Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shaman Bond 03 - Der Spion, der mich jagte

Shaman Bond 03 - Der Spion, der mich jagte

Titel: Shaman Bond 03 - Der Spion, der mich jagte
Autoren: Simon R. Green
Vom Netzwerk:
solange du kannst! Ich glaube nicht, dass wir lange da sein werden.«
    »Ich will dich ja nicht beleidigen, Leo«, meinte ich. »Aber im Großen und Ganzen stecke ich mir lieber Grillspieße in die Ohren.«
    »Also, ich muss schon sagen! Für jemanden, der mich nicht beleidigen will, bist du aber verdammt nah dran!«
    Ich wünschte ihm Glück und er stakste davon. Die Leute wichen ihm aus, sie konnten den Wolf in ihm riechen.
    Der Nächste war Harry Fabelhaft: hübsch, charmant, äußerst modisch und alles davon so falsch wie sein ständiges Lächeln. Harry zeigte überhaupt kein Interesse an den Messeständen, sondern ging einfach von einem potenziellen Kunden zum nächsten, wie ein Hai in reichen Fischgründen. Harry würde einem hinterrücks das letzte Hemd klauen, dabei aber so charmant sein, dass man sich am Ende noch bei ihm für die schlechte Qualität desselben entschuldigte. Harry Fabelhaft: Rosstäuscher, Dieb, Gauner und Ihr Mann der Wahl für alles, was Ihnen ganz bestimmt nicht guttut.
    »Shaman, mein Bester!«, rief er und zeigte Zähne in einem sehr professionellen Lächeln. »Schön, dich wieder mal unterwegs zu sehen. Ich hab dich ja nicht mehr getroffen, seit … Na ja, zumindest nicht in der Öffentlichkeit, was? Was treibst du so?«
    »Das würdest du mir nie glauben«, antwortete ich ernst. »Was ist mir dir, Harry? Wie laufen die Geschäfte?«
    »Ach, ganz gut, wie immer.« Sein Lächeln gefror für einen Moment. Sein Blick ging für einen Sekundenbruchteil an mir vorbei. »Ich hatte ein wenig Pech mit einem Engel auf der dunklen Seite der Nacht. Und auf einmal finde ich mich in der Lage, gute Taten für mein Seelenheil tun zu müssen. Wie das eben so ist. Kann ich dich für etwas Besonderes interessieren, für einen sehr vernünftigen Preis? Ich habe da einen Posten sehr delikates, geräuchertes Schwarzfüßlerfleisch an der Hand. Oder darf es etwas vollmundiger Hyde sein? Ich habe da auch etwas erstklassiges marsianisches Rotkraut, raucht sich sehr cool. Nein? Wie ist es mit ein paar Yeti-Tränen? Oder etwas elektrographischer Beschleunigung? Besonders wirksames Speed, aus dem Hause Blue Lights?«
    »Ich glaube, ich verzichte«, sagte ich entschieden.
    »Dann muss ich jetzt weiter«, sagte er rasch. »Du weißt ja, wie das ist, alter Junge. Dinge sehen, Leute treffen - ich denke, ich habe da drüben einen Touristen gesehen, der mich geradezu anbettelt, ihn um alles zu erleichtern, was er hat.«
    Weg war er und tauchte mit einem Lächeln auf den Lippen und ehrlichem Diebstahl im Sinn so gekonnt durch die Menge, dass diese kaum auswich.
    Der Abstrakte stand in der Mitte seines eigenen Personals und seines eigenen sehr privaten Platzes. Jeder ließ ihm eine Menge Raum, weil keiner, der bei klarem Verstand war, ihm zu nahe kommen wollte. Er könnte einen ja bemerken. Der Abstrakte war ein Mann, der sein Menschsein auf seine Essenz reduziert hatte. Oder vielleicht hatte er sich dorthin weiterentwickelt. Man sieht ihn noch am deutlichsten aus dem Augenwinkel, aber selbst dann hat man eher einen Eindruck als eine wirklich definierte Gestalt. Ich weiß nicht, was er zurzeit als Körper benutzt, aber er besteht verflucht nochmal nicht aus Fleisch und Blut. Er ist eine Projektion, die Idee eines Menschen. Unsterblich, unverwundbar und in der Lage, um Ecken zu denken, von denen Sie nicht einmal wissen, dass es sie gibt. Einige sagen, er habe eine Wette verloren, mit Gott oder dem Teufel, und andere sagen, dass er sich das selbst angetan hat und jetzt nicht mehr aus der Nummer rauskommt. Wie auch immer, der Abstrakte kommt und geht, wie es ihm gefällt und keiner weiß, wie oder warum. Ob das nun eine Tragödie ist oder ein Triumph - wahrscheinlich ist es beides. Das Einzige, auf das man sich bei ihm einigen kann, ist, dass er verrückt ist, böse und dass es gefährlich ist, ihn zu kennen. Also sind wir alle sehr höflich zu ihm.
    Ich hatte ihn noch nie an der Jobbörse gesehen.
    Er wandte seinen abstrakten Kopf zu mir hin, und ich fühlte den Einschlag seines Blicks geradezu körperlich. Er wusste, wer ich in Wirklichkeit war. Er wusste alles, was er wissen wollte. Er ging nicht auf mich zu, er war auf einmal da, direkt vor mir. Ich tat mein Bestes, weder zusammenzuzucken noch zurückzuweichen. So aus der Nähe war er noch verstörender. Es tat meinen Augen weh, ihn direkt anzusehen. Alles an ihm war falsch. Wie ein Kreis mit geraden Linien oder ein Raum mit zu vielen Winkeln. Er hatte Höhe und Breite
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher