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Shadow Touch

Titel: Shadow Touch
Autoren: Marjorie M. Liu
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leuchtenden Rettungsanker, seinen Stern.
    Gut, also ... Große Liebe konnte sich in noch größeren Hass verwandeln, das wusste er jetzt. Er hatte seine Lektion sehr gut gelernt.
    Natürlich hat sie dich verraten. Was anderes hättest du erwarten können? Du hast immerhin ihr Leben ruiniert.
    Aber wer hatte nach ihm gefragt? Wer wollte etwas über ihn wissen? Er konnte sich nicht vorstellen, dass sich seine früheren russischen Bosse noch für ihn interessierten. Nicht nach all der Zeit. Ebenso wenig glaubte er, dass jemand von der Moskauer Mafia für Informationen zahlen würde, die man sich auch billiger beschaffen konnte. Gespartes Geld war verdientes Geld. Ein großer Knüppel und ein stählerner Schlagring waren fast so gut wie Bargeld.
    Ich muss mit Roland sprechen. Wenn ich aufgeflogen bin, ist die ganze Agentur in Gefahr.
    Ein Albtraum. Artur hatte so wenig in seinem Leben bekommen, so wenig. Er kannte den Preis, den es kostete, wenn man diejenigen nicht beschützte, die einem etwas bedeuteten. Freunde waren alles, was er besaß. Die Frauen und Männer von Dirk und Steele waren seine Familie. Artur nahm den Hörer ab und begann, Rolands Nummer zu tippen.
    Nichts warnte ihn, keine Erinnerungen auf dem Boden, keine Echos von Fremden. Er hörte ein fauchendes Ploppen -und etwas Spitzes bohrte sich in seinen Rücken.
    Artur drehte sich herum und sah die schlanke Gestalt am Ende des Flurs: ein Mann mit dunklem Haar und einem bekannten Gesicht, einem zu bekannten Gesicht. In Arturs Kopf schrie Marilyn schon wieder laut.
    Arturs Beine gaben nach. Ganz einfach so, als wären sie nicht mehr mit seinem Gehirn verbunden. Als er auf den Boden fiel, schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf: Nein, das ist unmöglich; die anderen sind in Gefahr ...
    Er sah, wie der Serienmörder näher kam, eine Betäubungspistole in der Hand. »Gehen Sie schlafen, Mr. Loginov«, sagte er.
    Artur wehrte sich dagegen, kämpfte dagegen an.
    Das Dunkel umfing ihn.

2
    Der endlose Schlaf. Endlos und unsterblich, das vollkommene Nichts. Eine Folter, nicht wahr? Ich könnte dich darin gefangen halten, dich festhalten, wenn du nicht gehorchst ...
    Artur schlug die Augen auf. Die Stimme hallte noch durch seinen Kopf und trieb dann langsam davon, wie die letzten Fetzen eines schweren Traumes. Er wusste nicht, wie lange diese Worte in seinem Kopf geklungen hatten, aber es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, endlos und unsterblich.
    Warme Schatten hüllten Artur ein, hielten ihn weich unter der goldbestickten roten Decke. Eine kleine Lampe brannte auf dem Nachttisch, eine echte Flamme, die hinter schimmerndem, antikem Glas züngelte. Ein sanftes Licht, das seine Augen schonte. Artur blieb regungslos liegen, während sein Blick durch das große Zimmer wanderte. Er betrachtete die rote Stofftapete an den Wänden, das mit Gold gesäumte rautenförmige Blumenmuster. An den hohen Bettpfosten hingen Vorhänge mit einem ähnlichen Muster. Er roch Holzpolitur und kalten Zigarettenrauch. Die abgestandene Luft verstärkte den Geruch.
    Artur hatte keine Ahnung, wo er sich befand, doch der Raum machte den Eindruck, als wäre er mit der bösartigen Halsstarrigkeit einer alten Frau eingerichtet worden, die ganz und gar keinen Geschmack hatte.
    Wie ein Gefängnis sah das Zimmer dagegen nicht aus. Trotz - oder vielleicht wegen - der überladenen Dekoration erinnerte es Artur an die alten Salons, wie seine russischen Bosse sie besucht hatten. Wohlstand in antiquiertem Stil, der den Mafiabossen gefiel, die für ihre Geschäftsverhandlungen die Illusion von Stil und Würde suchten. Artur hatten diese Orte nie gefallen, obwohl ihm die Heuchelei, die ihre Benutzung begleitet hatte, mehr zu schaffen machte als die Beleidigung für seine Augen.
    Du warst nur ein Schläger, ein gemieteter Revolvermann. Was wusstest du von Heuchelei? Du hast nur so getan, genau wie sie. Du hast so getan, als wärst du etwas Wichtigeres als ein Ausreißer, eine Waise, eine Missgeburt. Du hast dein Leben auch in einer Illusion gelebt.
    Artur drehte den Kopf, bis seine Wange das Kissen berührte, das mit Satin bezogen war. Das Bild einer Frau stieg in i hm auf, aber das Echo ihrer Gedanken blieb dumpf, so schwer und langsam, dass er nichts Nützliches erkennen konnte. Sie hieß Greta, war jung und lange Zeit für einfache, niedrige Aufgaben ausgebildet worden. Sie hatte das Gebäude, in dem Artur sich befand, nie verlassen. Sie wusste auch nicht, wo sie war. Sie sprach Englisch, hörte jedoch
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