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Shaman Bond 03 - Der Spion, der mich jagte

Shaman Bond 03 - Der Spion, der mich jagte

Titel: Shaman Bond 03 - Der Spion, der mich jagte
Autoren: Simon R. Green
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und Tiefe und noch andere Dimensionen. Ich zitterte.
    Seine Stimme explodierte in meinem Kopf, und ich schrie auf. Er war gleichzeitig Ton und Farben und betäubende Bilder. Der Abstrakte hatte sich über die Sprache hinaus zu etwas entwickelt, was sich vielleicht jenseits der Telepathie befand. Alles, was ich verstand, war, dass er jemanden oder etwas suchte, aber er konnte mir nicht verständlich machen, wen oder was. Blut schoss aus meinen Nasenlöchern und kam unter meinen Augenlidern hervorgequollen. Und dann, einfach so, war er wieder da, wo er gewesen war, und die einzige Person in meinem Kopf war ich selbst.
    Ein Man in Black kam vorbei und reichte mir ein Papiertaschentuch. Ich nickte dankbar und wischte mir das Blut von den Wangen. Dann drückte ich es gegen meine Nase.
    Alles in allem eine recht typische Begegnung mit dem Abstrakten. Die Droods haben bereits ein paar Anfragen erhalten, ihn auszuschalten; sogar aus mehr Gründen als nur des üblichen, extremen Vorurteils, dass er eben sehr irritierend wirkt. Wir ziehen das ernsthaft in Betracht, und sei es nur, weil es eine schöne Herausforderung wäre. Das Problem mit dem Abstrakten ist, dass er schon vom Prinzip her reiner und mächtiger ist als jeder andere und weit jenseits jeglichen menschlichen Verständnisses oder Manipulationsvermögens. Und wer will schon einen Gott, den man weder verstehen oder befriedigen kann und den es nicht die Bohne interessiert, ob man ihn anbetet oder nicht?
    Ich sah auf das Taschentuch. Es war kein Blut darauf. Als ich über meine Wangen strich, war auch darauf kein Blut, auch nicht um meine Augen herum. Es trocknete auch keines in meinen Nasenlöchern. Typisch.
    Ich spazierte weiter durch die Menge. Tauschte hier ein paar Worte, schüttelte Hände und drückte Küsschen auf Wangen. Ich mag es, Shaman Bond zu sein. Ja, gut, er ist nicht ganz echt, so gesehen, aber ich fühle mich viel wohler, wenn ich er bin, als wenn ich Eddie Drood sein muss. Shaman kann stark oder ein bisschen dumm sein, gerade wie es ihm passt, und keiner kümmert sich einen Dreck darum, wenn er’s vermasselt. Auf seinen Schultern lastet nicht das Schicksal der Menschheit.
    Er hat Freunde. Ein Drood hat nur seine Familie und seine Feinde.
    Shaman Bond ist mehr als nur die Maske, hinter der ich mich in der Öffentlichkeit verstecke. Er ist der Mann, der ich vielleicht wäre, wenn mein Leben mir selbst gehört hätte.
    Die CIA hatte ihren eigenen Stand, wie immer. Er war sehr groß und sah proper und bunt aus, komplett ausgerüstet mit Flachbildschirmen, den allerneuesten Erfindungen und technischem Schnickschnack. Auch die stolze amerikanische Flagge fehlte an prominenter Stelle nicht, ebenso wenig wie ein echter Adler, der es sich auf einem Pfahl bequem gemacht hatte und misstrauisch auf die Vorübergehenden herabsah. Die CIA rekrutierte jeden, der Interesse zeigte und betrieb einen schwunghaften Handel mit Souvenirs und Erinnerungsstücken. Niemals fehlte ihr das Geld für Informationen und den neuesten Klatsch - aber in Wirklichkeit war sie nur da, um Präsenz zu zeigen. Sie wollte uns daran erinnern, dass sie uns immer beobachtet. Ich erkannte ein anderes bekanntes Gesicht hinter dem Tisch und schlenderte hinüber.
    Nickie Carter ist eine etwas altmodische CIA-Agentin und schon in vierter oder fünfter Generation in der Spionage. Sie ist eine angenehm aussehende Brünette Anfang Zwanzig, trug einen schicken, hellblauen Business-Anzug und ein professionelles Lächeln. Eigentlich sah sie aus wie das erfolgreiche Produkt einer berühmten Wirtschaftsuniversität. Sie kannte außerdem siebenundfünfzig Arten, einen mit dem kleinen Finger zu töten und konnte einige richtig eklige Sachen mit ihrem Mund anstellen. Wir hatten einmal ein Wochenende in Helsinki miteinander verbracht. Wir waren jemandem auf der Spur gewesen, der sich genau genommen als nicht existent herausgestellt hatte. So ist der Job eben manchmal.
    Sie kennt mich nur als Shaman Bond. Was sogar gut ist, denn sonst fühlt sie sich vielleicht verpflichtet, mich umzubringen.
    Nickie lächelte mich liebenswert an. »Shaman, Liebling, gut siehst du aus! Tut mir leid wegen dieses Auslieferungsantrags letztes Jahr, aber irgendein verrückter Beamter weiter oben in der Hierarchie hatte sich in die Idee verrannt, du würdest im Manifesten Schicksal eine große Rolle spielen. Ich habe versucht, ihm das auszureden, aber keiner hört heutzutage mehr auf eine einfache Agentin. Nur die Computer zählen
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