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Shanera (German Edition)

Shanera (German Edition)

Titel: Shanera (German Edition)
Autoren: Thilo Schön
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Rascheln schreckte sie auf und sie spähte in alle Richtungen. Niemand war zu sehen. Beobachtete man sie? Sie wollte rufen, unterließ es dann aber. Die Wanesh würden selbst bestimmen, wann sie den Kontakt aufnahmen.
    Als sich nichts rührte und keine weiteren verdächtigen Geräusche zu vernehmen waren, ging sie in den Schneidersitz und begann zu meditieren. Sie tauchte nur in die erste Stufe der Meditation ein, um ihren in Aufruhr befindlichen Geist ein wenig zu beruhigen, und streichelte dabei die glatte Oberfläche des Leuchtholzes.
    Ein Sandlauf oder zwei vergingen, währenddessen sich das bläuliche, indirekte Licht nur wenig änderte. Die Sonne spielte hier unten keine große Rolle.
    Shanera nahm eine Veränderung in ihrer Umgebung war. Sie löste sich aus ihrer Meditation, stand auf und streckte ihre Glieder, während sie die Umgebung absuchte.
    Ein kleiner weißer Falter schwebte aus dem Dunkel heran. Er flog vor und zurück, etwas ungelenk wirkend, aber zweifellos mit sich und seiner Welt im Reinen. Shanera streckte vorsichtig die Hand aus, mit dem Handrücken nach oben.
    Der kleine Flieger flatterte hin und her und umkreiste ihre Hand, hatte aber wohl Zweifel, ob das wirklich ein geeigneter Landeplatz war. Schließlich drehte er ab und Shanera sah ihm nach, als er zwischen einer Gruppe herabhängender Lianen entschwand.
    „Djaneera.“, sagte eine dunkle, melodisch klingende Stimme hinter ihrem Ohr. „Sha.“
    Shaneras Herz hüpfte in ihren Hals. Sie drehte sich um. Hinter ihr stand Gira’ba’sam, groß und geheimnisvoll, gewandt und elegant und mit einem forschenden Blick in den dunklen Augen.
    „Gira.“, flüsterte sie. Sie hob das Leuchtholz hoch und zeigt die Rückseite mit den eingravierten Zeichen vor. „Ich glaube, Du wolltest, dass ich zurückkomme.“, erklärte sie und lächelte schelmisch. „Tut mir leid, dass es etwas länger gedauert hat.“
    Auch Gira lächelte jetzt. Sie nahm Shanera das Leuchtholz aus den Fingern, hauchte die Andeutung eines Kusses darauf und legte es vorsichtig auf den Boden, während sie ihre wiedergefundene Gefährtin unverwandt ansah. Dann umarmte sie Shanera und sie teilten einen langen Kuss, mit dem sie wenigstens einen Teil des verlorenen Mondzyklus wieder wettmachten.
    Als sie schließlich Luft holen mussten, grinsten sie sich an. „Sonne.“, sagte Shanera und zeigt auf Gira. „Sonne!“, erwiderte diese und zeigte zurück. Sie lachten.
    Shanera nahm das Leuchtholz und ihr Gepäck und folgte Gira auf dem Weg weiter in die Tiefe, zur Stadt der Wanesh.
    „Wenn Du wüsstest, was ich alles erlebt habe.“, meinte sie. Gira sah zu ihr zurück und lächelte fragend. „Du musst mir unbedingt Eure Sprache beibringen, damit ich Dir alles erzählen kann. Und ich will Dir einiges zeigen. Meine Freunde wollen Dich kennenlernen. Unser Dorf könnte mal ein bisschen frischen Wind vertragen. Aber erst musst Du mir hier alles zeigen. Ist Arab auch da? Und was ist mit der kleinen Jara? Na ja, so klein ist sie ja gar nicht … Du wusstest, dass ich zurückkommen würde, oder? Ich musste ganz schön weit laufen, weißt Du?“
    Sie plapperte fröhlich dahin, bis Gira sie mit einem weiteren Kuss zum Schweigen brachte.
    Dann liefen sie gemeinsam durch den Schluchtwald, bis sie das hohe, linsenförmige Tor erreichten, das den Eingang der Stadt markierte. Zwei Wachen begrüßten sie freundlich.
    Shanera grüßte zurück und nahm Giras Hand.
    Gemeinsam traten sie durch das Portal.
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