhin schliefen sie ja im gleichen Raum wie die Geflohene?
    Spurensuche war nicht ihr Ding, auf den felsigen Pfaden hier war es sowieso sehr schwierig, etwas zu finden. Sie beschloss, mit jemandem von den Jägern oder Wächtern zu reden und um Rat zu fragen. Sie konnte nicht mit leeren Händen vor die Ältesten treten, wenn sie keinen größeren Ärger riskieren wollte.
    Koras fiel ihr ein. Sie hatte ein paar Mal mit ihm geredet. Er schien in Ordnung zu sein und würde ihr vielleicht helfen, ohne eine große Sache daraus zu machen. So weit sie wusste, gehörte er zu den Kintari, die sich an den für heute angesetzten Wettkämpfen beteiligen wollten. Zum Glück begannen diese erst am Nachmittag.
    Sie eilte zum Trainingsplatz, einer geglätteten Fläche unter einem großen Überhang im Westteil des mittleren Hauptwegs. Schon von weitem hörte sie das Krachen aufeinander treffender Stäbe. Sie erspähte Koras, der gerade Pause machte und sich zusammen mit anderen einen Trainingskampf ansah. Sie näherte sich ihm und rief leise seinen Namen. Er drehte sich um und zog erstaunt die Augenbrauen hoch, als er Zela sah.
    „Zela. Sei gegrüßt. Äh … was machst Du hier? Müsstest Du nicht Dienst haben?“
    „Sei ebenfalls gegrüßt. Koras, es gibt da ein Problem … ich dachte, Du könntest mir vielleicht helfen. Kannst Du einen Moment mitkommen, damit ich es Dir erkläre?“
    Er warf ihr einen argwöhnischen Blick zu, nahm aber dann seinen Stab auf und folgte ihr zur nächsten Wegbiegung, wo es etwas ruhiger war. Sie erzählte ihm kurz die Geschichte von Shaneras Verschwinden und ihren Problemen. Dabei hoffte sie, dass sie sich nicht getäuscht hatte und er sie nur auslachen würde.
    Das lag Koras natürlich fern. Obwohl er erst misstrauisch gewesen war, freute er sich nun, dass Zela zu ihm gekommen war, um Rat zu suchen.
    „Du sagst, sie wäre im ersten Morgengrauen verschwunden?“
    „Wahrscheinlich. Eines der anderen Mädchen sagte mir, sie sei am frühen Morgen kurz auf gewesen, als es aber noch dunkel war. Sie sagt, sie hätte es bemerkt, wenn Shaneras Lager da schon leer gewesen wäre. Sie wäre wohl auch kaum im Dunkeln aufgebrochen, das ist viel zu gefährlich und sie ist ja nicht dumm.“
    „Ich
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