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Septimus Heap - Fyre

Titel: Septimus Heap - Fyre
Autoren: Angie Sage
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zerstört hatte. Marcellus blickte in die Gesichter derer, die sich aus diesem Anlass um ihn versammelt hatten und wie gebannt auf den Ring starrten, der über den kleinen blauen Flammen baumelte, die sanft im Feuerkessel züngelten. Marcellus hatte sie alle lieb gewonnen – die Außergewöhnliche Zauberin, den Obermagieschreiber und die angehende Königin, gar nicht zu reden von seinem alten Lehrling Septimus und seinem neuen Lehrling Simon, der die hervorragende Schornsteinbauerin Lucy Heap mitgebracht hatte. Auch Alther Mella war da, und selbst der allererste Außergewöhnliche Zauberer, Hotep-Ra, für den Marcellus immer noch tiefe Bewunderung hegte. Und als dann auch noch der Geist von Julius Pike in Begleitung von Duglius Trommling zu ihnen stieß, fühlte sich Marcellus gegenüber den Außergewöhnlichen Zauberern doch deutlich in der Unterzahl.
    Der Ring mit dem Doppelgesicht baumelte jetzt nur noch einen Meter über dem Feuer, und die Spitzen der alchimistischen Flammen sprangen zu ihm hinauf wie Fische, die an der Wasseroberfläche eines Bachs nach Insekten schnappten. Das reine Licht des Feuers beschien die grünen Fratzengesichter, die nun zum allerletzten Mal im Ring gefangen waren. Ihre Augen blitzten vor Wut, und als Marcellus sie ins Feuer hinabließ, brachen die Zuschauer in Beifall und Jubel aus.
    Marcellus wandte sich seinem Publikum zu. »Es ist vollbracht«, sagte er. »Der Ring mit dem Doppelgesicht wird nun einundzwanzig Tage lang in der Mitte des Feuers hängen. Dann werden die Außergewöhnliche Zauberin – ich meine Madam Overstrand, obwohl selbstverständlich alle Außergewöhnlichen Zauberer dabei willkommen sind – und ich den Ring wieder herausholen. Er wird dann nur noch ein Stück Blei sein. So wie wir Blei in Gold verwandeln, so verwandeln wir auch Gold in Blei. Das ist Alchimistenart.«
    Marcia hatte sich nun lange genug auf die Zunge gebissen. »Marcellus, jetzt ist es aber gut«, sagte sie. »Lassen Sie uns zum Mittagessen gehen.«
     
    Drei Wochen später hatten sich alle Trommlinge unter dem Kessel versammelt. Duglius funkelte die Nachzügler zornig an – junge Leute, die selten vor Mittag aus ihren Nestern kamen. »Sind jetzt alle da?«, erkundigte er sich.
    Zustimmendes Gemurmel ertönte aus den staubigen Reihen.
    »Meine lieben Trommlinge. Hier ist ein Geist, der uns etwas zu sagen hat.«
    Ein Raunen ging durch die Menge, als der Geist erschien, leuchtend hell in der Dunkelheit.
    »Trommlinge«, begann Julius nervös, »ich … äh … bin gekommen, um mich zu entschuldigen. Vor vielen Hundert Jahren habe ich den Trommlingen großes Unrecht angetan. Ich habe nicht auf euren weisen Rat gehört. Ich habe euch eurem Schicksal und dem drohenden Tod überlassen. Es war mir gleich. Dafür bitte ich euch aufrichtig um Entschuldigung.«
    Ein überraschtes Murmeln erhob sich unter den Trommlingen. Duglius gebot ihnen mit einer Geste zu schweigen. »Nehmen alle Trommlinge seine Entschuldigung an?«, fragte er.
    Wieder setzte Gemurmel ein, und diesmal unterbrach Duglius nicht. Es dauerte so lange, dass Julius schon glaubte, sie würden seine Entschuldigung zurückweisen. Das stimmte ihn traurig. Auf Marcias Anregung hin hatte er die Trommlinge in den vorausgegangenen Wochen zusammen mit der Außergewöhnlichen Zauberin mehrmals besucht, um sich mit ihnen vertraut zu machen und sie besser zu verstehen. Wie Marcia hatte er sie dabei schätzen gelernt und mochte sie nun sogar. Jetzt war er überrascht, wie sehr ihm daran lag, dass sie dasselbe für ihn empfanden. Und so wartete er nervös, während die Trommlinge über ihn diskutierten und dabei immer wieder mit ihren Saugnapffingern auf ihn zeigten.
    Schließlich verebbte die Diskussion, und Duglius gab den Trommlingen ein Zeichen. Sie antworteten mit einem Zeichen, das für Julius wie eine Ablehnung aussah. Seine Nervosität stieg, als Duglius sich ihm zuwandte.
    »Wir Trommlinge …«, sagte Duglius und machte eine Pause. »Ja, wir nehmen Ihre Entschuldigung an.«
    »Oh!«, rief Julius überrascht und erfreut. »Ich danken Ihnen, Duglius. Und ich danke allen Trommlingen.« Er verbeugte sich und schwebte die Treppe hinauf, um sich zu der Gruppe auf der Beobachtungsstation zu gesellen. Er kam gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Marcellus den denaturierten Ring an Marcia übergab.
    »Es ist geschafft«, sagte der Alchimist.
    Marcia betrachtete den schlichten Bleiring, der in ihrer Hand lag. »Ja, es ist geschafft«, stimmte sie zu.
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