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Septimus Heap - Fyre

Titel: Septimus Heap - Fyre
Autoren: Angie Sage
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an dem Geländer festhalten, dafür schützte sie der Schild aber vor der schrecklichen Feuerwand zu ihrer Linken und der schwindelerregenden Tiefe zu ihrer Rechten. Vorsichtig wie eine Hexe, die mithilfe eines Fußfolge-Zaubers einer Spur folgt, ging sie weiter.
    Plötzlich sog Marcia scharf die Luft ein, und Jenna blieb stehen. Zwei Gestalten, in Dunkellicht gehüllt, waren vor ihnen aufgetaucht, viel zu groß, um Menschen zu sein, mit langen, strähnigen Haaren, die in dem Luftzug flatterten, der die Flammen anfachte. Sie waren nur wenige Schritte entfernt.
    »Da sind sie«, flüsterte Marcia – unnötigerweise, wie Jenna fand. »Sag mir, wenn du bereit bist.«
    Jenna wollte die Sache hinter sich bringen. »Jetzt«, antwortete sie.
    »Bist du sicher?«
    »Ja, ich bin sicher. Heben Sie den Schild auf.«
    Marcia hob den Schild auf. »Wir sind draußen!«
    Es war, als hätten sie einen Ofen betreten, in dem ein Gewitter wütete. Die Ringzauberer fuhren ruckartig um, und Marcia schleuderte einen Zähmzauber, aber die roten Lichtstrahlen aus den Augen von Schamandrigger Saarn und Dramindonnor Naarn hatten bereits Jennas Mantel versengt, wie aufsteigende Rauchkringel verrieten.
    Den Ring fest in der Hand, begann Jenna, den Einsperrzauber zu sprechen: »Kraft unserer Macht, zu dieser Stunde …«
    Die Zauberer schnellten nach vorn, die Hände wie die Pranken eines springenden Tigers bereit, ihre langen, gebogenen Nägel in Jennas Hals zu schlagen. Mit aller Macht stemmten die beiden sich gegen den Zähmzauber. Doch Jenna rief sich ins Gedächtnis, was Hotep-Ra ihr eingeschärft hatte: Halten Sie aus. Schauen Sie ihnen in die Augen. Sprechen Sie die Worte.
    Und das tat sie.
    Unbeirrt sagte sie den Zauberspruch auf, fest entschlossen, nicht zu hetzen und jedes Wort klar und deutlich auszusprechen. Während sie so herausfordernd auf dem Laufgang stand und die Hitze des Feuers ihren Mantel ansengte, merkte sie nicht, dass Marcia hinter ihr zu kämpfen hatte. Marcia wusste nicht, ob es an der unerträglichen Hitze oder an der geballten Kraft der beiden Zauberer lag. Aber ihr Zähmzauber war nicht stabil, und jedes Mal wenn er schwach wurde, kamen die Ringzauberer ein Stück näher.
    Aber Jenna wich nicht von der Stelle.
    Verzweifelt wartete Marcia auf das Schlüsselwort. Ohnmächtig musste sie zusehen, wie sich die drei Meter großen Wesen gegen ihren Zauber stemmten und Jenna Zentimeter um Zentimeter näher rückten. Und dann, endlich, kam das Wort, so leise, dass es fast im Getöse der Flammen unterging: Hathor. Ein lila Blitz zuckte auf, und Jenna warf den Ring in das blendende Licht. Ein Schrei ertönte, und die Ringzauberer begannen zu schmelzen wie Kerzenwachs. Hoch konzentriert und ohne zu stocken, sprach Jenna die letzten sieben Wörter, und bei den letzten beiden, »Schließ ein!«, wurde es dunkel.
    In der Feuerkammer wurde jegliche Zeit aufgehoben.
    Tief im Innern dieser Zeitlosigkeit begriffen die Ringzauberer, welches Los sie erwartete. Zwei wuterfüllte, verzweifelte Schreie, die das Blut in den Adern gefrieren ließen, erfüllten die Feuerkammer. Sieben zeitlose Sekunden verstrichen, bis die Ringzauberer in das Gold des Rings gesperrt waren, und als die Zeit wieder einsetzte, fegte ein gewaltiger Wind durch die Feuerkammer und warf alle zu Boden.
    Jenna und Marcia klammerten sich an das Geländer des Inspektionskreisels, als der Sturm über den Kessel hinwegfegte, die Flammen in die Höhe riss, sie durch den Alchimieschornstein wirbelte und in den Abendhimmel blies.
    In der Feuerkammer kehrte Stille ein. Niemand rührte sich. Nur das leise Knistern der kleinen blauen Flammen des alchimistischen Feuers war zu hören, und dann ein Pling!, als ein goldener Ring, in den zwei schreiende grüne Gesichter eingeschlossen waren, auf dem Gitter des Laufgangs aufschlug und durch ein Loch fiel.
    »Der Ring!«, schrie Marcia. »Der Ring!«
    Milo fing ihn auf.

 
    * 48 *
    EINE KÖNIGIN
     
     
     
    Marcellus strahlte von einem Ohr zum anderen, als er den Ring, der an einer goldenen Kette hing, langsam zu dem schönen blauen alchimistischen Feuer hinabließ. Am liebsten hätte ihn Marcia aufgefordert, einen Zahn zuzulegen. Doch sie verkniff es sich. Marcellus sollte den Augenblick auskosten dürfen. Er hatte es verdient.
    Der Alchimist war so glücklich wie schon sehr lange nicht mehr. Er war wieder rechtmäßig in seiner Feuerkammer und im Begriff, eben jenen Gegenstand zu denaturieren, der vor so langer Zeit sein Leben
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