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Sexualitaet mit Leib und Seele

Sexualitaet mit Leib und Seele

Titel: Sexualitaet mit Leib und Seele
Autoren: Irene Lang-Reeves
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Vereinigen mit meinem jetzigen Partner kam aber auf einmal Angst hoch, es war fast Panik. Ich wollte aus dem Bett springen und davonlaufen. Da wurde mir klar, dass ich mit meiner überaktiven Sexgymnastik, die die meisten Männer großartig fanden, immer nur vor dieser Angst weggerannt bin. Beim langsamen Vereinigen kann man sich nicht verstecken. Ich musste nach dem ersten Mal auch weinen. Ich habe gespürt, wie sehr ich mich danach sehne, geliebt zu werden – und wie sehr ich mich genau davor fürchte.«
    Einfach und magisch: Stilles Liebemachen
    Die ultimative Steigerung von Langsamkeit ist völlige Ruhe. (Fast) gar nichts zu tun, außer in Vereinigung zu sein, ist anspruchsvoll, da Sie einiges Unkonventionelle akzeptieren müssen: Sex völlig ohne Erregung und ohne Fantasien, den Orgasmus loslassen, miteinander in Kontakt bleiben. Aber ist Sexualität ohne Erregung überhaupt möglich?
    Im Tantra gibt es ein interessantes Ritual, das als »Maithuna« beschrieben wird. Es gibt vor, dass man ohne jegliche Bewegung eine Dreiviertelstunde in Vereinigung liegen soll, dann passieren unwillkürliche, orgasmusähnliche Kontraktionen. Ganz so streng muss man es nicht betreiben, aber viele Paare teilen eine eigenartige Wahrnehmung, wenn sie es schaffen, längere Zeit in ruhiger Vereinigung zu sein. Es fließt auf jeden Fall Energie, intensiv und angenehm, wenn auch nicht so wie bei einem üblichen Höhepunkt.
    Bei der Frau ist es also weder der aufgeregte Orgasmus durch Klitorisstimulation noch der vaginale. Die Quelle sitzt tiefer, es ist, als ob der Muttermund selbst diese Energie abstrahlt, sodass ein weiches Wohlbefinden das Becken wie auch den ganzen Körper erfüllt. Beim Mann sieht es so aus: Seine Erektion wird meist schwächer, wenn er längere Zeit ohne Bewegung liegt. Doch je mehr er sich der tiefen weiblichen Sexualenergie öffnen kann und in seiner virilen Präsenz und Potenz ruht, desto intensiver ist sein Erleben, desto länger hält sich die Erektion auch ohne Stimulation aufrecht. Wenn ein Orgasmus über ihn kommt, erfasst dieser seinen ganzen Körper.
    Für das stille Liebemachen ist Erregung nicht nur unnötig, sondern sogar abträglich. Erregung will sich entladen, und das verführt zum temporeichen Machen. Der große Vorteil der ruhigen Nummer ist, dass Sie nicht darauf zu warten brauchen, Lust zu haben. Verabreden Sie sich zum Sex. Mög lichst regelmäßig, für eine bestimmte Zeit auch gern täglich, wenn Sie es einrichten können. Gehen Sie einfach zusammen ins Bett, ohne scharf aufeinander zu sein. Reduzieren Sie das Vorspiel, Sie können es auch ganz weglassen. Wichtig ist, dass Sie zusammen in der Gegenwart ankommen:
    ›Schauen Sie sich an, begrüßen Sie sich, und unternehmen Sie gerade so viel, wie nötig ist, um in Vereinigung gehen zu können. Tipps dazu finden Sie in dem Abschnitt »Mützentrick und Liebesschere« (s. S. 248).
    Finden Sie Ihre Position, in der Sie am besten gemeinsam ent spannt liegen können. Bewegen Sie sich genau so viel, dass der Mann seine Erektion erhalten kann. Anfangs sind dazu Beckenbodenkontraktionen ideal – ihre und seine. Wenn Sie nach einiger Zeit in tiefere Zustände kommen, werden Sie sogar diese nicht mehr wollen, da jede Anspannung das Weitwerden und Ausdehnen vermindert.
    Nehmen Sie immer wieder Blickkontakt auf, und teilen Sie sich mit, was Sie beide empfinden. Sie sollen nicht irgendetwas plaudern, nicht diskutieren, nur berichten, was Sie gerade spüren. Das können schöne Empfindungen sein, aber auch rätselhafte oder schwierige: »So ganz ruhig mit dir zu sein, das ist ein unheimlich wohliges Gefühl.« – »Ich merke gerade, dass ich ungeduldig werde, mich frage, wann bald mal was passiert.« – »Ich spüre, dass etwas in mir erwartet, dass du dich heftig bewegst. Wobei ich dir dann vorwerfen könnte, dass du dich nicht an unsere Vereinbarung hältst.«
    Üben Sie sich darin, mitzuteilen, was Sie gerade in diesem Moment bewegt. Oft fürchtet man, bestimmte Dinge könnten den anderen kränken und verschweigt sie lieber. Doch vieles löst sich auf, wenn man es nicht verheimlicht, sondern offen ausspricht. Versuchen Sie keine Lösungen zu finden, steigen Sie auf keinen Fall in Ihnen bekannte Diskussionen ein. Akzeptieren Sie einfach nur, möglichst liebevoll und einschließend, dass es so ist, wie es ist. Bleiben Sie in der Gegenwart, oder kehren Sie dahin zurück, wenn Sie sich in Gedanken verloren haben. Atmen Sie bewusst und tief, und erinnern
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